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0256 - Der Höllen-Salamander

0256 - Der Höllen-Salamander

Titel: 0256 - Der Höllen-Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zeigte.
    Handtellergroß und mit einem silbernen Halskettchen versehen, besaß es im Zentrum einen Drudenfuß, umgeben von einem Ring mit den Symbolen der zwölf Tierkreiszeichen und einem Band mit unentzifferbaren Hieroglyphen. Augenblicklich war der Drudenfuß eine Art winziger Bildschirm. In seiner Mitte sah Leonardo einen kleinen, sandfarbenen Geländewagen, der über eine vielfach gewundene Straße jagte. Zwei Menschen saßen darin.
    Leonardo verzog sein Gesicht zu einem spöttischen Grinsen.
    »Er kommt«, murmelte er. »Wie ich es ahnte. Der Höllen-Salamander läßt ihn nicht ruhen … dabei ahnt dieser Dummkopf Jean Frere nicht einmal, daß er ohne meine Einwilligung niemals zu dem Zeitungsreporter hätte sprechen können …«
    Er lachte spöttisch. Der untersetzte Mann in der schwarzen Kleidung löste seinen Blick von dem Bild im Amulett, das sofort erlosch. Er hängte sich die Scheibe wieder um den Hals. Ruhig und funkelnd lag sie vor seiner Brust. Leonardo erhob sich von seinem Knochenthron und trat zum Fenster.
    Er sah hinaus.
    Der Abend kam. Die ersten dunklen Schleier kamen über die Berge heran. Sie störten ihn nicht. Leonardos Macht war bei Tage so groß wie in der Nacht. Dadurch unterschied er sich von anderen Schwarzmagiern, aber auch dadurch, daß seine Seele jahrhundertelang in der Hölle glühte. Dort war sie gehärtet worden, statt zu verbrennen …
    Gehärtet für eine Zeit der größten Macht. Sie kam unaufhaltsam. In seinen Plänen griff Leonardo längst nach dem Universum. Asmodis, der verräterische Hund, sollte sich getäuscht haben. Er hielt Leonardo für seinen Diener, und er besaß auch gewisse Druckmittel.
    »Aber nicht mehr lange«, murmelte Leonardo. »Ein, zwei Jahre gebe ich dir noch, Asmodis, dann fege ich dich von deinem Thron. Aber erst muß Zamorra fallen.«
    Er ballte die Fäuste. In seinen Augen entstand ein unheilvolles Glühen, verstärkte sich zu grellem Leuchten und verriet dabei seine Erregung. Der Höllensohn sah hinaus über das Land, das zum Château gehörte und sein war. Es wurde höchste Zeit für die Ernte, aber die Bauern trauten sich nicht mehr auf ihre Felder. Das mußte sich ändern. Es war gut, daß die Menschen Angst vor dem neuen Machthaber der Burg hatten, aber es war nicht gut, daß die Wirtschaft darunter litt. Es mochte auffallen. Flugzeuge konnten die Felder fotografieren, die Verwaltung in Paris aufmerksam werden.
    Noch war die Zeit nicht reif. Leonardo wollte nichts überstürzen. Er hatte eine ganze Ewigkeit lang Zeit. Nur wenn er alles in äußerster Ruhe anging, vermied er Fehler.
    Er wandte sich um.
    Jemand klopfte hart an das große Portal. In diesem Saal war eines der Wohnzimmer gewesen. Leonardo hatte es zu seinem Thronsaal umfunktioniert. Hier stand sein Thron aus Menschenknochen, auf dem er zu residieren und Unrecht zu sprechen pflegte.
    »Man trete ein!« sagte er laut. Seine Stimme klang schroff, hart und ätzend. Befehlsgewohnt und grausam.
    Ein Skelett-Krieger trat ein und verneigte sich. Leonardo verzichtete bewußt darauf, die Knochenmänner zu kennen, die in seinem Dienst standen. Sie waren austauschbar. Heute dieser, morgen jener. Aber an der Aura, die diesen Gerüsteten umgab, erkannte er, daß er einen seiner Offiziere vor sich hatte.
    »Was hast du zu berichten?«
    Der Skelett-Krieger verneigte sich abermals. Er näherte sich dem Thron bis auf zehn Schritte. Leonardo blieb neben dem Podium stehen und sah den Gepanzerten an. »Sprich!«
    »Erhabener Fürst, zwei Krieger kehrten von der Patrouille nicht zurück. Man fand sie erschlagen in den Feldern.«
    Leonardos Stirn faltete sich.
    »Das ist nicht gut«, sagte er gedehnt. »Gar nicht. Du weißt es. Was schlägst du vor?«
    »Eine schwere Bestrafung der Mörder, erhabener Fürst«, krächzte der Knochenmann.
    Leonardo kicherte schrill. »Weißt du, wer die Mörder waren?«
    »Nein, erhabener Fürst. Doch man könnte nach ihnen fragen.«
    Wieder kicherte Leonardo. »Und du meinst, man wird es dir sagen?«
    Der Knochen-Offizier schwieg.
    Leonardo schnipste mit den Fingern.
    »Zwanzig Krieger«, befahl er. »Wir reiten ins Dorf und schlagen zu. Sie werden uns die Mörder der beiden Krieger ausliefern, oder Unschuldige sterben.«
    »Ich sorge dafür, erhabener Fürst«, krächzte der Offizier und zog sich zurück.
    Leonardo schlug mit der geballten Faust in die linke Handfläche. Es ging ihm weniger darum, Rache zu nehmen. Die Skelette waren ersetzbar. Für jeden Knochenmann,

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