0309 - Wir und die rätselhaften Morde
kommt dahin, wohin er gehört, wahrscheinlich ins Irrenhaus.«
Damit gingen wir.
Es war fast 9 Uhr, als wir den Jaguar bestiegen.
»Ich hätte große Lust, Kitty Ferry auf den Zahn zu fühlen«, meinte mein Freund. »Es wäre doch eigentlich anzunehmen, dass sie etwas gemerkt haben müsste, wenn Wills wirklich ein falsches Spiel treibt.«
»Fängst du auch an?«, lachte ich.
»Wir haben eben festgestellt, dass wir es ausschließlich mit Narren zu tun haben«, sagte er. »Warum sollte dieser Wills nicht ebenfalls ein so großer Narr sein, dass er den Ast absägt, auf dem er sitzt.«
»Also los, versuchen wir es. Ich glaube zwar nicht, dass Kitty zu Hause ist, aber wir können es ja probieren.«
***
Es war 10 Uhr vorüber, als wir in Cedar Grove Beach ankamen. Alf, der Diener-Chauffeur, öffnete uns. Während er uns anmeldete, konnte ich feststellen, dass Kitty bereits Besuch hatte. An der Garderobe hingen ein Mantel und ein Hut. Daneben stand eine schwarze Aktentasche.
»Miss Ferry lässt bitten«, verkündete Alf pompös.
Er öffnete die Tür. Ich sah, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Der Besucher war ein mittelgroßer Herr - man konnte ihn wirklich so nennen - mit grauen Schläfen, einer Intelligenzbrille und korrektem Besuchsanzug.
Alle Frauen schienen sich heute in den Kopf gesetzt zu haben, uns im Négligé zu empfangen. Der schwarze Nylonschlafrock stand Kitty ausgezeichnet. Ihr Teint erschien dadurch noch weißer und das rote Haar noch flammender.
»Die ist Doktor Blank, mein Arzt«, stellte sie vor. »Diese beiden Herren sind G-men. Was führt Sie zu so später Stunde noch hierher?«
»Wir möchten Sie ganz vertraulich Verschiedenes fragen«, begann Phil. »Es geht darum wer des Mordes an Mister Lyons und Miss Howard verdächtig ist. Ist es übrigens Mister Wills gelungen, einen Verantwortlichen für das hinabstürzen des Scheinwerfers im Theater zu finden?«
»Nein. Es war nachweislich kein Außenstehender auf der Bühne oder dahinter. Der Pförtner ist bereit, das zu beschwören. Er hat niemanden eingelassen, außer dem Personal und den Schauspielern.«
»Und doch hat jemand die Haltevorrichtung des Scheinwerfers gelöst und diesen umgekippt. Sie sind sich wohl darüber klar, Miss Ferry, dass es unter Umständen nur ein Mitglied des Theaters gewesen sein kann.«
»Ich fange an, an einen Unfall zu glauben«, entgegnete sie kopfschüttelnd. »Alle diese Leute sind einer derartig gemeinen Tat nicht fähig.«
»Well, wir wollen uns darüber nicht streiten«, sagte ich. »Was ich wissen möchte, ist, ob zwischen Ihnen und Mister Wills Differenzen bestehen.«
»Sie sind köstlich, Mister Cotton«, lächelte sie. »Haben Sie schon einmal ein Gespann von einer Schauspielerin und ihrem Manager erlebt, das sich nicht mindestens einmal am Tag streitet, um sich sofort wieder zu vertragen? Das gilt nicht nur für Mister Wills und mich, sondern für alle Leute vom Bau. Je mehr man sich vorher streitet, umso besser klappt es hinterher.«
»Ich sprach jetzt nicht von Meinungsverschiedenheiten, sondern von ernsthaftem Streit.«
»Darüber können Sie beruhigt sein. Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Wills und ich, wir haben uns keineswegs so zerstritten, dass er deshalb Dave umgebracht hat und jetzt versucht, mich zu ermorden. Das ist Unsinn. Wer hat Ihnen denn diesen Floh ins Ohr gesetzt? Ich gehe wohl nicht fehl, wenn ich auf Nita oder auf Cain tippe.«
Ich warf einen Seitenblick auf Kittys Psychiater. Dr. Blank saß mit dem Ausdruck eines milden Interesses zurückgelehnt im Sessel und verfolgte den Rauch seiner Zigarette, der als feiner Faden emporstieg.
Erst jetzt bemerkte ich die schwarze Siamkatze, die, eng an Kitty gedrückt, neben ihr auf der Couch lag. Ihr Fell verschmolz mit dem glänzenden Schwarz des Nylons. Nur die bernsteingelben Augen glommen.
Schnurrend reckte sie sich, krümmte den Rücken und landete mit einem eleganten Satz auf meinen Knien, wo sie sich zusammenrollte.
»Sieh da, Cleo liebt Sie«, lächelte Kitty. »Sie können sich etwas darauf einbilden. Sie ist im Allgemeinen nicht großzügig mit ihren Gunstbeweisen.«
Auch Doktor Blank lächelte. Dann legte er sein Gesicht in sorgenvolle Falten.
»Ich begrüße die Gelegenheit, mit ihnen sprechen zu können, Gentlemen«, sagte er. »Ich mache mir Sorgen über die Folgen der Aufregungen in Bezug auf das seelische Gleichgewicht meiner Patientin. Es ist nicht gerade zuträglich, wenn man weiß, dass irgendwo ein
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