0285 - Die dritte Waffe
Für eine Umkreisung benötigten die Stationen zwei Stunden. Bevor Broysen sein Kleinstraumschiff verlassen hatte war er auf Umlaufgeschwindigkeit der Satelliten gegangen.
Der Abstand zwischen ihm und TV-4-Sol konnte sich nur verändern, wenn Broysen sich seines Rückstoßaggregates bediente.
Broysen überflog den Terminator und befand sich gleich darauf über der Nachtseite der Erde. Trotzdem verlor er den Fernsehsatelliten nicht aus den Augen.
Er betätigte das Rückstoßaggregat und schwebte auf sein Ziel zu. Von Miras-Etrin wußte er, daß er im Innern der Station erdgleiche Verhältnisse antreffen würde, also Sauerstoff und eine Gravitation von einem Gravo. Das bedeutete, daß er den Helm abnehmen konnte, wenn er durch die Schleuse in den Satelliten eingedrungen war.
Jede der zehn Weltraumstationen, auch das wußte Broysen, verfügte über eine eigene kleine Kraftstation, die die Verstärker mit Energie versorgte. Außerdem befanden sich an Bord jedes Satelliten drei Reparatur-Roboter, die jede anfallende Störung sofort beseitigten. Die Satelliten vermochten beliebig viele Programme von Kontinent zu Kontinent zu übertragen.
Als Broysen noch wenige Meter von TV-4-Sol entfernt war, hakte er den Impulsschlüssel vom Gürtel ab. Bisher verlief alles genau nach Plan. Broysen bezweifelte nicht, daß dies auch weiterhin so sein würde. Seine Kritik, die er an Miras-Etrins Vorhaben geäußert hatte, erschien ihm jetzt ungerechtfertigt. Der MdI hatte genau gewußt, wie er die Terraner überlisten konnte.
Broysen landete mit den Füßen auf der Außenfläche des Satelliten und orientierte sich. Die Schleuse war fast nahtlos in das Material eingelassen. Broysen schaltete seinen Helmscheinwerfer ein. Das Licht fiel auf einige Antennen und kuppelförmige Erhebungen. Broysen erinnerte sich, daß die Fernsehübertragung von der Konferenz über Hyperfunk auch an sämtliche solaren Planeten gehen sollte. Dabei dienten die Satelliten als Relaisstationen.
Broysen zerrte an der Leine, an der das Kleinstraumschiff hing und manövrierte es behutsam auf die Station zu. Er wollte vermeiden, daß es zu einem stärkeren Aufprall kam. Das hätte einen Meteoralarm auslösen können. Broysen wollte jedoch alles verhindern, was die Aufmerksamkeit einer terranischen Wachstation erregen konnte.
Als er das winzige Schiff fest verankert hatte, näherte er sich der Schleuse. Der Zünder, mit dessen Hilfe er den Kernprozeß auslösen würde, befand sich noch im Raumschiff. Broysen hatte jedoch vor, den Flugkörper mit in die Station zu nehmen, um ihn jeder zufälligen Ortung zu entziehen.
Broysen betätigte den Impulsschlüssel. Er hielt den Atem an, dann schwang die äußere Schleusenwand zu seiner Erleichterung auf. Broysen ließ sich in die Schleusenkammer gleiten und überzeugte sich, daß sie groß genug war, um das Schiff aufzunehmen. Er flog wieder in den Weltraum hinaus und löste das Beiboot von der Außenfläche der Station. Vorsichtig schob er es vor sich her. Er brauchte fast eine halbe Stunde, bis er es in der Schleuse untergebracht hatte. Trotzdem beeilte er sich nicht sonderlich. Er hatte noch genügend Zeit. Er schloß die äußere Schleusenwand und zog seinen Desintegrator. Da er nicht wußte, wie die drei Reparaturroboter auf sein Erscheinen reagieren würden, hielt er es für besser, wenn er sich auf einen Angriff vorbereitete.
Da es im Stationsinnern, ebenso wie in der Schleusenkammer hell war, konnte er auf seine Helmbeleuchtung verzichten. Dann betätigte er abermals den Impulsschlüssel. Die innere Schleusentür glitt zur Seite.
Broysen blickte genau ins Zentrum des Satelliten. Der Innenraum war vollgestopft mit Geräten aller Art. Dazwischen war gerade soviel Platz, daß sich die drei Roboter mühelos bewegen konnten.
Zwei der Automaten standen bewegungslos zwischen den Maschinen, der dritte kam langsam auf Broysen zu, seine Werkzeugarme pendelten dabei hin und her.
Der Tefroder blieb wachsam stehen. Auch der Roboter schien zu zögern. Wahrscheinlich wußte er nicht, wie er sich gegenüber dem Eindringling verhalten sollte. Es gehörte nicht zu den programmierten Aufgaben des Roboters, einen Fremden abzuwehren, das wußte Broysen mit Sicherheit. Doch die unkomplizierte Positronik des Automaten stellte sich offenbar die Frage, ob ein unvorhergesehenes Öffnen der Schleuse Grund zum Eingreifen war.
Broysen vergewisserte sich, daß er dem Roboter nicht ausweichen konnte. Hastig befestigte er den
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