0306 - Sein Mörder kam im Morgengrauen
Wand!« flüsterte ich. »Wir müssen uns Rückendeckung verschaffen.«
Das Tappen der Schritte unserer Gegner kam langsam und bedrohlich näher. Sie mußten unser Flüstern gehört haben. Leise wichen wir zurück.
Auf einmal merkte ich mit Schrecken, daß ich mich in der Richtung geirrt haben mußte. Der Boden unter meinen Füßen führte abwärts. Ich versuchte im letzten Augenblick, mich zur Seite zu werfen und mit Phil die eine Ecke zu gewinnen, in der wir wenigstens nach zwei Seiten gedeckt gewesen wären.
Aber da waren sie schon heran!
Ich erhielt einen Fußtritt gegen den Oberschenkel und verlor fast die Balance. Nur mit Mühe konnte ich mich auf den Beinen halten.
Ich mußte aber einige Schritte die abschüssige Fahrbahn hinunter. Nur der Umstand, daß ich mich an Phils Arm festhielt, ließ mich nicht nach rückwärts kippen.
Gefährlich nahe an unseren Köpfen vorbei pfiff ein Gegenstand. Hart knallte er gegen die Wand. Die Kerle mußten eine Eisenstange oder etwas Ähnliches haben, womit sie blind durch die Luft schlugen. Ich strengte alle meine Sinne an, um bei den ersten Anzeichen in Deckung zu gehen.
Als der Stahl gegen den Beton klirrte, hörte ich ein leises Flüstern. Dann kam das Scharren von Schuhen. Verblüfft blieb ich auf der Stelle stehen.
»Was ist los?« hauchte Phil leise. »Haben die Kerle kalte Füße bekommen und sind verschwunden?«
Bevor ich eine Antwort geben konnte, glomm das Licht von Scheinwerfern auf.
Die Kerle hatten die Lampen des Fünftonners eingeschaltet und damit den schmalen Gang in strahlende Helligkeit getaucht. Wir standen ungefähr in der Mitte zwischen dem Laster und der eisernen Tür am Ende der Abfahrt.
»Zurück!« brüllte ich plötzlich.
Auch Phil hatte die Gefahr erkannt. Er rannte auf die eiserne Tür zu. Die Lichter oben kamen immer näher.
Der Wagen setzte sich in Bewegung. Lautlos! Wahrscheinlich schoben sie ihn. Der Laster war fast so breit wie der Gang. Es war unmöglich, nach einer Seite hin auszuweichen.
Ich raste mit langen Sprüngen nach unten. Kurz nach Phil erreichte ich die eiserne Tür. Wir stemmten uns dagegen. Sie gab keinen Millimeter nach. Auf dieser Seite gab es keine Klinke, keine Möglichkeit, die Tür zu öffnen.
Wir hämmerten völlig sinnlos mit unseren Fäusten gegen die Eisenplatten.
Das Gebrüll der Gangster riß uns herum. Der Laster war jetzt ungefähr in der Mitte der Fahrbahh. Die grellen Scheinwerfer in der platten Vorderfront waren jetzt nur noch zwanzig Yard entfernt.
Noch fünfzehn Yard trennten uns von dem sicheren Tod!
Ich war am ganzen Körper klatschnaß.
***
»Ich sage Ihnen, die Kiste fährt, das ist ’ne wahre Wonne«, renommierte der Rothaarige mit dem irischen Akzent. »Vorige Woche war ich in Mexico. Na, raten Sie mal, wie lange ich für die Tour gebraucht habe.«
»Zwei Tage«, schätzte der Mann mit der breiten Narbe am Kinn und gähnte laut. »Vielleicht zwei und ’nen halben.« Der Rothaarige ließ das Glas mit Bier, das er schon angesetzt hatte, sinken und sah seinen Gesprächspartner wütend an. »Mann, wollen Sie mich verkohlen und meine Karre schlechtmachen?« fragte er drohend.
»Ist nicht meine Absicht«, brummte der Narbige. »Schließlich will ich den Schlitten ja kaufen.«
»Na eben, erst schlechtmachen und dann ein paar Hunderter ’runterhandeln!« empörte sich der andere. »Aber das sage ich Ihnen, das gibt es bei McLean nicht. Bei mir nicht, verstehen Sie Mister? Ich habe nach Mexico genau drei Stunden und fünf Minuten gebraucht.«
»Da brauchen Sie doch mit ’nem Jet Liner länger«, amüsierte sich der Narbige und nippte an seinem Bier. »Oder vielleicht meinen Sie von Los Angeles nach Mexico.«
»Nein, von hier. Von Trenton aus habe ich genau drei Stunden und fünf Minuten gebraucht. Ich habe auf die Uhr gesehen«, beschwor McLean.
»Und das sind über vierhundert Meilen, und nicht etwa alles Highways.« , »Ach so«, tat der andere erstaunt, »Sie meinen wahrscheinlich nicht den Staat Mexico…«
»Hab ich das gesagt?« polterte der Rothaarige. »Haha! Das is’n Witz! Sie glauben, ich hätte Mexico gemeint! Nee, mein Lieber, das schafft selbst meine Kiste nicht in drei Stunden. Nee, ich meine natürlich Mexico, da oben hinter Syracuse.«
»Am Ontario-See?« fragte der Narbige und strich sich über das spärliche Haar auf seinem kantigen Schädel. »Muß ’ne schöne Gegend sein. Wollte immer schon mal an die Kante. In meinem Urlaub.«
»Ja, war prima da oben«,
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