0236 - Voodoo-Samba
meine Beine aus.
Die Wanne war so groß, daß meine Zehen den anderen Rand nicht erreichten. Mir war nicht bekannt, welches Mittel als Badezusatz genommen worden war, auf jeden Fall fühlte es sich prickelnd auf der Haut an und gab mir das Gefühl einer echten Entspannung.
Seife lag auch bereit. Ich drehte mich ein wenig, griff danach und spürte gleichzeitig, wie etwas gegen meinen linken Oberschenkel stieß. Unter der Berührung zuckte ich zusammen, denn ich wußte nicht, was es war.
Ich rechnete mit einem Schwamm, um ihn zu greifen, mußte ich mich aufrichten. Ich setzte mich hin, streckte meine Arme aus und bekam den »Schwamm« zwischen die Finger.
Moment mal, Schwamm?
Nein, der fühlte sich anders an.
Plötzlich rann es trotz des warmen Wassers kalt über meinen Rücken.
Meine Gesichtszüge froren ein, ein schrecklicher Verdacht keimte in mir hoch, ich riß die Hände aus dem Wasser und sah meinen Verdacht bestätigt.
Zwischen den Fingern hielt ich einen Kopf!
***
Es war ein Schock. Auch für mich, der ich allerhand gewohnt bin. Aber einen Kopf in der Badewanne hatte ich noch nie gefunden.
Es war kein normaler, das muß ich vorausschicken, sondern einer, wie ich ihn aus London kannte. So ein toter Schädel hatte auch auf den Parkuhren gesteckt. Wie in London glühte er. Nur nicht so stark. Das Licht drang aus den Augenhöhlen, den Nasenlöchern und dem Mund wie ein feiner, gelber Schleier.
Ich starrte den Kopf an, er starrte mich an, jedenfalls hatte ich das Gefühl.
Sekunden vergingen, in denen mir zahlreiche Gedanken durch das Gehirn schossen, denn ich dachte an dieses Haus und auch daran, daß der Macomba-Zauber davor nicht Halt gemacht hatte. Wir steckten mittendrin.
Noch immer hielt ich den Kopf fest, bis ich mich schließlich überwand und ihn zur Seite legte.
Neben der Wanne fand er seinen Platz. Dort sollte er auch liegenbleiben.
Mir war die Lust an einem Bad vergangen, da war ich ehrlich genug, um dies zuzugeben.
Ich blieb allerdings noch einen Moment sitzen, um die Nerven zu beruhigen. Meine Hände hatten sehr stark gezittert, als sie das makabre Fundstück aus dem Wasser holten.
Ein paarmal schluckte ich, atmete tief durch und dachte auch daran, den Kopf durch das Kreuz zu zerstören. Allerdings nicht, wenn ich in der Wanne hockte.
Meine Hände lagen bereits auf den Rändern, ich wollte mich auch hochstemmen als es geschah.
Plötzlich flog die Tür zum Bad auf.
In den Raum stürmte der Mann, der mir das Wasser eingelassen hatte.
Er trug nicht mehr seine Livree, sondern das mir schon bekannte sackähnliche Gewand.
Das alles hätte mich nicht gestört. Schlimmer war das Messer mit der unterarmlangen Klinge, das er in seiner rechten Hand hielt, und mir war klar, daß ich durch diese Waffe sterben sollte…
***
»Macomba! Macomba!« drang es gellend aus seinem Mund, und diese Schreie stachelten ihn noch mehr an.
In den Sekundenbruchteilen, die mir blieben, mußte ich eine Lösung finden, um nicht von der verdammten Messerklinge vom Leben in den Tod befördert zu werden.
Was konnte ich tun?
An meine Waffen kam ich nicht heran. Das Kreuz über den Kopf zu streifen, würde auch nicht klappen, da es zuviel Zeit kostete, es gab vielleicht noch eine Chance.
Da war die Größe der Wanne und das Wasser.
Ich schleuderte meinen Körper nach vorn, hieb gleichzeitig mit der flachen Hand auf die Oberfläche, schaufelte das Wasser hoch und gegen den heranstürmenden Macomba-Diener.
Er bekam die Ladung genau in dem Augenblick mit, als er sich abstoßen wollte.
Durch meinen Stellungswechsel hatte er die Richtung etwas ändern müssen. Das gelang ihm allerdings nicht mehr, weil ihm die Ladung voll ins Gesicht geklatscht war. Zudem hatte ich ihm heißes Wasser entgegengeschleudert, und er wurde zwangsläufig aus dem Konzept gebracht.
Meine Chance!
Stoppen konnte er nicht mehr. Der Arm mit dem mörderischen Messer senste nach unten, traf mich allerdings nicht, sondern hieb in das Wasser, das einen Herzschlag später noch mehr aufschäumte, als er in die Wanne fiel.
Eine halbe Armlänge von ihm entfernt, kniete ich und nahm die Gelegenheit wahr, als er mir für einen Moment deckungslos seinen Rücken präsentierte.
Meine Handkante kam von oben nach unten.
Es war ein gewaltiger Hieb, den ich ihm in den Nacken setzte, und er schüttelte ihn durch. Ein Stromstoß schien durch seinen Körper zu laufen, der Kopf kam nicht mehr aus dem Wasser hervor, der Mund stieß unter der Oberfläche Luft
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