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0230 - Heroin für Gangsterarme

0230 - Heroin für Gangsterarme

Titel: 0230 - Heroin für Gangsterarme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heroin für Gangsterarme
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denen ich hoffe, daß sie kommen würden. Sie kamen wirklich. Bereits gegen zehn Uhr früh klingelte auf meinem Schreibtisch das Telefon. Ich meldete mich. Der Kollege aus der Zentrale sagte mir, daß mich Onkel Kelly sprechen wollte.
    »Stell durch!« bat ich und fühlte, wie meine Hände, feucht wurden vor Aufregung. Onkel Kelly war einer unserer Verbindungsleute drunten in der Bowery. Er hatte uns schon mehr als einmal sehr wertvolle Hinweise gegeben. Wenn es je herauskam, daß er für uns arbeitete, würde er nicht einmal mehr die Zeit haben, ein Testament zu machen.
    »Hallo?« frage eine leise Stimme im Hörer.
    »Hier ist Cotton«, sagte ich. Alles in mir war gespannt.
    »Stichwort: Lausiger Kerl«, drang die leise Stimme durch den Hörer. »Automatenspielhölle in der Cliff Street. Ich rufe in einer Stunde wieder an.«
    Ein Knacken verriet, daß Onkel Kelly bereits wieder eingehängt hatte.
    ***
    Die Cliff Street ist eine kleine, kurze Straße im verwickelten Kurvennetz unter der Anfahrt zur Brooklyn-Brücke. In zahllosen Über- und Unterführungen, stellenweise sogar unterirdischen Streckenabschnitten winden sich hier die An- und Abfahrt zur und von der Brücke durcheinander mit den Abzweigungen des großen Highways am East River, und das Ganze wird durchzogen vom Netz der gewöhnlichen Straßen, die zwischen den Häuserblocks hindurchlaufen.
    Ich stellte den Jaguar an einer günstigen Ecke ab und machte mich zu Fuß auf den Weg. Das Lokal, das gemeint war, kannte ich flüchtig, weil dort in der Gegend zweimal eine Großrazzia durchgeführt worden war, in deren Verlauf wir auch diese Spielhölle durchgekämmt hatten. Mindestens 120 Spielautomaten aller Größen und Typen waren dort aufgestellt. Von morgens neun bis nachts drei konnte sich jeder daran vergnügen, der einen Nickel zum Spielen hatte.
    Daß Onkel Kelly in einer Stunde wieder anrufen wollte, konnte nichts anderes bedeuten, als daß er sich davon überzeugen wollte, ob ich den gesuchten Mann auch wirklich erwischt hatte. Bevor ich die Spielhölle erreichte, konnte der Bursche sie ja schon wieder verlassen haben.
    Ich zündete mir eine Zigarette an, schob den Hut ein bißchen ins Genick und die Hände so tief in die Hosentaschen, daß gerade noch die Ellenbogen heraussahen. In der Aufmachung würde mich so schnell keiner für einen G-man halten. Wir sind dafür bekannt, daß wir im allgemeinen sehr korrekt angezogen sind. Früher, vom FBI-Boß Hoover eingeführt, hatte er sogar einmal etwas wie eine inoffizielle Uniform der G-men gegeben: den dunkelblauen, schwach gestreiften Zweireiher.
    Vor der Spielhölle standen sechs junge Burschen in Lederwesten beieinander. Sie gehörten zu der Sorte, aus der sich später die richtigen Verbrecherbanden zusammensetzen. Wenn sie schon am Montag anfingen, die Arbeit zu schwänzen, würde es im Laufe der Woche nicht viel besser werden. Natürlich hätte ich ihnen ein paar passende Worte sagen können, aber erstens hat jeder Amerikaner das Recht, sich hinzustellen, wo er will, zweitens wolte ich kein Aufsehen, und drittens hätten sie mich doch nur ausgelacht.
    Als ich mich an ihnen vorbeischob, streiften sie mich mit herausfordernden Blicken. Diese Sorte fühlt sich ja immer stark, wenn sie als Verein auftreten kann, einzeln sind sie meistens ganz vernünftig. Einer machte ein paar Bemerkungen, mit denen er mich reizen wollte. Ich tat, als ob ich sie nicht hörte.
    In der langgestreckten Bude herrschte der übliche Vormittagsbetrieb: Es war doch nicht überfüllt, aber mindestens jeder zweite Automat klapperte bereits. Bei uns werden diese Dinger nicht zu Unrecht »einarmige Gangster« genannt, weil sie mit dem einen Hebel, mit dem man sie in Bewegung setzt, den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen.
    Gleich vorn am Eingang gab es einen kleinen Verschlag, in dem ein mürrischer Mann eigens dafür bezahlt wurde, daß er Geldscheine in Nickel umwechselte. Jeden Morgen vor der Öffnung der Bude wurden die Automaten geleert, damit man den nötigen Vorrat an Wechselgeld vorrätig hatte. Einige tausend Fünf- und Zehn-Cent-Stücke kamen wahrscheinlich nie aus dieser Bude heraus, weil sie den ständigen Kreislauf von der Kasse in die Automaten und wieder in die Wechselkasse unterhielten.
    Ich ließ mir einen Dollar einwechseln und bekam wunschgemäß zehn Fünfer und fünf Zehner dafür. Langsam bummelte ich durch die Reihen der Automaten. Ab und zu ließ ich einen Dime oder einen Nickel in einem der Automaten zurück,

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