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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sein.«
    »Natürlich«, sagte Canerone wieder. »Aber« - er wies auf seinen Bericht - »die Konzentration war hier sehr hoch, Inspector. Der Junge muß es also in großen Mengen eingeatmet haben. Und zwar in einem relativ kleinen Raum, würde ich sagen.«
    »Der Raum, an den ich denke, ist sehr klein. Eine Mansarde direkt unter dem Dach. Über einem Trockenraum, durch den zahlreiche Leitungen gehen.«
    »Gasleitungen?«
    »Das weiß ich nicht genau. Vielleicht.«
    »Dann wäre es eine Möglichkeit. Aber meiner Ansicht nach - nein. Wenn der Raum nicht wirklich winzig war, ist es ausgeschlossen. Jedenfalls bei dieser hohen Konzentration. Sie können ja noch einmal bei unseren Experten nachfragen, aber ich denke, sie werden mir da zustimmen.«
    Lynley war sich bewußt, daß es ihm Schwierigkeiten bereitete, die alten Vorstellungen aufzugeben und sich auf die neue Situation einzustellen. »Könnte der Junge während des Transports in einem Fahrzeug gestorben sein?«
    Dieser Gedankengang schien Canerone zu interessieren. »Das ist auf jeden Fall plausibler als der Raum. Wenn er geknebelt und gefesselt in einem Fahrzeug lag - vielleicht im Kofferraum - und der Fahrer nicht wußte, daß der Auspuff undicht war, und Gas in den Kofferraum gelangte ... Ja, das ist eine Möglichkeit.«
    »Und als der Fahrer seinen Bestimmungsort erreichte und entdeckte, daß der Junge tot war, warf er die Leiche auf das Feld neben dem Friedhof in Stoke Poges und machte sich aus dem Staub.«
    Aber Canerone schüttelte den Kopf. Er schob das letzte Stück seines Keks in den Mund. »Das ist unwahrscheinlich. Es wurde einwandfrei festgestellt, daß die Leiche erst ziemlich lange nach Eintritt des Todes auf den Friedhof gebracht wurde. Unser Mann schätzt bis zu vierundzwanzig Stunden.«
    »Dann müßte Matthew einen ganzen Tag lang tot in dem Fahrzeug gelegen haben, ehe man ihn wegbrachte.«
    »Riskante Sache«, meinte Canerone. »Es sei denn, der Mörder konnte ganz sicher sein, daß niemand in die Nähe seines Wagens kommen würde. Wie auch immer es gewesen sein mag, fest steht, daß der Junge nicht auf der kurzen Fahrt von der Schule zum Friedhof starb.«
    Nachdenklich trommelte er mit den Fingern auf den Bericht. »Vielleicht wollte der Mörder ihn ganz woanders hinbringen. Als er den Ort erreichte, sah er, daß der Junge tot war, verlor den Kopf, ließ den Wagen einfach stehen und brauchte vierundzwanzig Stunden, um sich einfallen zu lassen, wie er die Leiche loswerden konnte.«
    »Indem er sie aus seinem eigenen Wagen in ein anderes Fahrzeug brachte? In einen Kleinbus vielleicht?«
    »Tja, das wäre möglich«, stimmte Canerone zu. Er blätterte zur nächsten Seite seines Berichts und reichte Lynley ein Papier. »Sie erinnern sich der Fasern, die wir im Haar des Jungen gefunden haben? Wolle und Reyon. Was fällt Ihnen dabei ein?«
    »Alles mögliche. Ein Kleidungsstück. Die Bodenmatte eines Autos.«
    »Farbe Orange.« Canerone machte sich über seinen zweiten Keks her.
    »Die Decke«, sagte Lynley.
    Canerone hob fragend den Kopf. Lynley berichtete ihm von der Mansarde über dem Trockenraum und beschrieb ihm, was sie dort gefunden hatten. »Horsham hat die Decke zur Untersuchung mitgenommen.«
    »Besorgen Sie uns ein Fetzchen davon. Mal sehen, ob die Fasern identisch sind.«
    Daran hatte Lynley überhaupt keinen Zweifel. Durch die Fasern würde die Verbindung zwischen Matthew Whateley und der Decke hergestellt werden. Und damit würde sich nachweisen lassen, daß Matthew Whateley sich in der Mansarde aufgehalten hatte. Wenn Havers mit ihrem Gespräch mit Daphne Glück hatte, würde sich auch Clive Pritchard in der Mansarde plazieren lassen.
    Und dann würde der Kreis sich schließen, ganz gleich, was Clive über seine Aktivitäten am Samstagabend behauptete.
    ». Analyse der Rückstände unter den Zehennägeln des Jungen sowie an Schultern und Gesäß«, sagte Canerone mitten in Lynleys Überlegungen hinein.
    »Bitte?«
    »Wir haben die Analyse fertig. Es handelt sich um Kaliumhydroxid, auch Ätzkali oder einfach Kali genannt.«
    »Kali?«
    »Merkwürdig, nicht?«
    »Wie soll Matthew Whateley mit Kali in Berührung gekommen sein.«
    »Wenn er irgendwo gewaltsam festgehalten wurde«, meinte Canerone, »kann es dort gewesen sein.«
    Lynley ließ sich angesichts dieser neuen Information durch den Kopf gehen, was er über Bredgar Chambers wußte.
    »Jeder Schuljunge weiß«, fuhr Canerone fort, »daß Ätzkali bei der Herstellung von Seifen und

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