0241 - Der Dämonen-Schneider
aus. Das müssen wir schon allein erledigen. Schicken Sie die Rechnung für die Behandlung an meine Adresse in New York. Die Personalien dürften Sie ja haben.«
Er griff nach Zamorras Arm. Der Parapsychologe verstand und stützte den Freund unauffällig. Bill wollte nicht zugeben, wie schwach er wirklich war, brauchte aber die Stütze.
Zamorra an seiner Stelle hätte das Krankenhaus auch verlassen. Oft genug hatte es Mordanschläge in Krankenhäusern gegeben; Zamorra hatte selbst schon trübe Erfahrungen gemacht. Nirgendwo ist ein Mensch so unbeweglich und hilflos wie in einem Krankenbett.
Und doch…
Einmal hatte Zamorra es geschafft, den Dämon zu verjagen. Aber der würde sich mit dieser Niederlage nicht zufriedengeben und wiederkommen. Dann aber würde er raffinierter und geplanter zuschlagen. Wie sollte Zamorra seine Freunde und sich davor schützen?
Ihm fehlte sein Amulett. Er mußte es wiederbekommen. Aber wie sollte er es finden? Wo suchen? Er wußte nicht, wer der Dämon war. Ohne das Amulett konnte er sein Versteck nicht aufspüren.
Er konnte nur versuchen, über ein Verhör des verhafteten Räubers den großen Unbekannten aufzuspüren. Er setzte die Chance zwar als äußerst gering an, aber vielleicht war es dennoch eine Spur, die man verfolgen konnte. Vielleicht wußte der Gangster, wer der Marm war, der den Auftrag für den Überfall gegeben hatte.
Zamorra half Bill in den Dodge Diplomat. »Wir fahren zum Polizeirevier«, sagte er. »Mal sehen, ob unser Vögelchen singen kann…«
***
Der Dämonen-Schneider begann. Er wußte, daß er auch hierfür wieder zusätzliche Kraft brauchte, aber das war es ihm wert. Ein anderes Opfer hätte er vielleicht abgeschrieben und vernichtet, um es gegen ein anderes auszutauschen. Hier aber handelte es sich um Nicole Duval, die Gefährtin des gefährlichsten Dämonenjägers. Ausgerechnet sie zu seinen Lebensspendern zu zählen, war sein größter Triumph.
Er konzentrierte sich und begann, sich vorwärts zu tasten. Schon bald traf er auf die sich reflexartig aufbauende Sperre. Hier kam er nicht weiter.
Aber er wollte die Sperre durchbrechen. Er versuchte, sie zu analysieren, ihren Aufbau zu erforschen, um dann zuzuschlagen und alles zu zerstören.
Etwas irritierte ihn. Etwas, das anders war. In der Aura, die von Nicole Duval ausging, schwang etwas mit, das ihm nicht nur bekannt, sondern verwandt vorkam.
Was war das?
So wie sich zwei gleiche Pole eines Magneten abstoßen, so trieb es auch ihn zurück!
Aber diese Sperre konnte niemals von weißer Magie errichtet worden sein. Sie war… zumindest nicht weißmagisch.
Schwarz?
Da traf ihn ein geistiger Schlag. Nicole wehrte sich! Sie wehrte sich mit allen ihren geistigen Kräften, die sie noch besaß. Sie mußte den Moment seiner Verwirrung gefühlt haben und nutzte ihn aus.
Sie schaffte es, ihn zurückzuwerfen!
Aber ganz kurz nur, dann war er wieder da. Und jetzt fühlte er deutlicher, was in ihr war. Sie besaß zwei Sperren! Die eine war jene weißmagische, die sich ihm widersetzte. Die andere Sperre…
...war der gleiche Magnetpol!
»Nein«, flüsterte der Schneider. »Das kann nicht sein. Das ist unmöglich.«
Eine Feindin der Schwarzen Familie - die selbst schwarzblütig war?
Aber seine tastenden Sinne verrieten es ihm doch!
Er löste sich aus der Konzentration. Er mußte erst Gewißheit haben, ehe er weitermachen konnte. Er taumelte fast, als er in die Schneiderwerkstatt zurückging. Seine Finger umschlossen ein dünnes Messer.
Dann kehrte er wieder zu Nicole zurück. Er griff nach ihrem Arm. Mit leichtem Druck ließ er die Klinge eindringen und führte einen dünnen Schnitt durch.
Der geistige Aufschrei Nicoles hallte durch sein dämonisches Bewußtsein.
Er selbst aber starrte die winzige Wunde an.
Es war nicht rot.
Nicole Duval besaß schwarzes Blut!
Wie war das möglich?
Nicole hätte es ihm sagen können, aber er fragte sie nicht. Sie hätte ihm verraten können, daß sie in einem Dimensionenraumschiff der dämonischen Meeghs zu einer Schwarzblütigen werden sollte. Merlin, der Magier, nahm den dämonischen Keim wieder von ihr, aber ihr Blut blieb schwarz. Die Farbe ließ sich nicht mehr ändern.
Und offenbar war da nicht nur die schwarze Farbe. Da war noch etwas anderes, eine Ausstrahlung, auf die der Schneider reagierte. Denn sonst hätte er in seinem Versuch, ihre Gedankensperre zu zerstören, einfach weitergemacht.
Finster starrte er sie an. Mit allem hatte er gerechnet, nicht
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