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028 - Zimmer 13

028 - Zimmer 13

Titel: 028 - Zimmer 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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...«
    Als Jonny sich vorbeugte, versetzte ihm der Alte mit der Schulter einen Stoß, in den er die ganze Kraft und Schwere seines Körpers legte. Gray, der nicht darauf vorbereitet war, verlor das Gleichgewicht. Er taumelte rückwärts gegen die Abteiltür, die Legge im gleichen Augenblick aufstieß. Jonny fühlte sich in eine brausende, schwarze Leere fallen und klammerte sich mit beiden Händen am Fensterrahmen fest. Zwei, drei Sekunden hing er an der Tür, die hin und her schwang. Dann hämmerte Legges Faust auf seine Finger nieder, und er fiel -.
    Er fiel auf eine dicke Sandschicht und überschlug sich. Sein Arm stieß gegen die Tunnelmauer und wurde beinahe ausgerenkt. Das Gesicht schützend auf den andern Arm gepreßt, blieb er liegen.
    Er war am Leben. Vorsichtig hob er den Kopf, der Zug war vorbei, die rote Laterne am letzten Wagen wurde rasch kleiner. Er bewegte zuerst das eine, dann das andere Bein, rollte sich der Wand zu und lag eine Zeitlang bewegungslos auf dem Rücken. Sein Herz klopfte wild, er spürte einen stechenden Schmerz. Der Schreck kann einen Menschen töten, fuhr es ihm durch den Kopf. Das Herzklopfen nahm noch zu, ihm wurde furchtbar übel, ein heftiges Zittern befiel ihn.
    Nach zehn Minuten stützte er sich auf einem Ellbogen hoch und setzte sich mit Mühe auf. Sein Kopf drehte sich, tat aber nicht weh. Er befühlte die Arme, sie schmerzten bei der Berührung, aber die Knochen waren heil.
    Ein Bahnarbeiter fiel vor Erstaunen beinah um, als er am Ausgang des Tunnels einen hinkenden jungen Mann in beschmutzten, zerrissenen Kleidern auftauchen sah.
    »Ich bin aus dem Zug gefallen«, eröffnete ihm Jonny.
    »Kann ich hier irgendwo ein Auto finden?«
    Der Arbeiter führte ihn die steile Böschung hinauf. Sie mußten ein weites Feld überqueren, und Jonny humpelte, so gut es ging, neben seinem Begleiter her. Schließlich erreichten sie die am Feld vorbeiführende Straße. Ein Autofahrer, der von den Rennen in Gatwick kam, hielt an. Mißtrauisch musterte er die abgerissene Gestalt, die er mitnehmen sollte, doch dann stieß er die Tür auf.
    »Steigen Sie ein!«
    Jonny drehte sich nochmals zu dem Bahnarbeiter um.
    »Hier sind fünf Shilling - zwei für Ihre Hilfe und drei, damit Sie schweigen. Ich möchte nicht, daß die Sache zur Anzeige kommt, verstehen Sie? Die Wahrheit ist, daß ich etwas zu tief ins Glas geschaut habe.«
    »Sie waren ein wenig blau?« fragte der Arbeiter erfreut. »In Ordnung - machen Sie sich keine Gedanken!«
    Der Autofahrer war nicht gesprächig. Beim ersten Taxistandplatz in Sutton bestand Jonny sehr energisch darauf, auszusteigen.
    »Ich bringe Sie nach Hause, wenn Sie wollen«, sagte der Mann verdrießlich.
    Gray lehnte freundlich dankend ab und beendete seinen Ausflug in einem Taxi. Am späten Nachmittag kam er in Queen's Gate an. Parker, der ihm öffnete, stellte keine Fragen.
    »Ich habe einen andern Anzug für Sie zurechtgelegt, Sir«, sagte er lediglich, als er zum zweitenmal das Zimmer betrat.
    Als Jonny im heißen Bad lag, untersuchte er seine Verletzungen. Sie waren mehr oder weniger äußerlich. Von seinem Schrecken hatte er sich noch nicht ganz erholt. Mit knapper Not war er dem Tod entronnen. Der alte Legge hatte also tatsächlich versucht, ihn umzubringen.
    Als er aus dem Bad stieg, erwartete ihn der Masseur, den Parker bestellt hatte. Eine halbe Stunde lang ließ er sich stöhnend von ihm bearbeiten.
    Die Abendzeitung enthielt keine Nachricht über den ›Unfall‹. Es war auch kaum anzunehmen, daß Emanuel die Sache anzeigen würde, schon in seinem eigenen Interesse nicht.
    Er zog den Schlafrock an und wollte sich etwas hinlegen.
    »Ist jemand hier gewesen?« erkundigte er sich bei Parker.
    »Ein Mr. Reeder, Sir.«
    »Mr. Reeder? Was wollte er?«
    »Ich weiß nicht, Sir. Er fragte nur nach Ihnen. Ein Mann in mittleren Jahren, mit einem recht trübsinnigen Gesicht. Ich sagte ihm, daß Sie nicht zu Hause wären, und wollte jeden Auftrag ausrichten, aber er gab mir keinen.«
    Dieser Besuch beunruhigte Jonny aus einem gewissen Grunde mehr als alles, was er an diesem Nachmittag erlebt hatte.

7
    Marney sprach auf der Fahrt nach London kein Wort. Sie saß abgerückt in einer Ecke des Wagens; nur ein- oder zweimal warf sie verstohlen einen ängstlichen Blick auf den Mann, den sie geheiratet hatte, und der ihr fremder war als jeder andere Mensch. Er saß völlig in seine eigenen Gedanken versunken in der anderen Ecke der Limousine. Dem finsteren Gesicht nach zu

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