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0309a - Tod im Fesselballon

0309a - Tod im Fesselballon

Titel: 0309a - Tod im Fesselballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod im Fesselballon
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Ich zog den Briefbogen zu mir herüber und überlas nochmals die braunen Blockbuchstaben, die Leavers Handschrift zeigten.
    Phil ging zum Fenster und sah zum Central Park hinaus. »Auf jeden Fall ist das Rätsel typisch für einen Menschen wie Bud Lavers. Der Mann hatte einen Nerv dafür, andere Leute an der Nase herumzuführen. Warum hat er nicht einfach klipp und klar geschrieben, was er will?«
    »Denk daran, dass nicht nur wir vom FBI uns für die Aufzeichnungen interessieren, sondern auch andere Leute, denen die Enthüllungen Lavers unangenehm sind. Ihnen wollte es Lavers vielleicht so schwer wie eben möglich machen, wenn sie schon in den Besitz der Schreiben gelangten und an die Sichtbarmachung einer Geheimtinte dachten.«
    Ich überflog nochmals die Schrift. »Wer könnte wohl dieser Leif Erikson sein?«
    Phil drehte sich herum. »Es gibt einen Mann mit diesem Namen. Ich kenne ihn.«
    »Ah!«, tat ich erstaunt.
    »Aber er kann keinen goldenen Kopf haben oder bekommen«, sprach Phil weiter, »da er gut und gern über neunhundert Jahre tot ist. Leif Erikson war ein norwegischer Seefahrer. Um das Jahr Tausend landete er auf unserem Kontinent. Er gilt daher als der erste Entdecker Amerikas. Seine Tat geriet allerdings in Vergessenheit; offiziell wird Columbus als der Entdecker unseres Kontinents in der Geschichte genannt.«
    »Du hast aber in der Schule gut aufgepasst«, sagte ich und grinste.
    Phil machte eine wegwerfende Handbewegung. »Was nützt uns das jetzt, Jerry? Dieser Wikinger Erikson hat schon lange kalte Füße.«
    »Es muss demnach noch einen anderen Mann namens Leif Erikson geben. Was wird Lavers wohl mit dem goldenen Kopf gemeint haben?«
    »Keine Ahnung. Aber gehen wir mal von einer anderen Sache in dem Schreiben aus. Von dem Schatten, der hundert Yards lang sein und ein hölzernes Haus berühren soll. Schatten werden von der Sonne erzeugt.«
    »Oder auch von künstlichem Licht, von Glühbirnen, Gaslaternen und so weiter«, flocht ich ein.
    »Um achtzehn Uhr brennen noch keine Gaslaternen, Jerry.«
    »Das kannst du nicht sagen. Wir haben schon manchmal um die Zeit hier im Office Licht gemacht.«
    Phil schwieg und dachte nach. »Es gibt keinen Menschen, der einen so langen Schatten wirft«, sagte er danach.
    »Das bezweifle ich, Phil. Es kommt auf den Stand der Lichtquelle an, die den Schatten erzeugt. Steht sie hoch, ist der Schatten kurz, steht sie tief, ist er lang.«
    »Allerdings.«
    Wir grübelten lange über das Rätsel, das uns ein Toter gestellt hatte.
    In dieser Zeit schlug der Unbekannte wieder zu!
    ***
    Durch die hohen Fenster zuckte das bunte Licht der Leuchtreklamen.
    Schritte hallten.
    Dann gingen sie gedämpft über einen roten Teppich weiter, der auf der breiten Marmortreppe lag, die ins obere Stockwerk führte.
    Der Nachtwächter des National Museums machte seine Runde. Seine Taschenlampe brauchte er nicht anzuknipsen, da der Treppenaufgang genügend von dem von außen hereinfallenden Licht beleuchtet wurde. Sam Römer war über fünfzig, sein Haar zeigte graue Farbtöne. Er tat schon seit über zwanzig Jahren Dienst als Führer und als Wächter. Man hatte ihn damals als Kriegsveteran übernommen.
    Er hatte ein steifes Knie. Deshalb stelzte Römer wie ein Storch.
    Er pfiff leise vor sich hin, als er auf dem Treppenabsatz angekommen war.
    Einen Augenblick blieb er stehen, um zu verschnaufen. Dann ging er nach rechts, auf eine hohe, zweiflügelige Tür zu. Er öffnete sie und gelangte in eine runde Halle mit Kuppeldach, in der kostbare Gemälde und Rüstungen an den Wänden standen.
    Metall klirrte leise.
    Römer richtete den Schein der Lampe in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.
    Stille.
    Sam Romer war ein gewissenhafter Mann. Er wanderte langsam an den Ritterrüstungen entlang. Aus hochgeklappten Visieren blickten ihn die starren leblosen Augen der rot geschminkten Wachsgesichtem, die den Rittern des Mittelalters nachgebildet waren, an.
    Romer erreichte das erste Gemälde. Vor dem Bild befand sich ein schmales Rechteck, das von im Marmorboden verankerten Eisenstäben mit Messingknäufen und roten Stricken gebildet wurde, um die Besucher im richtigen Abstand von den Bildern zu halten.
    Romer konnte nichts entdecken. Er zuckte die Schultern und wollte weitergehen.
    Da geschah es.
    Hinter seinem Rücken rasselte eine Ritterrüstung.
    Romer war nicht schnell genug.
    Er versuchte, sich herumzudrehen. Dazu kam er nicht mehr. Etwas schwirrte durch die Luft und knallte auf

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