Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0284 - Der Henker und sein Millionär

0284 - Der Henker und sein Millionär

Titel: 0284 - Der Henker und sein Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Henker und sein Millionär
Vom Netzwerk:
viel wert.«
    Er ging zur Tür.
    »Warte, Joe! Glaubst du, dass Hugo etwas dagegen hat, wenn ich mir mal die Beine vertrete? Ich möchte mal durch Chinatown bummeln. Hab so viel davon gehört.«
    »Du bist ein freier Mensch, Vernie. Wundere dich aber nicht, wenn du in Chinatown plötzlich auf Spinnenbein triffst. Den hat Hugo nämlich als Aufpasser für dich abgestellt.«
    Mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Boston-Joe schien mich in sein Herz geschlossen zu haben. Er hatte mir eine Menge erzählt. Vor allem hatte er mir zu erkennen gegeben, dass mir Hugo misstraute. Ich hängte mein Jackett lose um die Schultern und ging nach unten. Marley unterhielt sich mit seinen Gästen. Als er mich sah, grinste er.
    »Willst du auch einen heben, Vernon?«
    »No, Aldo. Ich will einen kleinen Bummel machen. Hier ist mein Zimmerschlüssel. Wann ich wieder zurück bin, kann ich noch nicht sagen.«
    Sein Lächeln verschwand. »Sei vorsichtig, Vernon! Hugo wünscht keine Scherereien. Nimm dir lieber ’ne Pulle mit nach oben!«
    »Höre mir einmal zu, Aldo. Wohin ich gehe und wann ich nach Hause komme, das ist ausschließlich meine Sache. Wenn ihm mein Benehmen nicht passt, dann soll er es mir gefälligst selber sagen.«
    Ich hatte unwillkürlich laut gesprochen. Aldo merkte, dass die Gäste aufmerksam wurden, und verschwand wortlos hinter der Theke. Ebenso still verließ ich das Hotel.
    ***
    Spinnenbein fiel mir sofort auf. Er stand auf der anderen Straßenseite in einem Hauseingang. Das Gesicht hatte er hinter einer Zeitung versteckt. Dabei konnte er bestimmt keinen Buchstaben entziffern, denn das Licht der Laterne reichte gar nicht bis dahin.
    Ich ging hinüber und zog ihm die Zeitung weg. »Du verdirbst dir bloß die Augen, Terry. Wartest du auf jemand?«
    Er guckte ziemlich belämmert aus der Wäsche. So rasch fiel ihm auch keine passende Ausrede ein. Was hätte er überhaupt sagen sollen? Die Situation war eindeutig.
    Ich schüttelte den Kopf. »Eigenartige Partner seid ihr, Terry. Bei uns in Syracuse weht jedenfalls ein anderer Wind. Da halten die Boys alle zusammen um möglichst viel Gewinn aus einer Sache herauszuschlagen. New York ist für mich eine einzige Enttäuschung.«
    »Du darfst das nicht falsch verstehen, Odoni. Hugo hat mir den Auftrag gegeben, dich ein bisschen zu beobachten. Was soll ich da machen?«
    »Hugo hängt mir schon langsam zum Hals raus, Spinnler. Wenn er sein Benehmen nicht bald ändert, trete ich ihm ganz gehörig auf die Zehen, bevor ich nach Syracuse abdampfe. Du sollst jedoch sehen, Terry, dass ich Unterschiede zu machen weiß. Erst wollte ich dir ja eine vor die Batterie knallen, aber du hast nur einen Befehl Hugos ausgeführt. Ich will mich ein bisschen amüsieren, verstehst du, wenn du Lust hast, kannst du ja mitkommen.«
    Im ersten Moment konnte er es nicht fassen, dann strahlte er über das ganze Gesicht.
    »Verdammt, du bist in Ordnung. Odoni. Wo wolltest du den hin?«
    »Euer Chinatown interessiert mich. Rex hat mir mal etwas von Jonnys Inn geschrieben. Kennst du den Laden?«
    »Sicher, Vernon, aber da ist doch nichts los. Da kenne ich bessere Lokale, wo auch Weiber sind.«
    Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich möchte zu Jonnys Inn, weil auch Rex da verkehrt hat, begreifst du das?«
    Er nickte. »Meinetwegen. Gehen wir also zu Jonnys Inn.«
    Wir ging zu Fuß. Nätürlich ließ ich mich von ihm führen, obwohl ich genau wusste, dass Jonnys Inn in der Mott Street lag, dicht bei der chinesischen Schule. Meine ganze Hoffnung war, dass ich dort einen bestimmten Mann traf.
    Die Gefahr, dass mich irgendwer sonst erkannte, bestand eigentlich nicht, denn unser Maskenbildner hatte sich redlich Mühe gegeben.
    Als wir den Laden betraten, herrschte dort Hochbetrieb. Wir fanden noch Platz auf einer Eckbank wo schon zwei Männer saßen. Auf den einen davon hätte ich liebend gern verzichtet, der andere war jedoch genau mein Mann.
    Unsere Blicke trafen sich kurz. Ich sah das Aufleuchten in seinen Augen, dann stierten sie wieder trübe in die Gegend. Wir bestellten unsere Drinks und sahen uns dann im Lokal um.
    »Wusste gar nicht, dass Rex hier auch verkehrt hat«, meinte Spinnler geringschätzig.
    »Manchmal fühlt man sich in einem Laden wohl, ohne eigentlich sagen zu können, woher das kommt«, sagte ich. »Bei uns in Syracuse hatten Rex und ich auch so eine Kneipe.«
    Ich erzählte ihm lang und breit, was das für ein Laden gewesen war. Mit der Zeit kamen wir dann auch mit den beiden

Weitere Kostenlose Bücher