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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Verbindung Kohlenmonoxid entsteht?«
    »Aber natürlich. Ameisensäure und Schwefelsäure.«
    »Und wie wird es gemacht?«
    »Indem man Ameisensäure zu Schwefelsäure gibt. Dadurch wird der Ameisensäure das Wasser entzogen. Das Resultat ist Kohlenmonoxid.«
    »Kann das jeder herstellen?«
    »Jeder, der die entsprechenden Substanzen und die Geräte hat. Man müßte eine Bürette haben, um die Zugabe der Ameisensäure in die Schwefelsäure genau dosieren zu können. Aber im Grunde kann jeder -«
    »O Gott!«
    »Was ist denn?«
    »Kaliumhydroxid. Ich dachte immer nur Kali. Ich habe es nicht als chemische Verbindung gesehen, St. James. Kaliumhydroxid. Kohlenmonoxid. Er ist im Chemiesaal gestorben.«

    »Der Abzug«, sagte Lynley, während er den Chemiesaal mit dem Schlüssel aufsperrte, den er sich bei Frank Orten geholt hatte. Er tastete nach dem Lichtschalter. Der Abzug, der auf der anderen Seite stand, war geschlossen, die Glasscheiben vorn und an den Seiten so fleckig und beschlagen wie beim erstenmal, als Lynley das altmodische Ding gesehen hatte.
    St. James musterte es, schob die vordere Scheibe hoch.
    »Zwei Meter«, sagte er, während er von den weißen Kacheln auf dem Boden des Abzugs bis zu dem Lüftungsschlitz alles genau musterte. »Zwei Meter hoch, einen Meter breit, einen Meter tief.« Er beugte sich dichter über die Ablagerungen auf dem Glas. »Ich denke ...« Er zog ein Taschenmesser heraus und kratzte mit der Klinge am Glas. Feines weißes Pulver stäubte ihm in die Hand. Er wischte es weg. »Ich denke, das ist dein Kaliumhydroxid, Tommy. Wenn man es im Labor herstellen wollte - um zu demonstrieren, was geschieht, wenn man ein Alkalimetall mit Wasser mischt -, müßte man das in so einem Abzug machen. Weniger wegen der Dämpfe, die dabei entstehen, als wegen der Reaktion.«
    »Und wie sieht die aus?«
    »Erst sprudelt es, dann explodiert die Geschichte und dabei wird ein weißes Pulver ausgeworfen. In diesem Fall direkt an das Glas des Abzugs.«
    »Dann hat Matthew Whateley die Rückstände wohl aufgenommen, als er in den Abzug gesteckt wurde.«
    »Ja, ich denke, so war es.«
    »Und das Kohlenmonoxid?«
    St. James sah sich im Raum um. »Es ist alles da, was man braucht. Mischkolben, Bechergläser, Büretten. Schau dir die Chemikalien da im Schrank an. Jede Flasche ist klar gekennzeichnet. Und ist der Schrank abgeschlossen?«
    Lynley prüfte es nach. »Nein.«
    »Ameisensäure da? Schwefelsäure?«
    Lynley sah die unzähligen Flaschen durch. Er fand, was er suchte, auf dem untersten Boden des zweiten Schranks, den er öffnete.
    »Hier sind sie, Simon. Ameisensäure und Schwefelsäure. Und andere Säuren sind auch noch da.«
    St. James nickte. Er wies zu den großen Büretten hinauf, die oben auf den Schränken aufgereiht waren. »Wir haben ein Volumen von zwei Kubikmeter, das mit Gas gefüllt werden mußte«, sagte er. »Die Abzugskanäle wurden blockiert. Der Junge wurde geknebelt und gefesselt in den Kasten gestellt. In eine Ecke stellte man eines der großen Bechergläser und die größte Bürette. Die Ameisensäure tropfte in die Schwefelsäure. Kohlenmonoxid bildete sich. Der Junge starb.«
    »Aber hätte er nicht versucht, die Bürette oder das Glas umzustoßen?«
    »Möglich. Aber es ist eng in dem Abzug. Er hatte kaum Bewegungsfreiheit. Außerdem vermute ich, daß der Mörder ihn genau über die ätzenden Eigenschaften der verwendeten Säuren informierte. Selbst wenn der Junge das Glas hätte umstoßen wollen - immer vorausgesetzt, er hatte überhaupt den Spielraum das zu tun, was meiner Ansicht nach unwahrscheinlich ist -, glaubst du, er hätte es wirklich getan, wenn er wußte, daß er damit riskiert hätte, sich von oben bis unten zu verätzen?«
    St. James schloß den Abzug und drehte sich nach Lynley um. »Die Frage ist, hast du einen Verdächtigen, der sich mit Chemikalien auskennt?«
    Natürlich, diese Frage lag nahe. Lynley merkte, wie sehr es ihm widerstrebte, sie zu beantworten. Neue Unruhe quälte ihn. Er hatte John Corntel nicht schuldig sehen wollen. Noch weniger wollte er ihn als den sehen, der in diesem Raum Matthew Whateley getötet hatte.
    Die Tür öffnete sich, und Barbara Havers trat ein. Obwohl sie einen Schirm mithatte, waren ihre Jacke und ihre Hose klatschnaß, und das Haar klebte ihr feucht am Kopf.
    »Hallo, Simon.« Sie nickte St. James grüßend zu, ehe sie sich an Lynley wandte. »Ich war zufällig gerade bei den Kollegen aus Horsham, als sie nach Cissbury gerufen

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