0230 - Heroin für Gangsterarme
dem großen Gebäude führen, in dem eins der größten Polizeireviere von Manhattan beheimatet war.'
Der Revierleiter hieß Captain George C. Britton. Er hatte ein hageres Gesicht mit einem unwahrscheinlich stark ausgeprägten Kinn. Das dunkle Haar war an den Schläfen eisengrau. Als er hörte, daß ich vom FBI kam, schob er mir selber einen Stuhl zurecht und sagte: »Setzen Sie sich, G-man! Ich hoffe, daß Sie mir keinen Ärger bringen.«
»Kaum, Captain«, erwiderte ich und ließ mich nieder. »Eigentlich ist es eine lächerliche, harmlose Geschichte. Ein Kollege von mir hat vor ungefähr drei Wochen sein Feuerzeug verloren, als wir uns drunten in der Downtown mit drei schweren Jungen herumschossen. In den Mittagszeitungen sah ich ein Foto von einem Feuerzeug, das angeblich diesem Räuber hier oben gehören soll…«
Der Captain hatte bereits verstanden. Er zog die mittlere Schreibtischschublade auf und stellte mir das kleine schwarze Metallding vor die Nase. Ich besah es mir, ohne es zu berühren.
Es konnte gar keinen Zweifel geben. Das war Phils Feuerzeug. An der charakteristischen Schramme konnte man es deutlich erkennen.
Ich nickte. »Ja, Captain. Das ist es. Ich habe es ihm seinerzeit selbst geschenkt. Eine Verwechslung ist ausgeschlossen. Eine Kugel streifte seinen Oberschenkel, zerfetzte die Hosentasche und wurde von diesem Feuerzeug abgelenkt. So eine Schramme kann es in genau derselben Art nicht ein zweites Mal geben.«
»Sicher nicht«, gab der Captain zu. »Das ist aber eine merkwürdige Geschichte. Ihr Kollege hat das Feuerzeug verloren. Dann muß es also der Gangster, der es jetzt verloren hat, erst seinerseits gefunden haben.«
»So wird es wohl sein. Was uns an der Sache interessiert, ist, ob dieser Räuber vielleicht der eine von den drei schweren Jungens ist, der uns damals entkommen konnte.«
Der Captain hob den Kopf und sah mich unter zusammengezogenen Augenbrauen an..
»Moment mal«, sagte er, »damit ich das richtig verstehe: Sie hatten eine Schießerei mit drei Burschen in der Downtown?« Ich nickte.
»Bei der Schießerei entstand diese Schramme auf dem Feuerzeug«, erklärte ich. »Mein Kollege zeigte es mir. Gleich darauf ging die Ballerei weiter. Wir hatten fast 16 Minuten zu tun, bis wir zwei von den drei Gangstern gestellt hatten. Der dritte war wie vom Erdboden verschluckt. Erst als wir ins Distriktgebäude zurückgekommen waren, merkten wir, daß mein Freund sein Feuerzeug nicht mehr hatte. Er mußte es also kurz nach dem Augenblick verloren habe, da er mir die Schramme zeigte.«
Die ganze Geschichte war erfunden, vom ersten bis zum letzten Wort. Jedenfalls, was das Feuerzeug betraf. Mit drei Gangstern hatten wir uns allerdings wirklich vor ein paar Wochen in der Downtown herumgeschossen, und einer von ihnen war auch wirklich entkommen.
»Verstehe«, nickte der Captain zu meiner Erleichterung. »Sie nehmen also an, daß der dritte, der Ihnen entkommen konnte, das Feuerzeug bei dieser Gelegenheit gefunden hat?«
Ich zuckte die Schultern. »Das wäre doch möglich.«
»Sicher«, bestätigte der Captain. »Und wenn es so sein sollte, dann wäre der Ihnen seinerzeit entkommene Gangster identisch mit dem Räuber, der hier oben seit ein paar Tagen seine tollkühnen Streifzüge ausführt. In diesem Falle hätten also wir und das FBI ein Interesse an diesem Kerl.«
»So ist es«, nickte ich. »Aber jetzt möchte ich Sie um eine Gefälligkeit bitten, Captain.«
»Ja?« dehnte er. Seine Augenbrauen waren wieder zusammengezogen. Der Teufel mochte wissen, ob er mir meine Story glaubte oder nicht.
»Sagen sie den Zeitungen nichts davon, daß dieses Feuerzeug einmal einem G-man gehört hat!« bat ich. »Sie kennen ja die Art, wie ein Teil unserer Skandalmagazine auf solche Verwicklungen wartet, um daraus Schlüsse zu ziehen, die durch nichts gerechtfertigt sind.« Captain Britton lachte schallend. »Jetzt weiß ich endlich, worauf Sie hinauswollen!« polterte er. »Die ganze Zeit merkte ich schon, daß Sie wie die Katze um den heißen Brei herumstrichen. Natürlich, G-man, werde ich den Mund halten. Es ist zwar der größte Treppenwitz des Jahrhunderts, anzunehmen, daß ein G-man dieser Räuber sein könnte, aber es gibt ja nichts so Skurriles, daß einige Skandalmagazine nicht bereit wären, es einmal breitzuwalzen. Das versteht sich doch von selbst, Cotton. Wir sitzen alle im selben Boot und müssen Zusammenhalten, wenn es darum geht, den Skandalmagazinen keine Angriffsfläche zu
Weitere Kostenlose Bücher