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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Haus zugingen.
    Als hätte Orten schon nach ihnen Ausschau gehalten, öffnete er die Tür, noch ehe sie läuten konnten. Er trug bereits seine Arbeitskleidung. Seine Haltung war steif und kerzengerade, sein Blick flog für eine kurze, eindringliche Musterung über sie hin. »Inspector. Sergeant.« Er nickte abgehackt zum Zeichen seiner Billigung, wies mit einer ruckartigen Kopfbewegung zur offenen Tür eines unaufgeräumten Wohnzimmers auf der linken Seite. »Kommen Sie herein.«
    Ohne auf die Antwort zu warten, ging er ihnen voraus und blieb vor einem steinernen offenen Kamin stehen, über dem ein altersblinder Spiegel in goldenem Rahmen hing. Ortens Hinterkopf spiegelte sich in ihm und ebenso die beiden Messingleuchter an der gegenüberliegenden Wand, die helle Lichtovale auf die Treppe warfen, das infolge seiner Nordlage düstere Zimmer mit dem schmalen, tief eingelassenen Fenster aber kaum erhellten.
    »Bißchen turbulent heute morgen.« Orten wies mit dem Daumen auf eine angelehnte Tür rechts des Vorsaals. »Ich hab die Kinder meiner Tochter für ein paar Tage hier.«
    Man hörte die beschwichtigende Stimme einer Frau, die sich bemühte, die Wellen zu glätten, aber das Greinen des Kindes schwoll zu hysterischem Geschrei, das sich mit den schrill anklagenden Tönen eines zweiten Kindes mischte.
    »Einen Moment bitte«, sagte Orten und ging, um nach dem Rechten zu sehen. »Elaine, kannst du das -« Die Tür schloß sich hinter ihm.
    »Ja, ja, der häusliche Friede«, bemerkte Barbara, während sie zu einer Truhe unter dem Fenster trat, auf der drei äußerst üppige grüne Pflanzen standen. Sie berührte prüfend die Blätter. »Plastik«, sagte sie und wischte sich den Staub von den Fingern.
    »Hm.« Lynley sah sich im Zimmer um. Das Mobiliar bestand aus einem schweren Sofa und zwei Polstersesseln in undefinierbarem Graubraun, mehreren kleinen Tischen, auf denen Lampen mit schiefen Schirmen standen und Wandschmuck militärischer Art - zwei Landkarten und eine Belobigungsurkunde, die in staubigen Rahmen über der Couch hingen. Kinderspielsachen lagen auf dem Teppich verstreut, dazu mehrere Zeitschriften, deren Seiten zerknittert und klebrig waren, als wären sie als Unterlage beim Essen verwendet worden. Der ganze Raum legte beredtes Zeugnis davon ab, daß Frank Ortens Leben nicht von einer Frau geteilt wurde.
    Aber als Orten ins Zimmer zurückkam, folgte ihm dennoch eine Frau mittleren Alters. Er stellte sie ihnen als Miss Elaine Roly vor - wobei er besonderen Nachdruck auf das Wörtchen »Miss« legte - und fügte hinzu, daß sie Hausmutter im Haus Erebos sei, als sei das eine logische Erklärung für ihre Anwesenheit in seinem Haus.
    »Frank hat so seine Schwierigkeiten mit den Kindern«, bemerkte Elaine Roly und strich sich dabei mit beiden Händen über ihr Kleid. »Vielleicht gehe ich jetzt am besten, Frank. Sie scheinen sich beruhigt zu haben. Du kannst sie ja nachher zu mir schicken, wenn du willst.«
    »Bleib hier.« Orten schien die Angewohnheit zu haben, in einsilbigen Befehlen zu sprechen, und schien es gewöhnt zu sein, daß ihnen gehorcht wurde.
    Elaine Roly fügte sich durchaus heiter und setzte sich ans Fenster. Es schien ihr nichts auszumachen, daß das graue milchige Licht ihr wenig schmeichelte. Sie wirkte streng und blaß zugleich, wie man sich eine Quäkerin vorstellt oder ein Wesen aus den Romanen von Charlotte Brontë. Das schlichte, graue Kleid hatte einen breiten Spitzenkragen, die schwarzen Schuhe waren unelegant und solide. Kleine Ohrstecker waren ihr einziger Schmuck, und das ergrauende Haar war straff nach hinten gekämmt und im Nacken sehr altmodisch zusammengedreht. Ihre Nase jedoch war hübsch geformt und hatte etwas Vorwitziges, und das Lächeln, mit dem sie Lynley ansah, war warm.
    »Haben Sie schon Kaffee getrunken?« fragte sie.
    »Frank, soll ich -«
    »Nicht nötig«, antwortete Orten.
    Er zupfte an der geflochtenen Litze am Revers seiner Uniformjacke. Sie war, sah Lynley, an dieser Stelle schon zerschlissen, als spielte Orten häufig daran herum.
    »Mir wurde gestern abend mitgeteilt«, sagte Lynley zu ihm, »daß Sie Kleidungsstücke gefunden haben. Sind sie hier bei Ihnen im Haus?«
    Orten war nicht bereit, diesen direkten Einstieg mitzumachen.
    »Siebzehn Jahre, Inspector.« Sein Ton verriet, daß dies die Einleitung zu einer längeren Rede war.
    Lynley sah Barbaras ungeduldige Bewegung. Doch sie sagte nichts, sondern ging zum Sofa, wo sie ihren Block aufschlug und darin

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