0285 - Die dritte Waffe
Perry Rhodan noch nicht eingetroffen zu sein.
Auf der großen Uhr über dem Hauptportal war es fünfzehn Minuten vor neun. Das Stimmengewirr im Saal verdichtete sich zu einem gleichmäßigen Rauschen. Es übte eine beruhigende Wirkung auf die Fürstin aus.
„Bitte, behalten Sie Ihre eingenommenen Plätze!" erklang eine Lautsprecherstimme. „Verlassen Sie Ihren Platz nur, wenn Sie zum Rednerpodium gehen, oder ein anderer zwingender Grund vorliegt.
Haben Sie bitte Verständnis für diese Maßnahme. Sie dient Ihrer persönlichen Sicherheit. Wenn Sie sich mit anderen Abgeordneten unterhalten möchten, steht Ihnen ein Sprechgerät zur Verfügung.
Es ist unter der Tischplatte angebracht. Eine Zentralstelle wird Sie mit jedem Konferenzteilnehmer verbinden, den Sie zu sprechen wünschen. Wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit."
Fürstin Marek blickte unter den Tisch und konnte das Gerät sehen. Sie mußte zugeben, daß die Organisation ausgezeichnet war. Man tat von terranischer Seite aus alles, um die Abgeordneten zufriedenzustellen, wenn man auch Unannehmlichkeiten nicht verhindern konnte.
Zehn Minuten vor neun Uhr betrat Perry Rhodan die Solar Hall Wie immer trug er eine einfache Kombination. An seiner Seite befand sich ein großer, ernst aussehender Mann, den Fürstin Marek nicht kannte. Vereinzelter Beifall klang auf, als der Großadministrator des Solaren Imperiums in seiner Schwebeloge Platz nahm. Fürstin Marek konnte sich eines Gefühls des Bedauerns nicht erwehren. Es hatte Zeiten gegeben, da man Rhodan stürmisch gefeiert hatte, wo immer er aufgetaucht war.
Doch die Kinder der Erde, die Kolonisten, die weit über die Galaxis verstreut ein neues Leben begonnen hatten, fühlten sich diesem Mann gegenüber nicht so sehr verpflichtet wie die Terraner.
Die Administratorin ließ ihre Blicke über die versammelten Abgeordneten schweifen. Noch waren nicht alle Plätze besetzt.
Niemand zweifelte jedoch noch daran, daß die Konferenz stattfinden würde. Alle Gerüchte, die von einer Verschiebung der Konferenz im letzten Augenblick sprachen, verloren damit ihre Gültigkeit.
Perry Rhodan war gekommen, um seine unpopulären Maßnahmen zu verteidigen. Fürstin Marek konnte sich eines schwachen Schamgefühls nicht erwehren. Sah es nicht so aus als hätten sich die Kolonisten hier versammelt, um über diesen Mann zu Gericht zu sitzen, der das Imperium aufgebaut hatte. Die Kolonistin starrte auf die Tischplatte unmittelbar vor sich. In diesem Augenblick durchzuckte sie ein neuer Schmerz. Sie mußte sich auf die Unterlippe beißen, um nicht aufzustöhnen. Es war, als hätte sich etwas in ihrer Magengegend bewegt.
Sie schüttelte energisch den Kopf. Auf keinen Fall durfte sie jetzt die Solar Hall verlassen. Unmittelbar nach der Konferenz würde sie jedoch einen Arzt aufsuchen.
Hätte Fürstin Marek gewußt, daß im gleichen Augenblick einunddreißig andere Abgeordnete unter den gleichen Schmerzen litten, hätte sie wahrscheinlich den Alarmknopf gedrückt. Doch keiner der zweiunddreißig Administratoren, die den Tod in die Solar Hall getragen hatten, wußte von den Schmerzen der anderen.
*
Am 3. April, um sechs Uhr morgens, wurde von einer der Überwachungsstationen, die die Erde umkreisten, ein kleiner Meteor mit hohem Nickelgehalt gemeldet. Der Meteor schoß auf die Erde zu und war plötzlich verschwunden. Die Meldung der Robot-Station ging als Routinebericht in die Zentrale. Es war ein so alltägliches Ereignis, daß sich niemand darum kümmerte.
Einen Augenblick hing Broysen bewegungslos im Weltraum. Vor ihm fast sein gesamtes Blickfeld ausfüllend, war der Planet, den er vernichten würde. Das Kleinstraumschiff das er verlassen hatte, zog er an einer Leine nach.
Broysen bewegte vorsichtig Arme und Beine, die vom langen Liegen steif waren. Ungefähr zweihundert Meter von ihm entfernt schwebte TV-4-Sol im Weltraum, die Station, die er anfliegen und betreten mußte. Ihre genaue Entfernung zur Erdoberfläche betrug 1730 Kilometer. Broysen hatte noch drei Stunden Zeit. Er schaltete sein kleines Rückstoßaggregat ein. Die Energiemenge, die es abgab, war so gering, daß sie nicht geortet werden konnte.
Broysen tastete nach dem Impulsschlüssel an seinem Gürtel.
Ohne ihn konnte er die Station nicht betreten.
Seltsamerweise fühlte sich Broysen nicht erregt. Es kam ihm vor, als hätte er irgendeine Routinearbeit durchzuführen.
Er wußte, daß die Erde von insgesamt zehn TV-Satelliten umkreist wurde.
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