0227 - Vier Killer kennen keine Gnade
wir werden am Tatort doch' wenigstens einen Wagen brauchen. Und da schien mir Ihr Jaguar geeignet. Wenn eine Verfolgung mit einem Wagen nötig wird, kann man wenigstens sicher sein, dass die Gangster kein schnelleres Fahrzeug besitzen.«
»Wer leitet die Sonderkommission?«, fragte Phil.
»Anthony Quickers. Er hat zwei Experten für Sprengstoff dabei, den Arzt der Mordkommission, den Fotografen, zwei gute Leute vom Erkennungsdienst und ein paar andere.«
»Der Gedanke an die Sprengstoffexperten war gut« sagte ich. »Von dieser Seite her müsste sich eine Spur finden lassen. Es ist bestimmt nicht einfach, drei Wagen gleichzeitig in die Luft zu jagen, so dass keine Wagenbesatzung auch nur ein Wörtchen ins Sprechfunkgerät sagen kann. Die Gangster müssen sehr zahlreich sein. Wenn sie es mit Handgranaten gemacht haben, müssen sie pro Wagen etwa drei Werfer gehabt haben. Das gibt schon neun Mann.«
»Eine merkwürdige Geschichte…«, brummte der Chef halblaut vor sich hin. »Eine sehr merkwürdige Sache… Ich bekam Bescheid, wer auf der Straße gefunden wurde. Es ist Herbert Newman. Und er lebt. Obgleich von dem Wagen, in dem er saß, so gut wie nichts vorhanden ist.«
Stille breitete sich im Jaguar aus. Nur das helle Summen des Motors hing in der Luft. Phil und ich begriffen schlagartig, was der Chef angedeutet hatte. Der Wagen völlig zerstört. Aber Newman am Leben? Dann konnte er doch im Augenblick der Explosion eigentlich nicht im Wagen gewesen sein. Wieso aber war er das nicht? Wieso? Konnte wirklich ein Zufall ihn gerade in dem Augenblick bewogen haben, auszusteigen, als die Gangster mit den Handgranaten schon ausholten? Was für ein eigenartiger Zufall musste das gewesen sein.
»Newman ist noch nicht lange beim FBI, nicht wahr?«, fragte ich.
»Erst ein paar Wochen«, gab der Chef zu. »Aber er ist so gründlich geprüft worden wir jeder, der sich bewirbt.«
»Hm…«, brummte ich nur.
»Auch einer Prüfungskommission kann mal ein Fehler unterlaufen«, sagte Phil, während er mit unbewegtem Gesicht zum Seitenfenster hinausblickte. »Ich will damit nicht sagen, dass… Ich meine nur so…«
Wir verstanden schon was er meinte. Aber alles in uns sträubte sich gegen die Annahme, die nur noch übrig blieb: dass nämlich einer von uns um die Geschichte schon vorher gewusst haben könnte. Das hätte ja nichts anderes bedeutet, als dass Newman wissentlich den Tod voh Kollegen hätte herbeiführen helfen. Das war doch einfach undenkbar.
»Wie viel Geld hatte der Transport geladen?«, fragte Phil nach einer Weile.
»Eine Million vierhundertachtundvierzigtausendzweihundertsiebzehn Dollar und Sechsundsechzig Cent«, erwiderte der Chef. »Die Löhne für über zwölf tausend Arbeiter…«
Phil stieß einen scharfen Pfiff aus. Ich verdrehte einen Sekundenbruchteil die Augen. Natürlich wussten wir, dass es eine Riesensumme war, aber wir hatten uns noch nicht ausgerechnet, was für ein Betrag herauskam. Wenn man die Löhnung für zwölftausend Leute auf einen Haufen legt. Über eine Million. Es waren schon Morde für viel weniger Geld begangen worden.
Mr. High, griff zum Funksprechgerät. Er rief die Zentrale und ließ sich mit der Personalabteilung verbinden.
»High«, sagte er. »Hallo Evans. Ich möchte, dass Sie sich unverzüglich die Personalakte von Herbert Newman vornehmen. Gehen Sie sie Zeile für Zeile durch. Wenn Sie auf irgendetwas stoßen, versuchen Sie, mich sofort zu erreichen.«
»Ja, Sir«, quarrte die Stimme von Evans Grocer, dem Leiter unserer Personalabteilung, aus dem Lautsprecher. »Warum denn? Hat sich Newman etwas zuschulden kommen lassen?«
»Wenn ich das wüsste, brauchte ich Sie nicht auf die Personalakte anzusetzen«, erwiderte der Chef unwirsch. »Das war alles, danke.«
Er legte den Hörer zurück und sah mit unbewegtem Gesicht geradeaus. Das Schweigen wurde drückend.
»Vielleicht klärt sich ja alles ganz harmlos auf…« brummte Phil nach einer Weile.
»Ja, vielleicht…«, sagte der Chef.
Ich sagte überhaupt nichts.
Man konnte die ganze Geschichte von links nach rechts und von rechts nach links drehen und wenden, so viel man wollte. Wenn drei Wagen zur selben Sekunde in die Luft gesprengt werden, und nur einer der Insassen kommt mit dem Leben davon, dann ergibt sich zwangsläufig die Frage, wie dieser eine das fertig brachte. Hätte auch er zur Zeit der Explosion im Wagen gesessen, hätte er genau wie die anderen in Stücke zerrissen werden müssen. Wenn er aber
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