Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0244 - Der Seelen-Vampir

0244 - Der Seelen-Vampir

Titel: 0244 - Der Seelen-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
denn die Gier wurde immer stärker.
    Und dann hörte sie ein anderes Geräusch. Ein leises Quietschen, etwas schleifte über den Boden, und ihre untoten Sinne nahmen deutlich etwas anderes wahr.
    Da war jemand gekommen.
    Ein Mensch.
    Und das bedeutete Blut.
    Nun brauchte sie nur dafür zu sorgen, daß der andere den Sarg öffnete…
    ***
    Virna Lancaster sah genau die Gestalt vor sich, wie die anderen Leute im Dorf sie immer beschrieben hatten. Und die Frau mit dem jungen Mädchen auf der Schulter erstarrte vor Schreck. Sie war einfach unfähig, sich zu rühren. Ihre Blicke saugten sich an dem Unheimlichen fest, der wie ein Denkmal auf der Türschwelle stand.
    Er trug tatsächlich den langen schwarzen Mantel, der vorn offenstand und seine hagere Gestalt umwehte. Der Anzug darunter war ebenfalls schwarz, das Gesicht zeigte eine ungesunde Blässe, die Lippen besaßen eine fahle Farbe, und als der Seelensauger jetzt den Mund öffnete, da vernahm die Frau ein widerlich schlürfendes Geräusch.
    Virna Lancaster bekam eine Gänsehaut. Ihr wurde bewußt, daß sie durch die Tür nicht mehr fliehen konnte. Sie wankte zurück, das Gewicht auf ihrer linken Schulter wurde immer schwerer, war ihr zu einer Last geworden, und Lilian hatte den Seelensauger inzwischen auch gesehen.
    »Meister!« brüllte sie in ihrem Wahn. »Meister, ich komme zu dir. Du bist da!«
    Virna Lancaster gab für einen Moment nicht acht. Eine blitzschnelle Bewegung ihrer Tochter, die Drehung nach links, und sie rutschte von der Schulter ihrer Mutter.
    Sie schlug auf dem Holzboden auf, und es gab ein dumpfes Geräusch, doch das Mädchen schien keine Schmerzen zu verspüren, es warf sich herum, stemmte sich auf Hände und Knie, wobei es den Kopf hob und seinen großen Herrn und Meister anschaute.
    Dann warf sie ihre Arme vor. Lilian umklammerte die Beine des Seelensaugers, der wie ein Denkmal vor ihr stand und sie überhaupt nicht beachtete, sondern über sie hinweg in das Gesicht der Mutter schaute.
    Die wich zurück.
    Angst hatte sie überfallen. Ein beklemmendes Gefühl war in ihr hochgestiegen, sie hörte ihr eigenes Herz überlaut schlagen und stieß mit dem Rücken gegen das Bett.
    Wohin?
    Da hörte sie das Klatschen.
    Am Fenster war es aufgeklungen, und als sie den Kopf drehte, stellte sie mit Entsetzen fest, daß es der unheimliche Vampir geschafft hatte. Er war in das Zimmer eingedrungen.
    Ihre Angst steigerte sich.
    Gleichzeitig reagierte auch der Seelensauger. Zum erstenmal hörte sie seine Stimme. »Ja, meine kleine Freundin, ich bin gekommen, um dich zu holen. Du gehörst mir!« Er bückte sich und packte Lilian an beiden Armgelenken.
    »Meister!« hauchte sie. Nur allzu willig ließ sie sich von dem Seelen-Vampir in die Höhe ziehen.
    Das sah auch die Mutter. Sie drehte durch, doch sie bewahrte zum Glück soweit den Überblick, daß sie auf das Bett blickte, wo noch das Kreuz liegen sollte.
    Es war verschwunden!
    Eine Hoffnung zerbrach. Virna Lancaster hatte in dieses Kreuz all den Glauben hineingesetzt, der nötig war, um den schrecklichen Kräften zu widerstehen.
    Vorbei!
    Der Seelensauger würde es schaffen. Lilian lag über seinen Armen.
    Er schaute noch einmal in das Zimmer, bewegte den Mund, und abermals vernahm die Frau dieses schlürfende Geräusch.
    Das war sein Zeichen.
    Das Saugen…
    Dann drehte er sich um und verschwand. Lilian nahm er mit. Ihre Mutter horte noch die Stimme des Mädchens. Wie es lachte und sich freute, endlich dem Meister zu gehören.
    Daran zerbrach Virna Lancaster fast. Sie hatte geglaubt, ihre Tochter retten zu können, doch sie mußte erfahren, daß der andere stärker war als sie.
    Zitternd stand sie auf dem Fleck. Ihr kam überhaupt nicht der Gedanke, den beiden nachzulaufen, in ihrem Kopf war nur noch Platz für das Chaos.
    Tarrasco hatte noch jemand zurückgelassen.
    Den roten Vampir.
    In den letzten Sekunden hatte er sich ruhig verhalten, aber sein Opfer ließ er nicht aus den Augen. Er wußte genau, daß die Frau ihm nicht entkommen konnte, da er so stand, daß er auch den Weg zur Tür versperrte. Die Schwingen konnte er nicht voll ausfahren, dafür war das Zimmer ein wenig zu klein, aber er konnte sich anders voranbewegen, wirkte wie ein springender roter Schatten, der sich dem Bett näherte, in dessen Nähe Virna Lancaster noch immer stand.
    Die Frau erkannte es mit Schrecken. Nicht nur Lilian sollte in die Klauen der Bestien geraten, auch sie. Und ihr war klar, daß es ein Entkommen nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher