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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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werden wir es ohne Flüssigkeit nicht aushalten.«
    Wir traten aus der falschen Düne hervor und folgten der Furche zwischen den Dünenreihen, bis wir das Lager Chalids und seiner Leute hinter uns gelassen hatten. Auf der nächsten Erhebung sahen wir uns um.
    Weit und breit erstreckten sich nur die endlosen Wellen der Wüste. Die nächste Stunde verbrachten wir damit, erfolglos die Gegend abzusuchen. Dabei teilten wir uns die paar Tropfen Wasser, die Larissa noch in ihrer Flasche hatte.
    »Wir müssen zurück«, keuchte ich schließlich. »Ohne Flüssigkeit halten wir ohnehin nicht mehr lange durch.«
    Larissa war ebenso erschöpft wie ich. Aber sie war noch nicht bereit aufzugeben. Sie zeigte auf den nächsten Dünenkamm. »Da klettern wir noch hoch«, sagte sie. »Dann können wir von mir aus umkehren.«
    Ich musste erneut an das Licht denken, das ich in der letzten Nacht bemerkt hatte. Es hatte sich, von unserem Lager aus gesehen, an etwa dieser Stelle befunden.
    Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn, widersprach aber nicht. Wir stapften die Düne hoch und schoben vorsichtig unsere Köpfe über die Kuppe.
    Vor uns lag ein kleines Dünental, in dessen Mitte früher einmal ein Gebäude gestanden haben musste. Jetzt waren davon nur noch ein paar Grundmauern übrig. Irgendjemand hatte ein weißes Tuch mehr schlecht als recht über die Ruinen gespannt. Von darunter drangen erregte Laute nach draußen.
    Vorsichtig näherten wir uns dem behelfsmäßigen Sonnenschutz. Da hörten wir eine Stimme, die wir kannten:
     
    »Endlose Wüste, du Schönheit
    unter dem kalten Nachthimmel,
    die Sterne bleich wie ein Schimmel,
    das goldene Leuchten der Dünengipfel im Abendrot.
    Oh endlose Wüste, du warst es, der ich den Gruß entbot.«
     
    Das war eindeutig McGonagall! Gelächter und Geschrei beantworteten seinen Vortrag.
    Wir liefen den Rest des Abhangs herunter und umrundeten das Mauerstück vor uns. Dahinter saßen oder standen fünf Gestalten, die wir nur zu gut kannten:
    Gerrit, unser Helfer aus Amsterdam, der uns den Weg zum Register von Leyden gezeigt hatte.
    Der Akkordeonspieler aus Bologna, der uns im Kampf gegen die Slivitskys beigestanden hatte.
    Der Maure aus Córdoba, der uns erzählt hatte, wie die Vergessenen Bücher nach Europa gelangt waren.
    Pomet, der Narr aus Dubrovnik, ohne den wir Kroatien vielleicht nicht lebend verlassen hätten.
    Und McGonagall aus Edinburgh, der uns aus den Klauen von Knox, Burke und Hare gerettet hatte.
    Unsere Helfer hatten uns auch bemerkt. Wir stürzten direkt in die geöffneten Arme von Gerrit und Pomet. Danach waren die anderen drei an der Reihe. Die Begrüßung verlief nicht ganz so auf Tuchfühlung, aber nicht weniger herzlich.
    »Arthur, Larissa – ihr seid erwachsen geworden«, staunte Gerrit, nachdem sich die erste Freude über das Wiedersehen gelegt hatte.
    »Und noch schöner seid Ihr, Herrin, als Ihr jemals wart«, ergänzte Pomet.
    Der Maure und der Akkordeonspieler lächelten sich zu. Ihr Temperament war etwas weniger feurig als das ihrer jungen Kollegen, wie wir bereits bei unserer ersten Begegnung mit ihnen erfahren hatten. McGonagall drängte sich an uns heran und wollte gerade zu einer neuen Ode ansetzen, als Pomet ihn unterbrach. »Nicht jetzt, alter Mann!«, rief er.
    Schnaubend drehte der Dichter sich weg.
    »Das war nicht nett von dir, Pomet«, tadelte der Akkordeonspieler den Narren.
    Sofort entbrannte ein Streitgespräch, bei dem Gerrit sich auf Pomets Seite stellte und McGonagall auf die des Bolognesen. Nur der Maure nahm an dem Aufruhr nicht teil.
    Als sich alle wieder einigermaßen beruhigt hatten, konnte ich endlich die Frage stellen, die mir schon seit unserem Eintreten auf den Lippen brannte. »Wie kommt ihr hierher? Ich dachte, ihr könnt eure Städte nicht verlassen?«
    »Gesetz der Bewahrer oder so, wenn ich mich recht erinnere«, ergänzte Larissa.
    »Bei manchen würden wir uns das auch wünschen«, bemerkte Pomet mit einem vielsagenden Blick auf den Schotten. Bevor der zu einer Erwiderung ansetzen konnte, ergriff der Maure das Wort.
    »Es ist an der Zeit, euch einiges zu erklären«, sagte er und hockte sich auf den Boden. Nachdem alle anderen ebenfalls saßen und auch das letzte Gezischel zwischen Pomet und McGonagall verstummt war, wandte sich der Maure an uns.
    »Du hast mit deiner Bemerkung völlig recht gehabt, Larissa. Wir Zeitlosen können viel, nur eines nicht: den Ort verlassen, an den wir gebunden sind. Dass wir hier sind, damit hat es

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