026 - Das Mordpendel
Osmondes Wagen, der auf einen leeren Platz einbog.
Cohen lief die Gasse entlang, in Richtung Platz. Seine Schritte hallten seltsam hohl durch die Gasse. Eisige Kälte schlug ihm entgegen. Seine Bewegungen wurden langsamer. Unheimliche Gedanken strömten auf ihn ein. Er fuhr sich mit beiden Händen an den Kopf. Irgendeine unbekannte Kraft wollte ihn zum Umkehren bewegen. Er wehrte sich, doch die fremdartigen Gedanken wurden immer stärker. Er biß die Zähne zusammen und taumelte mit geschlossenen Augen weiter. Einmal fiel er zu Boden, stand aber rasch wieder auf.
Diesmal parkte der Dämonenkiller seinen Wagen direkt vor dem Park. Er hatte sich einen Plan zurechtgelegt, mit dem er Hector Reese täuschen wollte. Er warf die halbgerauchte Zigarette in den Rinnstein und öffnete das Parktor, das so wie gestern unversperrt war. Es war kälter als am Tag zuvor. Der Mond stand hoch am Himmel. Einige Sterne waren zu sehen.
Hunter ging rasch. Vor dem seltsamen Baum blieb er stehen und stapfte mit den Füßen auf. Dann blickte er rasch auf die Uhr. Er war zu früh gekommen; es fehlten noch fünf Minuten. Er holte das Sprechgerät hervor und stellte die Verbindung mit der Jugendstilvilla her.
»Alles in Ordnung, Don?«
»Ja«, sagte der Puppenmann.
»Haben sich Coco oder Cohen in der Zwischenzeit gemeldet?«
»Nein, bis jetzt noch nicht.«
»Bis später, Don!« sagte der Dämonenkiller und steckte das Gerät in die Tasche.
»Sie sind pünktlich, Mr. Hunter«, sagte eine Stimme hinter ihm.
Er drehte sich blitzschnell um. Eine schwarze Gestalt stand vor ihm. Das Gesicht konnte er nicht sehen, es war ein schemenhafter, weißer Fleck. »Sie auch, Mr. Reese.«
»Haben Sie den Drudenfuß mitgebracht?«
»Ja«, sagte Hunter mit spröder Stimme.
Jetzt kam es darauf an, ob er Reese täuschen konnte.
»Zeigen Sie ihn mir!«
Hunter griff in die linke Brusttasche seines Mantels. Es hatte ihm einige Mühe bereitet, in der kurzen Zeit einen Drudenfuß herzustellen. Er war auch ziemlich primitiv ausgefallen, aber er hoffte, daß der Dämon in der Dunkelheit den Schwindel nicht bemerken würde. Hunter hatte den Drudenfuß präpariert, ihn mit Weihwasser besprüht und mit Knoblauch eingerieben und einige winzige Dämonenbanner daran befestigt.
Der Dämonenkiller packte den Drudenfuß und zog ihn aus der Tasche. Die Spitzen hatte er mit Leuchtfarbe betupft. Der Drudenfuß schimmerte dunkelblau. Hunter holte ihn nur einen Augenblick heraus, dann steckte er ihn sofort wieder ein. Er preßte die Lippen zusammen und wartete auf Reese' Reaktion.
Der Dämon nickte, und Hunter atmete erleichtert auf.
»Jetzt will ich die Wahrheit hören!« sagte Hunter. »Ich habe meinen Teil der Vereinbarung eingehalten und den Drudenfuß mitgebracht. Dafür will ich jetzt den Aufenthaltsort der Dämonen-Drillinge erfahren.«
»Sie werden alles erfahren, Hunter. Kommen Sie mit! Ich führe Sie zu den Drillingen. Und unterwegs werde ich Ihnen alle Ihre Fragen beantworten.« Der Dämon ging voraus, und Hunter folgte ihm in einigen Schritten Abstand. Sie verließen den Park und traten auf die Georges Road.
»Es ist nicht weit«, sagte Reese. »In einigen Minuten sind wir da.«
Jetzt hatte der Dämonenkiller Gelegenheit, den Dämon genau zu betrachten: Reese trug einen schwarzen, weiten Mantel, der bis zum Boden reichte. Der hohe Kragen war aufgestellt. Auf dem Kopf trug Reese einen seltsam geformten hohen Hut, den er tief in die Stirn gezogen hatte. Sein Gesicht schien zu flimmern und war eine konturlose, weiße Fläche; nur die dunklen, schräggestellten Augen waren zu erkennen.
»Sie sind einer der Paten der Drillinge?« fragte Hunter.
Reese nickte. »Ja, ich bin einer der drei Paten. Einen von uns haben Sie ja schon kennengelernt: Thören Rosqvana. Sie sehen, ich weiß genau, was in Amsterdam geschehen ist.«
Sie gingen einige Sekunden schweigend weiter.
»Ich war dabei, damals, im Jahre 1532, als Dr. Faust die Drillinge töten wollte«, sagte Dorian. »Ich sah, wie sich der goldene Drudenfuß auflöste, und mit ihm verschwanden die Drillinge. Und seither hatte ich nie mehr etwas von ihnen gehört. Wo tauchten sie auf? Und was geschah mit dem Drudenfuß?«
Sie hatten die Lambeth Road erreicht und warteten, bis die Ampel auf Grün sprang; dann überquerten sie die breite Straße. Hunter wunderte sich, daß kein Mensch auf der Straße zu sehen war. Möglicherweise war daran die starke Ausstrahlung des Dämons schuld.
»Faust hatte alles nur
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