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0252 - Die Tochter des Totengräbers

0252 - Die Tochter des Totengräbers

Titel: 0252 - Die Tochter des Totengräbers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hob die Schultern. Die FN-Pistole hatte er weggesteckt, weil er die Nutzlosigkeit seiner Waffe erkannt hatte. Wie ein Greis ging er mit schleppenden Schritten die Stufen hoch, verfolgt vom Blick seiner Tochter, bis er nicht mehr zu sehen war.
    Marion Price fühlte sich wohl wie selten in ihrem Leben. Sie hatte die eine große Bedingung erfüllt, die im Testament des Richters gestanden hatte. Er war nicht gestorben, sondern als Untoter zurückgekehrt. Derjenige, dem er eigentlich während seines Lebens gedient hatte, hielt noch immer zu ihm.
    Sir Edward Jeffries, der Zombie, hatte ebenfalls Platz genommen.
    Und zwar in seinem Lieblingssessel, der zwei Schritte vom Kamin entfernt im Hintergrund der Halle stand. Dort hatte er Marion an langen Abenden viel von sich und seiner Rückkehr erzählt. Fasziniert hatte das junge Mädchen den Worten des alten Mannes gelauscht, der so wunderbar plastisch über die Hölle, den Teufel und das Böse an sich berichten konnte und es auch glaubte.
    Jason Price kam zurück. Auf der Treppe waren seine Schritte zu hören. Er hielt eine Flasche in der Hand. Brandy schwappte darin.
    Dieses Mittel war ihm sicherer. Außerdem konnte auch er einen Schluck davon nehmen. Ohne seine Tochter eines Blickes zu würdigen, ging er zu seiner bewußtlosen Frau und blieb neben ihr stehen. Er schraubte die Flasche auf, setzte sie an und trank einen langen Schluck.
    »Du sollst ihr doch etwas geben«, beschwerte sich Marion.
    Ihr Vater wischte über seine Lippen. »Ja, natürlich. Sie kriegt schon was, keine Sorge.« Er legte den Kopf seiner Frau zurück, öffnete ein wenig den Mund, ließ sie erst an der Flasche riechen und träufelte danach ein paar Tropfen auf und über ihre Lippen.
    Sie schluckte automatisch, die Augendeckel begannen zu flattern, und als Jason die Flasche zurückzog, schaute sie ihrem Mann erschreckt ins Gesicht.
    »Okay, Thelma, okay. Du mußt ruhig sein. Ich bin bei dir. Marion wollte, daß du wieder aufwachst.«
    »Marion?« hauchte Thelma.
    »Ja.«
    »O Gott, ist sie hier?« Es war ihr anzumerken, wie plötzlich die Erinnerung an die jüngste Vergangenheit zurückkehrte, denn der Schrecken malte sich auf den Zügen der Frau ab.
    »Natürlich, aber…«
    Jason Price spürte die Hand seiner Frau an seinem Gelenk. »Und das Skelett auch?«
    Price nickte.
    »Es paßt dir wohl nicht, wie?« hörten beide die Stimme ihrer Tochter. Während Jason sich umdrehte, richtete sich Thelma auf und wandte kurz den Kopf.
    Marion kam näher. Auf ihrem Gesicht lag ein wissendes, aber auch leicht zynisches Grinsen. Dieses Mädchen hatte sich schrecklich verändert, das war ihm anzusehen, obwohl es äußerlich gleich geblieben war und nichts mit einem Monster wie dem Richter gemein hatte.
    Jason Price stellte sich schützend vor seine Frau und breitete die Arme aus. »Laß sie in Ruhe, Marion!«
    »Das bestimme noch immer ich«, erwiderte die Zwanzigjährige kalt. »Denn ich übernehme ab jetzt das Kommando.«
    »Ach, wirklich?«
    Marion hob die Augenbrauen. »Du brauchst gar nicht spöttisch zu fragen, Dad. Sei froh, daß du noch lebst.«
    In den Augen des Mannes leuchtete plötzlich Wut. »Hast du vorgehabt, mich umzubringen?«
    Marion ließ sich mit ihrer Antwort Zeit. »So etwas brauche ich nicht. Ich habe da einen guten Helfer.«
    »Den Richter, wie?«
    »Genau, mein lieber Dad. Er wird alle Schwierigkeiten für mich aus dem Weg räumen, denn du darfst nicht vergessen, daß er ein Zombie ist. Und Zombies kennen nur eins: Mord!«
    Nach dieser Erwiderung lastete das Schweigen wie eine Wand zwischen ihnen. Bis es durch das Schluchzen von Thelma Price unterbrochen wurde.
    »Wie kannst du nur so reden, Kind? Wir sind deine Eltern. Vergiß das nicht.«
    Marion beugte sich vor. »Das habe ich auch nicht vergessen. Hätte ich es, wärt ihr schon längst nicht mehr am Leben. Dann hätte euch der Richter umgebracht!«
    Weder Thelma noch Jason Price wußten, was sie darauf erwidern sollten. Sie waren sprachlos. Es gelang ihnen auch nicht, sich mit der Situation abzufinden. Sie war nicht normal, einfach zu irreal, und ein Nachdenken darüber könnte sie nur tiefer in diesen Wahnsinn hineintreiben.
    Marion richtete sich wieder auf. »Ich hoffe, ihr habt mich verstanden.«
    »Ja, leider…«
    »Dann können wir ja weitermachen.«
    »Und was hast du vor?« fragte Jason.
    Seine Tochter deutete auf Thelma. »Sie soll erst aufstehen und sich nicht so hängenlassen.«
    »Sie ist…«
    »Nichts ist sie. Als meine

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