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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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vielleicht den Asphodeliengrund, wo sich die hungrigen Geister von den weißen Blüten der Asphodelien ernährten. Doch stattdessen landete sie in einem großen Saal, den sie nie zuvor gesehen hatte.
    Schwarze Marmorböden mit dorischen Säulen, die ins dunkle Nichts aufragten wie ein düsterer versteinerter Wald. Riesige Feuerschalen aus Messing, doppelt so groß wie sie, verbreiteten das goldene Flackern eines rauchfrei brennenden Öls, das nach Jasmin und Ambra duftete. Die Luft war trocken wie in der Wüste. Kostbare Juwelen, eingearbeitet in die schmuckvollen Kanten der Säulen, brachen das Licht. Es umgab Helen mit lauter winzigen Regenbogen – nächtlichen Regenbogen, die nie die Sonne oder den Regen gesehen hatten.
    Helen hatte bisher nur ein einziges Mal erlebt, dass die Luft um sie herum so funkelte. Das war, als Lucas sie unsichtbar gemacht hatte.
    »Lucas?«, rief Helen, und ihre Stimme hallte durch die vielen Gänge zwischen den Säulen dieses Ortes, der vermutlich Hades’ Palast war.
    »Ich bin hier«, antwortete Lucas.
    Helen rannte auf seine Stimme zu und das Geräusch ihrer Schuhe verbreitete sich in dem versteinerten Säulenwald in alle Richtungen. Sie erreichte das Ende des Saals und kam vor einem riesigen weißen Marmorthron auf einem hohen Podest schlitternd zum Stehen. Der Thron war so gearbeitet, als bestünde er aus Hunderten von Skeletten, die sich vor Schmerzen krümmten, um den Mann zu tragen, der ihn beanspruchte.
    Lucas saß auf dem Thron des Todes und schwarze Schatten quollen aus ihm hervor wie triefender Teer. Helen suchte nach seinem Herzen, doch sie fand nur Dunkelheit.
    »Oh, Lucas«, stieß sie schrill und atemlos hervor. »Was hast du getan?«
    »Das einzig Sinnvolle, was mir übrig blieb.«
    »Du hast ja meistens recht«, sagte sie und ballte frustriert die Fäuste. »Und diesmal liegst du so daneben.«
    »Hector ist es, den alle brauchen. Und nicht mich.«
    »Ich brauche dich.«
    »Du hast Orion.«
    »Ich habe Orion nicht. Wir sind nur Freunde.«
    »Helen.« Er seufzte müde, als wollte er nichts mehr darüber hören.
    »Ich weiß, dass der Herrscher über das Totenreich in der Lage sein muss, in Herzen zu sehen«, sagte sie und begann, die Stufen zu seinem Thron hochzusteigen. »Sieh mich an, Lucas. Lüge ich?«
    Er betrachtete sie, als sie näher kam, und sein Blick verriet erste Zweifel.
    »Ich bin nicht mit Orion zusammen«, wiederholte Helen. »Das war ich nie, und ich weiß ganz sicher, dass es auch nie passieren wird. Weißt du auch, wieso? Weil es mir unmöglich ist, jemanden so sehr zu lieben, wie ich dich liebe – und ich habe es bei Orion wirklich versucht.«
    »Das glaube ich gern«, sagte Lucas. Es sollte bissig klingen, aber da war auch der Anflug eines Lächelns in seiner Stimme.
    »Es hat nicht funktioniert. Manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich einen eingebauten Zwischenrufer im Kopf. Ich kann nicht mal einen anderen Typen küssen, ohne diese nervige Stimme zu hören, die mir sagt, wie blöd ich bin und dass ich alles kaputt mache.« Helen stieg noch ein paar Stufen höher und hörte auf zu scherzen. »Du bist der Einzige, den ich jemals lieben werde. Der Einzige, den ich mit Haut und Haaren liebe. Du bist der Richtige für mich.«
    Lucas schaute weg und schluckte. »Also lieben wir einander. Und nun? Das ändert nichts an der Tatsache, dass wir nie zusammen sein dürfen.«
    Seine Worte klangen überzeugend, aber noch während er sie aussprach, vertiefte sich dieser zweifelnde Blick in seinen Augen, als könnte er nicht mehr glauben, was er da sagte. Als würde er auf einmal nicht mehr verstehen, wieso sie nicht zusammen sein durften.
    Helen schleppte sich die letzten paar Stufen hoch, denn die Last dessen, was sie ihm nun sagen musste, beschwerte jeden ihrer Schritte.
    Sie wusste genau, wie es sich anfühlte, wenn einem das Herz gebrochen wurde. Lucas hatte es schon einmal mit ihrem gemacht. Es ging nicht schnell und einfach – kein einzelner Stoß, der so wehtat, dass man sofort tot umfiel. Was sie jetzt fühlte, hatte so viele Widerhaken, dass sie die Situation im Kopf drehen und wenden konnte, wie sie wollte – Verletzungen waren unvermeidbar.
    Sie überquerte das Podest, ging auf den Thron zu und setzte sich Lucas auf den Schoß. Er erstarrte vor Schreck, doch dann überwältigte ihn Helens Traurigkeit so sehr, dass er sie instinktiv in die Arme nahm. Da sie es unmöglich laut aussprechen konnte, flüsterte sie ihm die ganze Wahrheit ins

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