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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Mordio schreien vor lauter Schreck, daß sie erwischt worden sind.« Er wirbelte den Umhang zur Seite und blieb, die Hände an den Hüften, den Kopf zurückgeworfen, mit gespreizten Beinen stehen.
    Das Erscheinen Brian Byrnes enthob Chas der Notwendigkeit, den erwarteten Beifall zu spenden. Clive stürzte sich mit lautem Geheul auf Brian und brach in schallendes Gelächter aus, als dieser erschrocken zurückwich.
    »Mann o Mann! Du solltest dein Gesicht sehen!« Clive packte sein Cape und posierte, den Arm über der Brust gekreuzt, die Hand auf der Schulter. »Na, was sagst du, Bri?!«
    Brian schüttelte langsam den Kopf, während sich ein bewunderndes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.
    »Toll«, sagte er.
    »Wieso bist du nicht beim Unterricht, Jungchen?«
    Clive trat zum Spiegel und probierte Grimassen aus.
    »Ich hab mich befreien lassen«, antwortete Brian.
    »Furchtbare Kopfschmerzen. Du weißt schon.«
    »Aha, hast du wohl bei der guten Mrs. Laughland ein paar heiße Griffe ausprobiert, hm?«
    »Bestimmt nicht mehr als du.«
    »Nicht mehr als jeder andere.« Clive zwinkerte grinsend und wandte seine Aufmerksamkeit Chas zu.
    »Außer vielleicht Freund Quilter. Bist unter die Mönche gegangen, was? Als gutes Beispiel für alle Mädchen und Buben, wie sich das für den Schulpräfekten gehört.« Er zog die Haut unter seinen Augen soweit herunter, daß es wehtun mußte, aber ihm war kein Schmerz anzusehen. »Bißchen spät, würd ich sagen. Das ist doch das reinste Sündenbabel hier.«
    Chas senkte den Blick zu dem Schminkkasten auf dem Tisch unter dem Spiegel. Die Farben verschwammen vor seinem Blick: eine Palette von Lidschatten, Rouge in den verschiedensten Schattierungen, zwei Tuben Fettschminke. Alles verschmolz vorübergehend miteinander.
    »Mann o Mann!« sprach Clive weiter. »Wenn du wüßtest, was für 'ne Schwester ich mir am Samstag abend geschnappt hab, Brian. Du hättest dabei sein sollen, da hättest du auch 'ne Nummer zischen können. So 'ne kleine Tussie auf der Durchfahrt. Hab sie draußen vor dem Pub in Cissbury getroffen und da hab ich ihr gezeigt, was Sache ist. Die hat vielleicht gejuchzt.« Er machte einen kleinen Tanzschritt. »Mensch, ich wollt, ich hätte jetzt 'ne Zigarette.«
    Brian griff grinsend in die Tasche seines Blazers und zog eine Packung Zigaretten heraus. »Hier.« Er warf sie Clive zu. »Kannst sie behalten.«
    »Klasse, Bri. Vielen Dank.«
    »Aber hier rauchst du nicht«, sagte Chas.
    »Und warum bitte nicht?« fragte Clive. »Willst du mich vielleicht melden? Damit ich von Lockwood eine Verwarnung kriege?«
    »Gebrauch zur Abwechslung mal deinen Verstand. Wenn du welchen hast.«
    Clive erstarrte. Er wollte etwas erwidern, aber Brian kam ihm zuvor.
    »Er hat recht, Clive. Heb sie dir für später auf. Okay?«
    Clive blickte finster von einem zum Andern. »Na schön. Meinetwegen. Ich hau jetzt ab. Danke, Bri. Für die Ziggis. Du weißt schon.«
    Er ging hinaus, und einen Moment später hörten Chas und Brian ihn einigen anderen Schülern zurufen, die sich auf der Bühne versammelt hatten. Die Mädchen kreischten zufriedenstellend bei seinem Erscheinen. Die Maske war offensichtlich ein durchschlagender Erfolg.
    Chas drückte die Faust auf den Mund und schloß die Augen. »Wie kannst du den ertragen?« fragte er.
    Brian zog sich einen Hocker heran und setzte sich. Lächelnd zuckte er die Achseln. »So übel ist er gar nicht. Da ist ein Haufen Schau dabei. Man muß ihn nur verstehen.«
    »Ich will ihn gar nicht verstehen.«
    Brian hob den Arm und wischte mit einer Hand über Chas' Schulter. »Puder«, erklärte er. »Du bist überall voll. Auf der Hose auch. Warte, ich mach's dir weg.«
    Abrupt stand Chas auf, ging ein paar Schritte weg.
    »Bald sind Ferien«, sagte Brian. »Weißt du jetzt schon, ob du mit mir nach London kommst? Meine Mutter fährt mit ihrem Freund nach Italien. Da haben wir die Bude für uns allein.«
    Es mußte eine akzeptable Entschuldigung geben! Es mußte einen plausiblen Grund geben. Aber es fiel ihm keiner ein. Jede Ausrede würde als Zurückweisung verstanden werden, und das war gefährlich. Das konnte er nicht riskieren.
    »Brian«, sagte er, »wir müssen miteinander reden. Nicht hier. Nicht jetzt. Aber wir müssen reden. Ich meine, wirklich miteinander reden. Ich muß dir ein paar Sachen erklären.«
    Brian machte große Augen. »Reden? Na gut. Klar. Wann du willst und wo du willst.«
    Chas wischte sich die feuchten Hände an der Hose

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