0252 - Die Tochter des Totengräbers
Mutter wird sie sich an unseren neuen Begleiter gewöhnen müssen, okay?«
Jason blickte seiner Tochter in die Augen. Er las alles darin, nur kein Verständnis. Trotzdem nickte er und und gab eine positive Antwort. »Wir werden es versuchen, obwohl ich nicht weiß, wie du dir alles weitere vorgestellt hast.«
»Es ist ganz einfach, mein Lieber. Ich erfülle das Testament des Richters. Ihr werdet sehen, daß sich dieses alte Haus mit Leben erfüllen läßt.«
»Fragt sich nur, mit welchem Leben«, erwiderte Jason Price bitter.
»Eines, das mir gefällt.«
Der Mann wandte sich ab, streckte seinen Arm aus und half Thelma hoch. Sie war sehr blaß. Ihre Lippen bewegten sich. Ein Wort oder einen Satz brachte sie nicht hervor.
Jason Price wußte, wie es seiner Frau zumute war. Da brauchte er nur an sich zu denken. Er legte seinen Arm um ihre Schultern und ging ein paar Schritte vor.
Wenn er auch einen geknickten Eindruck machte, aufgegeben hatte er noch lange nicht. Er mußte nur einen günstigen Zeitpunkt abwarten, um zurückschlagen zu können. Das wollte er mit aller Härte und dabei auch keine Rücksicht auf seine Tochter nehmen.
Der Zombie stand auf.
Seine Knochenfüße scheuerten über die Fliesen vor dem Kamin, als er sich in die Höhe drückte, ein paar Schritte ging und die beiden anschaute.
Thelma schüttelte sich. Sie fing an, leise zu weinen. Auch Jason Price war es nicht wohl in seiner Haut. Er überwand sich jedoch, ohne seinen Schritt zu verzögern.
Das Skelett forschte in seinem Gesicht. Es hielt die Blicke starr auf ihn und seine Frau gerichtet. Die seltsamen Kugeln mit den roten Äderchen, die in den Höhlen schwammen, machten beiden Angst.
Thelma schauderte, und Jason Price wußte nicht, ob seine Tochter den lebenden Leichnam von einem Mord abhalten konnte.
Irgendwann würde er sich selbständig machen und durchdrehen.
Denn es war eigentlich so daß Marion auf den Richter hörte und nicht umgekehrt.
Der Zombie trat vor. Die Fetzen des Leichenhemdes bewegten sich wie kleine Fahnen, die Knochen schabten aneinander, die Masse in der. Augen zuckte, und das Skelett hob den rechten Arm, wobei es ihn gleichzeitig zur Seite schwenkte, daß er wie eine Sperre wirkte.
Thelma und Jason Price verstanden das Zeichen. Sie blieben stehen. Hinter sich hörten sie Marions Schritte. Rasch kam ihre Tochter näher, passierte sie und wandte sich an den untoten Richter. »Sollen wir dein Testament erfüllen?«
Der Zombie bewegte nickend seinen Schädel.
Marion atmete auf. Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln, als sie sich scharf umwandte und ihre Eltern ansprach. »Ihr habt es gehört. Wir erfüllen sein Testament.«
Jason Price riß sich zusammen, bevor er die nächste Frage stellte:
»Was hat es zu bedeuten?«
»Das werdet ihr sehen. Wir müssen in den Keller.«
»Nein, nein!« Thelma schüttelte den Kopf, als sie die Worte ausstieß. »Das kann ich nicht verkraften, nicht in den Keller.« Sie blieb stehen und weigerte sich, auch nur einen Schritt weiterzugehen.
»Du mußt!« zischte Jason.
»Vor diesem Keller habe ich mich immer gefürchtet«, sagte sie.
»Ich kann einfach nicht.«
»Mummy«, sagte Marion, während sie vorschritt. »Du kannst dich nicht weigern. Bitte, tue mir, deiner Tochter, den Gefallen. Ich bitte dich darum, Mummy!« Ihre Stimme troff vor Zynismus. Das merkte auch Jason, und er erstickte fast an seiner Wut und Ohnmacht.
»Marion, ich kann es nicht!« Thelma hob den Kopf. Aus ihren Augen perlten Tränen und rannen die Wangen hinab.
»Du mußt!« Plötzlich änderte sich die Stimme der Zwanzigjährigen. Sie klang hart, unbarmherzig, und Marion offenbarte ihren wahren Charakter. »Es gibt keinen Ausweg für dich. Auch wenn du den Keller immer gehaßt hast, ich brauche ihn.«
»Tu doch was, Jason!«
Marion lachte. »Was soll er schon tun, Mummy? Wir haben hier das Kommando. Ich kann Sir Edward Jeffries nicht immer zurückhalten. Denke daran.«
Jason Price wollte seiner Frau Trost zusprechen. »Ich bin ja bei dir«, sagte er leise. »Versuchen wir es gemeinsam.«
Thelma nickte. Sie holte ein Tuch aus der Tasche ihres Bademantels hervor und schneuzte ihre Nase. Dabei sah sie zu, wie sich Marion ihrem »Geliebten« näherte. »Was haben die beiden im Keller vor?« hauchte sie so leise, daß nur Jason etwas verstehen konnte.
»Ich habe keine Ahnung.«
»Wird man uns töten, Jason? Bitte, sei ehrlich!« Thelmas Stimme zitterte.
»Das hoffe ich nicht.«
»Aber du weißt es
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