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0236 - Voodoo-Samba

0236 - Voodoo-Samba

Titel: 0236 - Voodoo-Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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befanden.
    Die Stadt lag unter uns. Und der Strand ebenfalls. Dahinter das herrliche Meer, aus dem die Wellen anrollten, lange, weiße Hauben trugen, bevor sie sich auf dem feinen Sandstrand des Copacabano verliefen.
    Es war heiß in Rio, das wußten wir. Der Strand war belebt. Wir sahen die Menschen als winzige Figuren, als wir aus dem Fenster der 1. Klasse schauten.
    Ja, wir flogen »First«. Señora del Bosque hatte den Flug finanziert. Als Eigentümerin gewaltiger Kaffee-Plantagen konnte sie sich das erlauben.
    Auch Sir James hatte keine Einwände. Persönlich hatte er im Hotel mit der Brasilianerin gesprochen, und eine Teestunde in diesem Laden ist für den konservativ und königstreu eingestellten Sir James das zweitgrößte nach seinem Clubleben.
    Wir hatten inzwischen Nachforschungen eingeleitet und auch die Leiche näher untersuchen lassen.
    Der Mann war tot. Das Passionskreuz hatte ihm das Leben genommen.
    — Während wir Rio entgegenflogen, wurde er begraben.
    Ich hatte kein gutes Gefühl. Das geht mir immer so, wenn ich in eine fremde Stadt oder Umgebung komme. Man kennt sich dort nicht aus, die Menschen sind anders, reden in einer fremden Sprache, haben andere Sitten und Gebräuche, und es ist für einen Europäer schwer, sich mit der Seele dieses Mischvolkes auseinanderzusetzen.
    Längst waren wir angeschnallt und sanken der erleuchteten Rollbahn entgegen.
    Die Christus-Statue verschwand aus unserem Blickfeld. Vor uns lag jetzt der beleuchtete Flughafen, über ihm ein wolkenloser, dunkelblauer Himmel.
    Die Sicht war herrlich.
    Ich sprach Señora del Bosque darauf an.
    Sie nickte heftig. »Ja, gegen Abend ist die Sicht gut, aber morgens können Sie nichts sehen. Da steigen die Nebel aus der Bucht und hüllen einen Teil der Stadt in ihre grauen Tücher ein.«
    Wie sie das sagte — ausgezeichnet. Bodenkontakt.
    Kaum ein Rumpeln war zu merken, der Pilot verstand sein Geschäft ausgezeichnet. Er ließ die Maschine ausrollen und bremste ab. Wir schnallten uns los und erhoben uns.
    Ich rechnete mit Zollkontrollen und wurde überrascht, daß wir so einfach passieren durften. Der Arm unserer Begleiterin reichte noch weiter, als wir angenommen hatten.
    Auf dem großen Flughafen herrschte ein unwahrscheinlicher Trubel. Wer entknotete den Sprachenwirrwarr, der uns umschwirrte? Alle Rassen und Nationen waren vertreten. Wir sahen Geschäftsreisende, Musiker, Samba-Tänzer, hörten dazwischen die Lautsprecherdurchsagen, entdeckten elegante Menschen, die nach der neusten Mode gekleidet waren und sich lässig bewegten, wobei sie sehr arrogant und hochnäsig schauten. Und zwischen den Reisenden sahen wir die barfüßigen Jugendlichen, die scharf auf irgendwelche Dienstleistungen waren, um sich ein paar Münzen zu verdienen.
    Schon hier bekamen wir einen Vorgeschmack dessen, was Rio, diese gewaltige Stadt, ausmachte.
    Jago wich nicht von unserer Seite. Sein wachsamer Blick war überall, nichts entging ihm, und manchmal befand sich seine Hand sehr nahe am Kolben der Waffe.
    »Fahren wir mit einem Taxi?« wandte ich mich an die Frau.
    »Nein, Mr. Sinclair, wir werden abgeholt.«
    Irgend jemand hatte sich um das Gepäck gekümmert — nur den Einsatzkoffer trug ich selbst — denn als wir am Wagen standen, war bereits alles eingeladen.
    In einen Rolls stiegen wir nicht ein, dafür in einen dunkelblauen Lincoln Continental von gewaltigen Ausmaßen. Ein Schwarzer in weißer Uniform verbeugte sich vor uns und öffnete die Türen. Wir nahmen wieder im Fond Platz, nur Jago setzte sich neben den Fahrer.
    Dann rollte der Wagen an, und unsere Fahrt durch Rio begann.
    Es war sagenhaft. Diese Stadt faszinierte mich auf eine kaum beschreibbare Art und Weise. Der Verkehr, die breiten Straßen und dahinter direkt die Slums.
    Geschäfte, Lokale, Musik, sogar Sambatrommeln hörte ich. In der Luft lag ein seltsamer Geruch aus Blütenduft und Benzingestank, der anschließend verschwand, als wir uns dem Viertel der Reichen näherten, wo auch Inez del Bosque wohnte.
    Ihre Villa lag in den Bergen. Hanglage, mit einem prächtigen Blick auf das Meer und den Zuckerhut — und auf die Hütten der Slums, die wie Fliegendreck am Felsen klebten.
    Wir sahen dies, als wir die gewundene Paßstraße hochfuhren, die uns zur Villa führte.
    Sie lag in einem tropischen Park, der von einem hohen Gitterzaun umgeben war. Eine gewundene Auffahrt führte hoch zum Eingangstor, neben dem zwei Laternen brannten.
    Irgendwie wurde ich an das Haus meines Freundes

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