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0275 - Das Erbe des Satans

0275 - Das Erbe des Satans

Titel: 0275 - Das Erbe des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Erbe des Satans
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hatte, auszusprechen. Dann tat sie es doch. »Aber — es soll Ihr Schade nicht sein.« Sie strahlte über das ganze gutmütige Gesicht und schien sicher zu sein, mir mit diesem Versprechen eine Freude gemacht zu haben.
    Ich verneigte mich abermals. »Es ist mir eine Ehre, Mylady, in Ihrem Haus sein zu dürfen. Außerdem ist es mir eine Freude. Und es ist mir ganz besonders eine Freude, den geschätzten Freund meines Vaters, Mister Broderick Allison, vertreten zu dürfen.« Gedrechselter ging es nicht. Aber Joyce Lane schluckte es. Offenbar hielt sie englische Butler für etwas verrückt.
    Meine Dienstherrin wurde einer Antwort enthoben, denn jetzt öffnete sich die Tür zum zweiten Male, und herein traten Chuck und June Carpenter, denen Jesse Lane folgte.
    Chuck sah mich freundlich an und nickte mir zu. Dann schien er sich zu besinnen, kam zu mir, streckte die Hand aus, die ich ergriff, und sagte: »Willkommen, Mister Gilford!«
    Chuck war hochgewachsen, sonnengebräunt und so unkompliziert wie die meisten amerikanischen Jungens. Ich wußte, daß ich mit ihm gut auskommen würde.
    Ganz anders reagierte June Carpenter, die ich etwa 21 Jahre schätzte.
    Das Mädchen war in der Tat eine außergewöhnliche Schönheit. Groß, schlank, mit biegsamer Figur und anmutigen Bewegungen Sie trug ein schickes schwarzes Kostüm, das in reizvollem Kontrast zu ihrer kupferroten Mähne stand.
    Junes Gesicht wurde von den mandelförmigen eisgrauen Augen und dem großen, blaßroten Mund beherrscht. Sie schien stets zu einem verächtlichen Herabziehen der Mundwinkel bereit zu sein.
    Die Nase war schmal und gerade, die Ohren waren klein und rosig. Sie trug große, grüne Clips.
    June Carpenter gönnte mir nur einen kurzen, hochmütigen Blick, bewegte dann ihren Kopf einen Fingerbreit nach vorn — was wahrscheinlich ein Nicken darstellen sollte — und wandte mir schließlich den Rücken zu.
    Jesse Lane sah genauso aus, wie ich ihn mir vom Foto her vorgestellt hatte. Sein Gang hatte etwas Raubtierhaftes.
    Sein Blick war durchdringend und schien sich in meinem Gesicht festzusaugen.
    Offenbar wollte er mir sofort zeigen, wer den Ton in »Sunnyside« angab.
    »Sie werden sich anstrengen müssen, wenn Sie es so gut wie Broderick machen wollen«, sagte er zur Begrüßung und maß mich in einer Art, die jeden anderen Butler veranlaßt hätte, das Haus auf der Stelle zu verlassen.
    »Haben Sie mich verstanden«, fragte er leise, als ich keine Antwort gab.
    Er trat dicht an mich heran und starrte mir in die Augen.
    Er stand so nahe, daß ich keine Verbeugung mehr machen konnte.
    Irgendwie brachte ich es aber doch zustande, und er schien sich mit dieser stummen Antwort zu begnügen.
    Während der Mahlzeit bemühte sich Jesse Lane mit auffälliger Freundlichkeit um seine Frau.
    Die Familie unterhielt sich über belanglose Dinge. Ich stand in der Nähe der Tür, machte ein strenges Gesicht und winkte die Mädchen herein und heraus, immer dann, wenn ein neuer Gang aufgetragen werden sollte, wenn jemand nachverlangte oder wenn neues Besteck erforderlich war.
    Ich fühlte mich wie ein Oberkellner.
    Das Dinner ging überraschend gut vonstatten. Was sollte auch schon schiefgehen bei meinen Aufgaben? Herbeiwinken der Mädchen und Stühlerücken für die Herrschaften.
    Das war alles.
    Ich begann über die Notwendigkeit eines Butlers nachzudenken.
    Nach dem Essen, als sich die vier Herrschaften Zigaretten angezündet hatten, rief Jesse Lane mich an den Tisch.
    Ich blieb seitlich neben Lane stehen. Während er sprach, hielt er es nicht für nötig, mich anzusehen.
    »Es hat heute nachmittag einen bedauerlichen Vorfall mit den Doggen gegeben. Das wird nicht wieder Vorkommen. Dennoch war es nicht erforderlich, den Hundeführer deswegen zu schlagen.« Sein Ton war barsch, unverschämt. Die übrigen Familienmitglieder blickten erstaunt auf. Offensichtlich erfuhren sie erst jetzt von dem Vorfall.
    »Verzeihen Sie, Sir. Aber es war nicht meine Schuld. Slim Hagert griff mich an.«
    »Das kann Ihnen bei unserem Gärtner Bill Cox auch passieren. Dann allerdings würde ich Ihnen empfehlen, Fersengeld zu geben. Cox ist nicht ganz normal und hat etwas gegen Fremde. Er war früher einmal Boxer und könnte Sie leicht auseinandernehmen. Haben Sie mich verstanden?«
    Ich verbeugte mich. Aber da er geradeaus schaute, sah er es nicht.
    »Haben Sie mich verstanden, frage ich.«
    »Jawohl, Sir«
    »Was jawohl?«
    »Ich habe Sie verstanden, Sir. Und ich werde — hm —

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