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0235 - Disco-Vampir

0235 - Disco-Vampir

Titel: 0235 - Disco-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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war er emsig bemüht, das Schaufenster leerzuräumen. Nach einer halben Stunde betrachtete er sein Werk.
    Die Schaufensterpuppe hätte Maurice Chevalier oder Johannes Heesters in ihren besten Tagen darstellen können. Nun, jetzt konnte jeder sehen, wo es den seltsamen Fummel zu kaufen gab, mit dem die beiden jungen Leute eben stolz wie die Spanier abgezogen waren.
    Kaum war Samuel Rosenbaum wieder im Geschäft, als die Glocke erneut läutete.
    »Oijoijoi, Gewalt!« brachte Rosenbaum hervor, als er die drei Jungen und das Mädchen sah, die zur Tür hereinkamen.
    »Sie wünschen sicher die Kollektion zu sehen, die ich eben hereinbekommen habe!« sagte er salbungsvoll.
    »Ach, ja!« hauchte das Mädchen.
    »Die sind doch sicher in Paris oder London geschneidert!« fragte einer der Jünglinge während der Anprobe.
    »Geschäftsgeheimnis!« erklärte Samuel Rosenbaum.
    »Wir haben schon die einschlägigen Boutiquen abgeklappert!« erzählte das Mädchen. »Aber die haben so was nicht. Dabei habe ich gehört, daß in London… !«
    »Geschäftsgeheimnis!« sagte Rosenbaum und lächelte vieldeutig. Oijoijoi, Gewalt! Das Geschäft mußte er ausnutzen. Und ganz schnell, bevor die Konkurrenz sich umstellte. Als Josef, sein sechzehnjähriger Sohn, aus der Schule kam, klärten beide die Situation. Josef war bereits im Bilde. Die Neuigkeit aus dem »Odeon« hatte sich bei den Jugendlichen von Trier bereits herumgesprochen.
    Josef Rosenbaum legte dem Vater seine Pläne für einen für ihre Verhältnisse gigantischen Werbefeldzug dar. Und Vater Rosenbaum wurde immer begeisterter. Gemeinsam suchten die beiden dann den alten Spiritusdrucker, den einmal ein Kunde in Zahlung gegeben hatte. Im Schweiße seines Angesichtes begann Josef Rosenbaum dann, auf einer uralten Schreibmaschine einen Werbetext auf eine Matrize zu tippen.
    Die Flugblätter, die Rosenbaums Freunde vor allen Trierer Discotheken verteilten, erklärten jedem, der es wissen wollte, wo die neue Mode exklusiv zu kaufen war.
    In einem Geschäft in der Domgasse, das jetzt »Rosenbaum und Sohn« hieß. Auch Regina Stubbe bekam einen solchen Zettel zugesteckt, als sie an Tobys Seite ins »Odeon« ging. Sie konnte sich nicht genug darüber wundem.
    Am nächsten Tag jedoch stellte sie fest, daß ihre modische Kleidung total überholt war. Die Besucher der Disco glichen einer Trauergemeinde oder einem Kongreß von Bestattungsunternehmern.
    Regina Stubbe war der einzige Farbtupfer im Glitzerlicht der Disco.
    »Es schein, daß die Menschen hier leicht zu beeinflussen sind!« meinte Toby, der Vampir, dazu. »Ich habe gar nichts für Uniformen übrig. Aber ich glaube, daß meine Kleidung schon eine Art Uniform geworden ist. Wer sie nicht trägt, gehört irgendwie nicht dazu!«
    »Hoffen wir, daß es bald vorbei ist, Toby!« seufzte Regina. »Ich gefalle mir in Jeans, meinem Glitzerpullover und dem goldenen Stirnreif am besten!«
    »Du gleichst einer Fee aus dem Märchen!« sagte der Vampir und strich ihr leicht über das Goldhaar.
    Während der gleichen Zeit telefonierte Samuel Rosenbaum mit dem Theaterdirektor. Und er bekam wertvolle Adressen. Denn da die Inszenierungen immer moderner und damit phantasieloser wurden, traten die Schauspieler und Sänger an den Theatern fast nur noch in Straßenkleidung auf. Kostüme wurden überflüssig. Samuel Rosenbaum rieb sich die Hände.
    Das Lager war fast geräumt und hatte ihm ein kleines Vermögen eingebracht. Die Jugendlichen schienen für diese neue Mode jeden Preis zu zahlen. Mochte dieser und jener wissen, woher sie das Geld hatten.
    Die Telefonrechnung des Samuel Rosenbaum erreichte in dieser Nacht eine Rekordhöhe. Aber dann hatte er mit allen Theaterdirektoren gesprochen, die ihren Kostümfundus verkleinern wollten. Expreßlieferung wurde zugesichert.
    »Ojojoi, Gewalt!« war Samuel Rosenbaums Kommentar.
    Und »Oijoijoi, Gewalt!« rief auch sein Schwager Cohn, der Autohändler, als Samuel Rosenbaum, der vorher einen klapprigen VW-Bus als Geschäftswagen hatte, einen nagelneuen Mercedes bei ihm bestellte…
    ***
    »… daß er mich so reinlegen mußte, dieser Spitzbube. Und so was ist mein Freund. Na, warte…!« brummelte Michael Ullich. Es war alles ganz harmlos gewesen. Kirsten, die Hübsche von gestern abend, hatte angerufen. Und Michael Ullich hatte sich sofort mit ihr verabredet.
    »… selbstverständlich hole ich dich mit dem Wagen ab!«, sagte Ullich am Telefon. »Ich freue mich schon riesig!« Carsten Möbius hatte mit

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