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0236 - Voodoo-Samba

0236 - Voodoo-Samba

Titel: 0236 - Voodoo-Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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woanders zuschlagen.«
    »Haben Sie einen Verdacht?«
    Sie schaute mich an und lächelte schmal. »Den habe ich gewiß, Mr. Sinclair. Rio!«
    Da hatten wir den Salat. Sukos Voraussagen trafen also doch ein. Ich sah uns schon am Zuckerhut.
    »Wieso gerade Rio?« hakte ich nach.
    »Dort hat er die größte Unterstützung«, erwiderte die seltsame Frau leise. Sie machte einen ungemein entschlossenen Eindruck. Ich spürte, daß mir hier eine besondere Person gegenüberstand, in deren Augen die Kraft leuchtete, um eine lange Rache durchzuhalten.
    »Ist der Kult sehr gefährlich?« fragte ich.
    Sie nickte. Auf dem Kopf verrutschte die Mantilla etwas, und ich konnte sehen, daß ihr Haar ebenfalls dunkel war. »Brasilien ist ein Land, in dem Glaube und Aberglaube dicht nebeneinander liegen. Die Menschen sind christlich, sie gehen in die Kirchen, sie beten. Doch das eine schließt das andere nicht aus. Es existieren auch die alten, einheimischen Götter und Dämonen. Ihnen wird ebenfalls des öfteren eine große Ehre zuteil. Sie werden angerufen und angebetet, wenn die Menschen keinen Ausweg wissen. Vor allen Dingen in den Slums von Rio und Sao Paulo haben die Dämonen des Macomba-Kults ihre größte Anhängerschaft. Ebenfalls in den geheimen Plätzen mitten im Dschungel oder in den Hütten der Bewohner. Macomba ist überall.«
    »Und ihn wollen Sie ausrotten, Señora del Bosque?«
    »Zumindest muß ich meinen Bruder töten, damit er nicht noch mehr Unheil anrichtet«, sprach sie mit tonloser Stimme, schaute an mir vorbei, und ihr Blick war in die Ferne gerichtet.
    »Was geschieht denn im einzelnen bei den Beschwörungen? Und weshalb werden sie durchgeführt?«
    »Ich kann Ihnen nur soviel sagen, daß Köpfe und Körper trotz ihrer Trennung eine Einheit bilden. Der Geist, der noch in den Körpern wohnt, kann dann in das Totenreich eingehen und wird unsterblich.«
    Ich verstand nicht so recht, und das sagte ich auch.
    Ein schmales Lächeln zitterte um die Lippen der Frau. »Es ist auch nicht nötig, Mr. Sinclair, lassen Sie das. Für London ist die Gefahr gebannt, bevor sie richtig zur Geltung gekommen ist.«
    »Da haben Sie recht, Señora del Bosque, aber ich fühle mich irgendwie in meiner Ehre gekränkt, und meinem Freund wird es ebenso ergehen. Ich möchte, daß Cassara gefaßt wird, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Dann müssen Sie nach Rio.«
    »Daran hatten wir gedacht.«
    Die Frau schaute mir offen ins Gesicht. »Sie sind sehr mutig, Mr. Sinclair.«
    »Nicht mehr als andere, vielleicht schon ein wenig abgestumpfter, denn ich habe einiges hinter mir. Sie muß man bewundern. Haben Sie keine Angst, sich hier zu bewegen?«
    »Nein, nein, wo denken Sie hin? Überlegen Sie mal, welch eine Stadt Rio ist. Dagegen können Sie London als ein kleines harmloses Dorf bezeichnen. In Rio ist die Hölle los, also lebe ich mitten in der Hölle und habe sie bisher gut überstanden, nicht zuletzt dank meines Leibwächters Jago, der am Wagen wartet.«
    Ich schaute dorthin, wo das Fahrzeug stand. Viel war nicht zu erkennen, nur ein langer, düsterer Schatten, der sich von der Straße abhob. Er stand dort wie ein Fels und strahlte Sicherheit aus.
    »Wenn Sie das so sehen.«
    »Außerdem habe ich mich informiert, bevor ich herkam. Man konnte mir über Sie und Ihren Partner einiges sagen. Ich wäre also in London nicht so schutzlos gewesen.«
    »Trotzdem bewundere ich Ihren Mut.«
    »Danke.« Sie nickte und drehte sich um. »Sind Sie auch mit dem Wagen hergekommen, Mr. Sinclair?«
    »Nein, mit der U-Bahn.«
    »Dann kann ich Sie mitnehmen.«
    »Ja, das wäre nicht schlecht. Zumindest bis zum nächsten Revier. Ich muß den Mann hier wegschaffen lassen.«
    Inez del Bosque schaute noch einmal auf den toten Körper. Ihre Lippen verzogen sich dabei, und sie schüttelte den Kopf. »Sie können ihn auch vermodern lassen!« zischte sie.
    Ich zuckte zusammen. Diese Frau steckte voller Haß. Sie mußte Schlimmes durchgemacht haben, daß sie so reagierte. Abrupt drehte sie sich um und ging auf den Wagen zu.
    Suko und ich verständigten uns mit einem Blick. Wir folgten der Brasilianerin in wenigen Schritten Abstand. Noch immer hatte sich kein Zeuge blicken lassen. Die Leute hier verkrochen sich wie Ratten, wenn sie Gefahr spürten. Hier wollte niemand etwas mit der Polizei oder anderen Menschen zu tun haben, denn die kamen für sie aus einer fremden Welt.
    »Sollen wir nach Rio?« wisperte Suko.
    »Mal sehen, was Sir James dazu sagt.«
    »Er wird

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