0231 - Der Tod spielt auf im Treppenhaus
Gransky nicht beauftragt, Sie zu fragen.«
Sie lächelte ein wenig.
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, antwortete sie leise. »Ich bin für keine Arbeit zu vornehm.«
»Würden Sie wirklich unsere Wohnung in Ordnung halten?«
Sie fuhr sich mit der gleichen nervösen Geste durch das Haar, die ich schon einmal an ihr gesehen hatte.
»Ich weiß nicht…«, sagte sie unsicher. »Muss ich mich sofort entscheiden?«
»Was überlegst du noch?«, fuhr Gransky dazwischen. »Eine gute Chance für dich Mädchen. Vielleicht…« Er zwinkerte auf so eindeutige Weise mit den Augen, dass ich ihm am liebsten eine geknallt hätte.
»Wenn Sie wirklich Lust haben, sich ein wenig um uns zu kümmern, können Sie uns morgen oder übermorgen Bescheid sagen. Bis dahin werden wir unsere Behausung noch leidlich in Ordnung halten können.«
»Ich muss mich noch bei Ihnen bedanken«, mischte sich Phil ein. »Sie haben einiges für mich getan.«
Sie lächelte als Antwort, nickte uns zu und verließ leichtfüßig das Haus.
Phil und ich folgten ihr ein paar Minuten später.
»Verdammt nettes Mädchen«, meinte Phil. »Ich kann nicht verstehen, dass sie es nötig hat, sich ihr Brot in einem Drugstore dritter Ordnung und als Reinmachefrau bei uns zu verdienen. Sie scheint mir intelligent genug zu sein, um einen anständigen Job zu finden.«
»Sie ist hier in den Slums geboren, und so, wie die Verhältnisse liegen, ist es für jeden schwer, sich hochzuarbeiten. Übrigens glaube ich nicht, dass sie die Arbeit annehmen wird. Einer von den Jungs, die gestern Nacht mit Pistolen in den Händen auftauchten, ist ihr Bruder. Der gleiche Knabe, der sie in meiner Gegenwart schlug!«
Phil sah mich vorwurfsvoll an.
»Du hättest es mir sagen sollen. Liebend gern hätte ich dem Burschen ein wenig auf die Zehen getreten.«
»Das hat keinen Sinn. Das Mädchen hat Schwierigkeiten genug. Ich halte es für richtiger, wenn wir uns nicht zu sehr für Juana Galvarez interessieren. Ich möchte nicht, dass Rallaro seinen Zorn, den er bei uns nicht loswerden kann, an ihr auslässt.«
Wir suchten uns ein Telefon. Ich rief das Hauptquartier des FBI an und verlangte Mr. High. Ich gab ihm einen kurzen Bericht von den Ereignissen dieser Nacht und bat ihn, einen Kollegen mit den Nachforschungen über Matthew Bender zu beauftragen. Mr. High versprach, einen tüchtigen Mann an die Sache zu setzen.
Als wir zum Haus zurückkamen, wartete dort ein Polizeiwagen des 14. Reviers auf uns. Der Beamte, der ihn fuhr, salutierte.
»Lieutenant Clay schickt, mich mit dem Auftrag Sie sofort aufs Revier zu bitten, Agent«, meldete er.
»Irgendetwas Besonderes los?«
»Ich weiß keine Einzelheiten, Agent. Es handelt sich, glaube ich, um die gestrigen Ereignisse in Falaros Inn.«
***
Als wir Lieutenants Clays Büro betraten, war er nicht allein im Raum, sondern zwei weitere Beamte und ein Stenograf saßen darin, und vor dem Schreibtisch hockte ein Mann auf einem Stuhl und hielt den Kopf gesenkt.
Clay begrüßte uns.
»Hallo«, sagte er. »Gut, dass wir Sie erreicht haben. Ich hielt es für richtig, wenn Sie sofort und aus erster Hand erfahren, wie Ihre Aktion in Falaros Inn zu enden scheint. — Ich habe gleich heute Morgen damit begonnen, Leute, die Sie als Zeugen benannt haben, zusammenzuholen und zu vernehmen. Das hier ist einer von ihnen, der fünfte oder sechste, den wir bereits vernehmen. Er heißt…«
Er sah den Stenografen fragend an, und der Beamte ergänzte: »Enrico Laguas!«
»Laguas, wiederholen Sie Ihre Aussagen! Nehmen Sie den Kopf hoch!«
Der Mann hob den Kopf, sodass ich erst jetzt sein Gesicht sehen konnte. Die Oberlippe war geplatzt, und seine linke Wange war stark geschwollen.
»Wo haben Sie sich das geholt?«, fragte ich.
»Bin gefallen«, antwortete er in schlechtem Englisch.
»Das sieht mehr so aus, als wären Sie mehrfach in eine Faust hineingestolpert.«
»Bin gefallen«, wiederholte er hartnäckig.
»Ihre Aussage!«, sagte Clay und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch. »Sie waren also gestern in Falaros Inn. Die beiden G-men kamen herein. Was geschah dann?«
Laguas warf uns einen scheuen Blick zu, senkte den Kopf und murmelte fast unverständlich: »Die G-men fingen Krach an.«
»In welcher Form geschah das?«
»Sie entrissen Aguantes und Maraz die Billardstöcke. Sie schlugen Carlos Aguantes sofort nieder und prügelten auf Maraz ein.«
»Ging ein Wortwechsel voraus?«
Seine Stimme wurde immer
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