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03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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ich stolz auf dich, und ich werde dich nur mit einem Mann verheiraten, der deiner würdig ist.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, schlang die Arme um seinen Hals und küsste seine Wange. »Wenn ich so geworden bin, dann nur, weil ich den weisesten, gütigsten Vater von der ganzen Welt habe … « Sie verstummte, als sie Schritte hinter sich hörte, und drehte sich rasch um. Philippe, der Hauptmann der Schlosswache, war eingetreten.
    »Mein Herr, Gerald wartet vor dem Tor und bittet Euch um ein Gespräch - außerhalb Eurer Mauern, so dass niemand lauschen kann. Angeblich droht uns allen eine große Gefahr.«
    Hinter Philippe tauchte Ragwald auf. »Das gefällt mir nicht, Graf Manon.«
    »Nun, wenn er mich vor einer Gefahr warnen will, muss ich wohl oder übel herausfinden, worum es geht.« Seufzend wandte er sich noch einmal zu seiner Tochter. »Denk an meine Worte, Melisande - immer.«
    Er stieg die steinernen Stufen hinab, die von der Brustwehr in den Hof führten. Man hatte bereits sein Pferd aus dem Stall geholt, und er schwang sich in den Sattel. Dann befahl er der Wache, das Tor zu öffnen, und ritt hinaus.
    Beklommen stand Melisande oben an der Brüstung und beobachtete die Ereignisse. Andere Reiter überquerten den Grat, und sie erkannte zu spät, was da unten geschah. Gerald hatte ihren Vater in eine Falle gelockt. Nun führte er ihn vom Tor weg. Arglos folgte ihm der Graf.
    Die Reiter galoppierten zielstrebig auf ihn zu. So viele … Und die meisten gehörten nicht zu Geralds Gefolge. Es waren Wikinger mit kegelförmigen Helmen, pelzbesetzten Stiefeln und fremdartigen Schilden. Wikinger wie jene, die gekommen waren, um ganze Küstenstriche zu verwüsten, wie jene, gegen die Graf Manons Männer die Festung schon so oft verteidigt hatten.
    Wikinger, die für Gerald kämpften.
    Allein wären sie machtlos gegen Vater, dachte Melisande, ebenso wie Geralds Soldaten. Aber mit vereinten Kräften …
    Sie schrie auf und sah, wie der Vater sich zu ihr wandte. Auch die Wache im Burghof hatte die Gefahr erkannt. Einige Männer sprangen auf ihre Pferde und sprengten zum Tor hinaus, andere rannten hinterher - zu spät. Entsetzt beobachtete Melisande, wie Gerald das Schwert gegen ihren Vater zog, der ein ausgezeichneter Fechter war und den ersten Streich parierte, auch den zweiten und dritten.
    Doch dann galoppierten die Reiter vom Grat herab, direkt auf ihn zu. Ein Dutzend Klingen glänzte im Morgenlicht, der silbrige Stahl färbte sich rot. Schluchzend sank Melisande auf die Knie.
    Alle Männer des Grafen stürzten sich jetzt in den Kampf, aber sie, kamen zu spät. Sie sahen ihren Herrn von seinem Streitroß Warrior fallen, und da brach heillose Verwirrung aus. Wild und planlos schlugen sie um sich, gellendes Geschrei übertönte das Klirren der Schwerter.
    Der reiterlose Warrior trottete in den Hof, und da schwand Melisandes letzte Hoffnung -dahin. Es gab keinen Zweifel mehr, ihr Vater war tot. Sie kroch zur Mauer, lehnte sich dagegen, rang mühsam nach Atem, versuchte, gegen den brennenden Schmerz anzukämpfen, der ihre Brust erfüllte. Sie hatte ihren Vater verloren. Wie sollte sie ohne ihn weiterleben? Heiße Tränen strömten über ihre Wangen, und sie begann, wieder zu schreien, aber niemand hörte sie. Ragwald war davongeeilt, die Brustwehr entlang, fassungslos angesichts des grausamen, heimtückischen Angriffs.
    Das Leid war so übermächtig, dass Melisande zunächst nicht klar denken konnte. Doch der Gedanke an den Vater gab ihr schließlich die Kraft, sich zusammenzureißen und aufzustehen. Gerald war gekommen, um ihren Vater zu töten, die Seele der Festung zu zerstören. Sicher glaubte er nun, er hätte leichtes Spiel mit den führerlosen
    Männern innerhalb der Mauern. Es gab nur noch Philippe, ihren Hauptmann, an dessen Weisungen sie sich halten konnten. Doch nach dem Verlust ihres Herrn würden sie mutlos und halbherzig kämpfen.

     
    ***

     
    Ragwald hatte Melisande auch mit militärischen Strategien vertraut gemacht, und so wusste sie, dass der Feind stets versuchte, zuerst den Anführer der gegnerischen Streitkräfte zu töten, um Verwirrung zu stiften. Genau das hatte Gerald getan, mit Hilfe seiner verbündeten Wikinger. Das Tor der Festung stand offen. jetzt konnte er sich nehmen, was er wollte. Niemand würde ihn aufhalten, schon gar nicht, wenn er dem König in Paris Treue schwor. Denn von dort würde niemand aufbrechen, um kleine Streitigkeiten in einem gesetzlosen Land zu schlichten, wo

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