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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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vergraben, über das nach, was er von Frank Orten und Elaine Roly gehört hatte.
    Jede Institution, ob nun privat oder öffentlich, war ihrer Struktur nach dazu geschaffen, Machtkämpfe auf allen Ebenen zu fördern. Das war hier nicht anders als bei Scotland Yard. Konnte man vernünftigerweise annehmen, daß an einer Schule der Leiter den größten Einfluß besaß, so schien das, wenn man Ortens Worten glauben konnte, in Bredgar Chambers anders zu sein. Da hatte offenbar der Verwaltungsrat - und jede Beschäftigung mit dem Verwaltungsrat führte unausweichlich zu Giles Byrne - ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Irgendwo in diesem Machtgefüge mußte Matthew Whateley einen Platz gehabt haben. Davon war Lynley überzeugt. Ihm war schließlich das Stipendium des Verwaltungsrats zuerkannt worden, vielleicht gegen den Wunsch des Schulleiters. Er war im Haus Erebos einquartiert worden, wo Byrne selbst als Schüler gewohnt hatte. Wo auch Edward Hsu gewohnt hatte. Es gab da ein Muster.
    Der beißende Rauchgeruch wurde stärker, als sie sich einer Weggabelung näherten. Wieder führte Frank Orten sie nach links, aber Lynley blieb stehen und blickte den anderen Weg hinunter zu den Gebäuden, die dort in einiger Entfernung zu sehen waren. Er erkannte die Rückfront des Unterrichtsgebäudes für die naturwissenschaftlichen Fächer und die vier Wohnhäuser der Jungen. Das Haus Kalchas war am nächsten.
    »Wir gehen hier runter, Inspector«, mahnte Orten ungeduldig.
    Der Weg endete nach fünfundzwanzig Metern vor einem großen, türlosen Schuppen, in dem drei Kleinbusse, ein kleiner Traktor, ein Lastwagen und vier Fahrräder standen, von denen drei platte Reifen hatten. Nur das Dach und die Wände des Schuppens schützten die Gebrauchsfahrzeuge der Schule vor den Einwirkungen der Witterung; die Fenster hatten keine Scheiben, und ein Tor gab es nicht. Es war ein entschieden häßlicher Bau.
    »Die wesentlichen Dinge kommen dieser Tage immer zuletzt«, bemerkte Orten bissig. »Außen muß alles blitzblank sein, damit den Leuten die Augen übergehen, und das, was die Eltern nicht zu sehen kriegen, läßt man verkommen.«
    Ohne auf Antwort zu warten, schritt Orten weiter den gepflasterten Weg am Rand des Fahrzeugschuppens entlang und führte sie um die Ecke zu einem verkohlten Stück Land, wo der Müll der Schule verbrannt wurde. Der Geruch von Qualm, feuchter Asche und verbranntem Unkraut stieg aus einem kegelförmigen Haufen schwelenden Unrats auf. Neben diesem Haufen stand ein grüner Schubkarren, in dem zusammengeknüllt die Kleidungsstücke lagen, die Orten gefunden hatte.
    »Ich hielt es für das Beste, sie hier zu lassen«, bemerkte Orten.
    Lynley musterte den Boden, festgetretene Erde, in der niedergedrücktes Unkraut wucherte. Es waren zwar Fußabdrücke zu erkennen, aber sie waren zu undeutlich, um Aussagewert zu haben - hier eine Fußspitze, dort ein Absatz, Teil einer Schuhsohle. Nichts Substantielles.
    »Hier, Sir, schauen Sie sich das mal an«, sagte Barbara und winkte ihm. Sie stand auf der Seite des Müllbergs, der dem Fahrzeugschuppen am nächsten war. Mit der Zigarette in der Hand wies sie zum Boden. »Guter Abdruck. Könnte von einer Frau sein.«
    Lynley ging in die Knie, um sich den Abdruck anzusehen. Turnschuh, wie ihn wahrscheinlich jeder hier hatte.
    »Ja, möglicherweise von einer Frau«, meinte er. »Oder von einem der jüngeren Schüler.«
    »Oder einem älteren mit kleinen Füßen.« Barbara seufzte. »Wo ist eigentlich dieser Holmes, wenn man ihn braucht? Der würde jetzt hier durch den Dreck kriechen und den Fall binnen einer Viertelstunde klären.«
    »Machen Sie tapfer weiter, Sergeant«, entgegnete Lynley.
    Während sie ihre Untersuchung des Bodens rund um den Müllhaufen fortsetzte, beschäftigte sich Lynley mit den Kleidern im Schubkarren.
    Lynley setzte seine Brille auf und zog mehrere sauber gefaltete Plastikbeutel aus seiner Tasche. Er streifte sich Gummihandschuhe über die Hände, obwohl er vermutete, daß diese Vorsichtsmaßnahme völlig überflüssig war. Die Kleider waren inzwischen so verunreinigt - nach vielleicht Stunden auf dem Müllhaufen und einer Nacht in dem Schubkarren -, daß die Hoffnung, sie könnten noch irgendwelche nützliche Hinweise liefern, wahrscheinlich Illusion war.
    Insgesamt waren es sieben Stücke, angekohlt und rußschwarz. Lynley sah sich zuerst den Blazer an. Er hatte kein Namensschildchen, aber lose Fäden an der Innenseite des Kragens ließen vermuten, daß

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