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0235 - Disco-Vampir

0235 - Disco-Vampir

Titel: 0235 - Disco-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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seinen Hals. Michael Ullich spürte die Lippen - kalt - kalt wie Eis. Instinktiv warf er sich zurück. Es knirschte, als sich der Mund des Mädchens schloß. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Michael Ullich Zähne gesehen, die eines Leoparden würdig gewesen wären.
    Mit aller Kraft stieß er das Mädchen von sich zurück. Ein Salto rückwärts und er war vom Bett in Richtung Tür gesprungen. Mit fliegender Bewegung griff er nach seiner Wäsche.
    Schon hatte sich Kirsten hochgerappelt. Ihre Augen sahen den Jungen durchdringend an, der gerade den knappen Slip übergestreift hatte.
    »Komm, Micha!« wisperte es. »Komm und vergiß alles. Küß mich. Du kannst mir nicht entkommen… !«
    Michael Ullich fühlte den Willen des Vampirs wie eine Schockwelle auf sich zurasen. Mit aller Macht versuchte sich die hypnotische Kraft in seinem Inneren zu manifestieren. Für Ullich war es, als hätte er einen mächtigen Kinnhaken eingefangen.
    Seine Hand tastete nach der Türklinke hinter ihm. Er fand sie und rüttelte daran. Vergeblich! Die Tür war abgeschlossen.
    Für eine Verwünschung blieb ihm keine Zeit. Denn wieder kamen die Kraftströme auf ihn zu.
    »Es hat keinen Zweck, daß du vor mir da vonlauf en willst, Micha!« hauchte Kirstens Stimme. »Die Petra hat mich in den Kreis aufgenommen. Mit einem Kuß. Und jetzt will ich dich in den Schwarzen Kreis einführen. Ja, dich… weil ich dich irgendwie mag. Komm, Micha. Die anderen sind auch alle dabei. Du kannst dich da nicht ausschließen. Komm zu mir. Küß mich!«, lockte die Stimme immer wieder.
    » Blocken! « hämmerte es in dem Jungen. »Eine Gedankensperre! Ich muß meine Gedanken blockieren, daß sie nicht eindringen kann!«
    In Gedanken sagte er das kleine Einmaleins auf. So jedenfalls hatte es ihm Professor Zamorra einmal geraten, denn Michael Ullich und auch Carsten Möbius waren weder medial veranlagt noch magisch begabt. Es war die einzige Art Gedankensperre, die sie aufbauen konnten.
    Aber der Wille des Vampirs war stark! Wie ein Rammbock ging er gegen den verzweifelten Versuch Ullichs an, einen klaren Kopf zu bewahren.
    »Du kannst nicht entkommen… du wirst durch mich in den Schwarzen Kreis eingeführt!« hörte es der Junge immer wieder durch seine Gedanken. Und das sich ständig wiederholende: »Küß mich, Micha. Küß mich!« raubte ihm fast den Verstand. Die Augen schienen sich wie glühende Dolche in sein Innerstes zu bohren. Er mußte fliehen. Oder er war verloren!
    Michael Ullich aktivierte alle seine Kräfte, als er sich gegen die Tür warf. Ein Krachen und Splittern - dann war der Weg frei. Seine Kleidung in der Hand haltend, rannte er die Treppe hinunter. Hinter ihm der Vampir.
    »Bleib stehen, Micha!« gellte es durch das Treppenhaus. »Du gehörst mir…!«
    Und dann sahen die wenigen nächtlichen Passanten ein ungewöhnliches Bild.
    Ein halbnackter, blonder Junge rannte aus einer Haustür. Wie vom wilden Affen gebissen raste er die Straße hinauf. Ihm auf den Fersen ein graziles, weibliches Wesen, das seltsame, schrille Schreie ausstieß.
    Michael Ullich hatte sich immer auf seine Geschwindigkeit im Laufen etwas eingebildet. Aber der Vampir war schneller.
    Das Kopfschütteln der Passanten und ihr verwehendes Lachen nahm Michael Ullich nur am Rande wahr. Die konnten ja nicht wissen, daß aus Kirsten ein Blutbiest geworden war. Ein Biß von ihr, und alles war vorbei. Dann mußte auch er als Vampir durch die Nacht streifen.
    Hinter sich hörte er Kirstens hechelnden Atem. Wie die Krallen einer Katze glitten ihre Fingernägel über seinen nackten Rücken.
    »Gleich… gleich hat sie mich!« hämmerte es in ihm. »Dann ist es zu spät.«
    In diesem Augenblick schien ein roter Blitz aufzuflammen. Grelles Scheinwerferlicht und radierende Reifen. In der Luft lag plötzlich ein Geruch nach verbranntem Gummi.
    Die Tür des roten Porsche wurde aufgerissen.
    »Der Herr wünschen ein Taxi?« fragte eine langhaarige Gestalt aus dem Inneren. Mochte der Teufel wissen, welcher Zufall Carsten Möbius gerade jetzt nach Trier zurück und in diese Gegend führte. Es war auch völlig egal.
    Mit Schwung warf Michael Ullich seine Kleidung in den Wagen und schwang sich selbst hinein. Mit voller Wucht schmetterte er die Tür ins Schloß.
    »Das ist keine VW-Tür!« protestierte Carsten Möbius.
    »Fahr los!« keuchte Ullich. »Wenn die mich zu packen kriegt… !«
    Im selben Moment war Kirsten heran. Gedankenschnell drückte Michael den Verschlußknopf herunter.

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