Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1

0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1

Titel: 0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jagd auf Staatsfeind Nr. 1 (3 of 3)
Vom Netzwerk:
ganz früh losgefahren. Jack hatte sich einen Wagen gemietet. Ein altes Modell, das war billiger. Aber es war himmlisch. Ach, Mister Cotton, Sie haben keine Ahnung, wie himmlisch es war.«
    »Nein, vermutlich nicht«, gab ich zu. Mit todernstem Gesicht. Obgleich mich dauernd das Zwerchfell juckte.
    »Wir sind nach Long Island gefahren«, berichtete sie weiter. »Und wissen Sie, wo wir waren?«
    »Montauk Park an der östlichsten Spitze von Long Island«, leierte ich herunter, weil dort die meisten Leute hinfahren, wenn sie einen Ausflug nach Long Island machen.
    »Ja, da waren wir auch«, sagte sie wegwerfend. »Aber dann haben wir das Haus von John Howard Payne besichtigt.«
    »Aha«, sagte ich. »Wer ist das?«
    Sie sah mich entrüstet an.
    »Das ist ein großer Künstler.«
    »Au verdammt«, sagte ich und kratzte mich hinter dem rechten Ohr. »Mit der Kunst hat’s bei mir immer schon gehapert. Was hat er denn so gemalt?«
    »Gemalt!«, stöhnte sie. »Er hat komponiert!«
    »Auch das noch!«, seufzte ich.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Mister Cotton, Sie sind ein Zyniker!«, stellte sie fest. »Payne hat unter anderem eine bestimmte Oper komponiert, aus der ein ganz bestimmtes Lied stammt.«
    »Ganz bestimmt«, sagte ich ernsthaft. »Es gibt selten Opern, in denen nicht gesunden wird. Jedenfalls nach allem, was man so hört.«
    »Sie wollen mich auf den Arm nehmen«, sagte sie beleidigt.
    »Ich tät es ganz gern«, gab ich zu. »Aber da kann ich die Krücken nicht dabei halten.«
    Sie drohte mit dem Zeigefinger. Sehr schelmisch. So was können nur verliebte junge Mädchen.
    Und auf einmal fing sie wieder mit diesem verdammten Song an, den sie nun schon seit einer halben Ewigkeit sang, zwitscherte, pfiff, trällerte.
    »Sie sollten auch mal lieber Opern singen«, sagte ich.
    »Mein Herr, Ihre mangelhafte Bildung stinkt direkt zum Himmel«, sagte sie in der Tür. »Das Lied Home sweet home stammt eben von jenem bewussten John Howard Payne, dessen Haus ich gestern zu besichtigen die Ehre hatte. Übrigens habe ich Jack bei diesem Lied kennengelernt, deshalb mag ich es so gern. Guten Morgen, Mister Cotton!«
    Rums, die Tür war zu. Ich starrte ihr mit gerunzelter Stirn nach. Home sweet home. Das Haus von John Howard Payne. Irgendwo auf Long Island. War ich verrückt oder - oder -Ich warf die Bettdecke beiseite. John Howard Payne. Was ich brauchte, war Rand McNallys Road Atlas. Die neuste Ausgabe. Und zwar auf dem schnellsten Weg.
    ***
    »Nanu?«, staunte der Chef. »Sie sind schon wieder auf den Beinen? Es sind höchstens drei Stunden her, seit…«
    »Ich weiß, Chef«, unterbrach Phil. »Ich kann einfach nicht mehr schlafen. Außerdem ist mir etwas eingefallen. Wir müssen darüber sprechen.«
    Mister High nickte zustimmend und zeigte auf den Sessel vor seinem Schreibtisch.
    »Natürlich, Phil. Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung. Im Augenblick sind Sie der wichtigste Mann im ganzen Haus. Sie leiten die Kidnappersache, und Sie sind der Einzige, der die Übersicht hat. Setzen Sie sich doch. Was ist Ihnen eingefallen?«
    Phil zuckte die Schultern.
    »Vielleicht lachen sie mich aus, Chef. Aber diese Geschichte mit Neville - er war so davon überzeugt, dass Clifford hinter der ganzen Sache steckt. Ich weiß, Clifford kann es nicht gewesen sein. Er saß ja noch im Zuchthaus, als der Banküberfall ausgeführt worden wurde und als die Falschgeldgeschichte eingeleitet wurde. Aber nehmen Sie einmal seine Schwester. Als Cliffords Schwester könnte sie Neville ebenso hassen wie Clifford selbst. Schließlich hat Neville ihn sechsundzwanzig Jahre lang hinter Zuchthausgittern gebracht.«
    Mister High lehnte sich in seinem Sessel zurück.
    »Das ist eine ganz überraschende Perspektive, Phil«, gab er zu. »Bisher sind wir immer von der Annahme ausgegangen, dass Clifford selbst Hass gegen Neville empfinden müsste. Aber lassen Sie uns jetzt diesen Gedanken ruhig einmal durchdenken. Sie besucht ihren Bruder im Zuchthaus. Sie lernt dabei diese ganze entwürdigende Atmosphäre eines Zuchthauses kennen. Sie sieht, wie ihr Bruder körperlich verfällt, obgleich er doch noch gar nicht so alt ist. Sie empfindet Mitleid mit ihrem Bruder. Mitleid, dass sich durchaus in Hass gegenüber denen ändern kann, die sie für das Schicksal ihres Bruder verantwortlich hält. Ja, das ist eine durchaus mögliche Haltung. Ihr Gedanke ist zumindest theoretisch durchaus möglich.«
    »Außerdem die Geschichte mit dem Traughers-Kind«, sagte Phil.

Weitere Kostenlose Bücher