0241 - Der Dämonen-Schneider
die Färbung läßt sich durch Bier ändern«, sagte der Historiker. »Ich komme natürlich mit, ob du willst oder nicht. Ich bin topfit.«
»Dein Wort in Merlins Ohr«, murmelte der Parapsychologe.
Sie verließen sein Zimmer. Wenig später waren sie unterwegs zum zuständigen Polizeirevier.
Zamorra hatte ein ungutes Gefühl, wenn er an Nicole dachte. Sicher, es konnte normal sein, daß sie ihren Einkaufsbummel ein wenig ausgedehnt hatte. Aber wenn er an die zurückliegenden Ereignisse mit dem Raub des Amuletts und den Attentaten auf Bill und ihn dachte, konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, daß sich auch Nicole in Gefahr befand.
Er ahnte nicht, wie recht er damit hatte…
***
Die Hand mit dem Messer stoppte. Der Dämonen-Schneider fuhr herum. Wer kam da?
»Mach auf!« rief jemand vor der Ladentür. »Ich weiß, daß du drinnen bist! Öffne. Es ist wichtig.«
Der Schneider huschte zur gesicherten Tür. »Wer ist da?« fragte er. Da spürte er aber auch schon die schwarzmagische Ausstrahlung des späten Besuchers.
Ein Dämon.
Der Schneider öffnete und ließ den Mann herein. »Rod Kidney«, stieß er hervor. »Was führt dich noch einmal her? Gibt es etwas an dem Anzug zu bemängeln?«
»Im Gegenteil«, knurrte Kidney. »Es geht um etwas anderes. Du entsinnst dich, daß Zamorra in der Stadt ist?«
Der Schneider nickte. Er grinste von einem Ohr zum anderen. »Natürlich. Schau mal, was ich für einen Fang gemacht habe.« Er deutete mit ausgestrecktem Arm und Messerspitze auf die Schaufensterpuppe.
Rod Kidney stutzte. Er sah die Puppe zwar nur von hinten, aber ein Verdacht stieg in ihm auf. Als er dann zugriff und die Figur drehte, fand er seinen Verdacht bestätigt.
»Nicole Duval. Du bist verrückt geworden! Weißt du, was das bedeutet?«
Der Schneider nickte.
»Und ob ich es weiß. Ich wollte sie gerade töten. Sie ist eine Verräterin. Sie trägt Dämonenblut in sich und kämpft doch an Zamorras Seite…«
Kidney sprang ihn fast an, griff nach den Schultern des Schneiders und schüttelte ihn. »Erzähl«, forderte er. »Sofort! Erzähle mir alles!«
Der Schneider gehorchte. »Ich weiß zwar nicht, warum ich dir diese Geschichte schuldig bin, aber…«
Rod Kidney lauschte gebannt. »Und du bist völlig sicher, daß sie eine verkappte Dämonin ist?« fragte er erregt, als der Schneider endete.
»Du kannst dich dessen gern vergewissern«, sagte der Schneider. »Nun zu dir. Womit kann ich dienen?«
»Mit der Lebenskraft deiner Puppen«, sagte Kidney.
»Das kann ich nicht«, wehrte der Schneider ab. »Sie sind nur auf mich eingestellt. Nur ich kann von ihnen leben, kein anderer.«
»Ich glaube dir nicht. Ich brauche die Energie. Ich werde dich zwingen.«
»Du kannst versuchen, mich zu zwingen, aber erstarken wirst du dennoch nicht. Es ist, wie ich es dir sagte. Es wirkt nur bei mir, bei niemandem sonst. Es gäbe nur eine andere Möglichkeit… ein Blutopfer. Aber…«
Kidney verzog das Gesicht. »Aber… wer täte es, und wer sollte das Opfer sein, nicht wahr?«
»Ich wüßte schon«, sagte der Schneider und stieß Nicole an. »Sie muß ohnehin sterben. Ihr schwarzes Blut macht sie für mich wertlos, und eine Verräterin gehört bestraft. Ich werde ein Blutopfer durchführen und sie töten. So geht ihre Kraft auf dich über.«
Rod Kidney tippte sich an die Stirn. »Ganz schön dumm im Kopf«, sagte er. »Sie ist Zamorras Gefährtin. Kannst du dir wirklich nichts Besseres vorstellen, als sie hier stillschweigend zu töten?«
»Was dann? Soll ich sie etwa freilassen?« fuhr der Schneider auf.
Kidney schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil. Wir benutzen sie als Köder und locken diesen Zamorra damit in eine Falle.«
»Aber er besitzt sein Amulett«, warnte der Schneider.
»Nicht mehr. Ich habe es«, verriet Kidney. »Deshalb… zu zweit sind wir ihm überlegen. Er darf keine Chance haben. Die Falle muß perfekt sein. Laß uns einen Plan ausarbeiten.«
Der Schneider rieb sich die Hände.
»Ich bin einverstanden«, sagte er kichernd. »Die Idee ist so gut, daß sie von mir sein könnte. Hast du gehört, Nicole Duval? Du selbst wirst es sein, die den großen Dämonenkiller Zamorra in die Todesfälle lockt!«
Nicole hatte es gehört. Tiefe Verzweiflung erfüllte sie. Verzweiflung, die so groß war, daß sie alles andere überdeckte. Auch die Erleichterung, wider Erwarten doch noch am Leben zu sein.
Doch für wie lange?
Immer noch schwebte der grausame Tod durch die Hand eines Dämonen
Weitere Kostenlose Bücher