0300a - Wir jagten die Brillanten-Haie
der letzten Woche mehrere schwere Einbrüche ausgeführt und Juwelen im Wert von mehreren Millionen Dollar erbeutet haben?«, begann ich noch einmal.
»Ja, Sir.«
»Wie heißt der Mann?«
»Bronson. Jack Bronson«, sagte sie mit Betonung. Ich konnte mir genau vorstellen, wie sie den Namen Jack auf diesem Segelboot geflüstert hatte. Nun hatte Jack ihr den Rücken gekehrt, dabei aber einen entscheidenden Fehler gemacht.
»Wohnhaft…«
»In Bensonhurst, Brooklyn, Bay Ridge Parkway 356. Wenn er nicht zu Hause anzutreffen ist, hält er sich in der Lolita-Bar auf. Die Adresse können Sie aus jedem Telefonbuch ersehen.«
»Danke, Mrs. Lerman. Wir ziehen Ihre Aussage keineswegs in Zweifel, müssen Sie aber pflichtgemäß darauf aufmerksam machen, dass die Irreführung der Polizei aus irgendwelchen privaten Motiven strafbar ist. Sie verstehen mich?«
»Klar, Agent Cotton, denn Sie sprechen ja ein allgemein verständliches Amerikanisch«, antwortete sie schnippisch.
»Sie beschuldigen also diesen Mister Bronson, zu den Juwelengangstem zu gehören. Haben Sie Beweise?«
»Genügt es Ihnen nicht, wenn ich Ihnen den Tipp gebe? Die Beweise müssen Sie sich schon selbst suchen, Agent Cotton.«
Die weibliche Logik verblüffte mich einigermaßen. Claire Lerman tauchte bei uns auf, beschuldigte einen Mann und überließ uns, ihre Behauptung zu beweisen.
»Selbstverständlich werden wir uns alle Mühe geben, die Beweise zusammenzutragen. Aber immerhin wäre es angebracht, wenn Sie sich zu Ihrem Verdacht näher äußern würden.«
»Ich sage nur Lila Carson - und mehr nicht.«
»Offenbar handelt es sich um eine Frau?«, tastete ich mich vorsichtig vor.
»Sehr scharfsinnig«, wisperte sie, »und um was für eine Frau. Sie macht die Männer verrückt. Und wenn es soweit ist, dass sie ihr zu Füßen liegen, trampelt sie darüber hinweg.«
»Seltsame Lebenseinstellung«, sagte ich.
»Ich bin überzeugt, dass die Gangster ihr zu Füßen liegen. An erster Stelle Jackylein«, sagte sie verächtlich. Dabei hatte sie es nicht bemerkt, dass ihr der Kosename Jackylein herausgerutscht war.
Also handelte es sich bei der Aussage von Claire Lerman um einen Racheakt. Mit solchen Angelegenheiten hatten wir schon die bösesten Erfahrungen gemacht.
»Haben Sie Beweise, Mrs. Lerman?«, fragte Phil.
Die Lady drehte ihren Kopf erstaunt zu Phil herum und sah ihn strafend an. Wie konnte mein Freund es wagen diese Frage auch ein zweites Mal zu stellen!
»Ich weiß es genau, G-man. Ich habe mit meinem Rechtsanwalt gesprochen, und der hat mir geraten, unbedingt zum FBI zu gehen. Er jedenfalls hielt die Aussage für sehr wichtig«, sagte sie mit Betonung.
»Wir ebenfalls, Mrs. Lerman. Sie dürfen uns nicht missverstehen. Aber es genügt nicht, wenn jemand kommt und einen Verdacht äußert, der nicht ausreichend begründet ist.«
»Gut, dann kann ich ja wieder gehen!«, warf sie schnippisch ein und sprang auf. Ich erhob mich ebenfalls, wetzte um meinen Schreibtisch herum und fing die Lady knapp vor der Tür ab. Beruhigend legte ich ihr meine Hand auf den Arm.
»Nein, Mrs. Lerman, wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie uns den Tipp geben. Aber können Sie sich wirklich nicht näher zu Ihrem Verdacht äußern?«
Claire Lerman sah mich grenzenlos erstaunt aus ihren Augen an.
Phil kam mir zu Hilfe. »Haben Sie bei Jack Bronson Schmuck gesehen?«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Jack nicht mehr zu meinen Freunden gehört, Agent Decker!«, flötete sie.
»Hat er Ihnen denn selbst von seinen Juwelendiebstählen berichtet?«, fragte ich.
Sie tippte mit dem Finger an den Kopf und murmelte: »Der ist doch nicht verrückt.«
»Trägt das Mädchen, von dem Sie sprachen, denn Schmuck von Jack Bronson?«, setzte Phil nach.
»Nein, Agent Decker. Jack Bronson würde ihr die Flötentöne beibringen, denn Jackylein ist ein cleverer Bursche.«
Sofort ließ ich in unserem Archiv die Akte Jack Bronson heraussuchen. Nach wenigen Minuten meldete sich der Kollege und teilte mir die Einzelheiten und die Vorstrafen des Handelsvertreters mit. Er hatte mehrere Jahre wegen Betrugs abgesessen, war außerdem für einen Meineid von einem Chicagoer Gericht bestraft worden. Ich prägte mir die Einzelheiten genau ein.
»Vorerst noch einmal vielen Dank für Ihren Besuch, Mrs. Lerman. Wenn wir Rückfragen haben, melden wir uns bei Ihnen im Salon.«
Sie nickte.
»Darf ich Ihnen ein Taxi bestellen?«, fragte Phil.
»Nein, Agent Decker, mein Fahrer wartet unten auf
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