0257 - Der Schädel des Hexers
Sie dann…?«
»Weil wir den Fall verfolgen«, erklärte Suko. »Die Spur des schreienden Schädels hat uns von London aus nach Schottland geführt. Verstehen Sie nun, Mr. McLion?«
»Nein.«
»Ist auch nicht so wichtig«, sagte ich und räumte weiterhin Erde zur Seite.
»Verdammt, ich bin steif bis in die Zehen!« fluchte McLion. »Aber das werden die Sehweine mir büßen, das kann ich Ihnen sagen. Ich mache Sie fertig, alle…«
»Lassen Sie es bleiben«, beruhigte ich ihn. »Es führt wirklich zu nichts. Außerdem sind wir nicht im Wilden Westen oder in einem Kampf zwischen Farmern und Rinderzüchtern.«
»Das hier ist ebenso schlimm. Der Fluch der McLellans muß gebrochen werden. Solange der Schädel des Hexers existiert, werden wir keine Ruhe finden.«
»Welcher Hexer?« fragte ich.
»Das ist es doch. Der tote Gideon McLellan, dessen Schädel wir gestohlen haben, war als Hexer bekannt. Er stand mit dem Teufel im Bunde und war ein menschlicher Satan. Glauben Sie mir, das ist schlimm.«
Suko und ich tauschten Blicke aus. Wir schienen tatsächlich in ein Wespennest gestochen zu haben.
»Und wer liegt auf diesem Friedhof?« fragte ich.
»Kopflose Leichen!« flüsterte Broderick McLion. »Wenn die Körper verwest sind, werden die Gräber aufgebrochen, und man nimmt die Schädel raus.«
Mir wurde ein wenig seltsam zumute. Die McLellans hatten verdammt komische Familienbräuche. So etwas hatte ich noch nie gehört.
»Was geschieht denn mit den Schädeln?« wollte mein Freund wissen.
»Sie werden aufbewahrt.«
»Wo?«
McLion war jetzt so weit, daß er schon seine Arme bewegen konnte.
Sein Kreislauf spielte verrückt. Ich konnte mir vorstellen, daß es schmerzte, wenn das Blut wieder normal durch seine Adern floß, und er stöhnte dementsprechend. Wir ließen ihm Zeit. Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, bekamen wir die Antwort. »Die McLellans besitzen eine große Gruft an ihrem Haus. Dort bewahren sie all die Schädel ihrer Verstorbenen auf.«
»Wieso das?«
McLion schaute mich an. »Weil es der Hexer so wollte. Sein Schädel hat alle anderen angesteckt.«
»Dann können sie auch schreien?« vermutete ich.
»Möglich. Wir haben nur den einen gestohlen, und dieser Maler sollte Bannzeichen auf ihn malen, damit der verdammte Fluch endlich gestoppt wird. Alle haben Angst vor den McLellans. Der Fluch des Alten schwebt wie eine Riesenhand über uns.«
»Liegt er auch hier auf dem Friedhof?« wollte ich wissen.
»Ja.«
»Und wo?«
»Das Grab kann ich euch gleich zeigen.«
»Heben Sie mal die Arme!« verlangte Suko und ließ seinen Spaten fallen.
Broderick McLion tat, was mein Freund wollte, und Suko schob seine Hände unter die Achseln des Mannes. Noch hatten wir ihn nicht völlig befreit, und der Inspektor mußte schon Kraft einsetzen, um McLion aus der Erde zu ziehen.
Der Schotte fluchte und jammerte. Ein paarmal hörten wir seine Gelenke knacken. Ich half meinem Freund mit, und in gemeinsamer Arbeit schafften wir es, den Mann aus der Erde zu ziehen.
Wir stellten ihn hin.
Als wir ihn losließen, um einen Test durchzuführen, da brach er vor unseren Augen zusammen. Er schaffte es einfach nicht, auf den Füßen zu bleiben. Die Knie gaben nach. Er kippte nach vorn und wäre gefallen, wenn wir ihn nicht aufgefangen hätten.
Sein Fluchen glich schon mehr einem Heulen. »Verdammter Mist, verfluchte Scheiße, ich…«
»Beruhigen Sie sich«, sagte ich. »Es dauert eine Weile, bis Sie wieder auf dem Damm sind.«
»Ach, Mist…«
Wir schauten uns inzwischen auf dem Friedhof um. Ich wollte auch wissen, wo das Grab dieses seltsamen Hexers lag.
McLion erklärte es mir. Es war das übernächste. Während Suko bei dem Geretteten blieb, ging ich hin und schaute mir die Stätte einmal an.
Auf den ersten Blick unterschied sie sich in nichts von den anderen. Ein Grab normaler Größe mit einem grauen Stein, der bereits Ansätze der Verwitterung aufwies. Auch die persönlichen Daten des Verstorbenen waren in den Stein eingemeißelt worden.
Gepflegt wirkte das Grab nicht. Braune Erde bedeckte es. Keine Blume stach daraus hervor, und ich sah außerdem kein christliches Symbol mehr.
Das Grab des Hexers…
Mir kam eine Idee. Dieser Verstorbene mußte ja mit den finsteren Mächten im Bunde stehen. Sein Schädel hätte sonst nicht so laut geschrien, und deshalb wollte ich einen Test machen. Wenn innerhalb des Grabs Unheil lebte und wohnte, dann würde ich es herausfinden.
Deshalb nahm ich mein
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