0309a - Tod im Fesselballon
aber nichts erkennen und greifen. Ein Kunsthändler und ein Restaurator, der ebenfalls als großer Kenner der Kunst gilt, kommen auf mysteriöse Art ums Leben. Am Kennedy-Flughafen wird ein Rembrandt beschlagnahmt, der noch untersucht werden soll. Aus dem National Museum wird ein Rembrandtgemälde gestohlen. Ausgerechnet das Bild, das seinerzeit über den toten Kunsthändler an das Museum verkauft wurde. Und alle diese Dinge geschahen innerhalb eines kurzen Zeitraums. Ich kann mir nicht helfen, Phil, aber ich glaube, es gibt Fäden zwischen diesen Ereignissen, von denen wir nichts wissen.«
»Halten wir uns vorläufig an das, was greifbar ist«, meinte Phil.
»Du meinst Leif Erikson?«
»Ganz recht.«
Wir verließen das Museum und gingen zum Jaguar.
***
Gegen vier fuhren Phil und ich in die Fulton Street an der Südspitze Manhattans. In einer Nebenstraße vom Fischmarkt stellten wir den Jaguar ab und gingen zu Fuß weiter. Wir schlenderten am East River entlang, bis wir den Fischereihafen erreichten.
Vom Office aus hatten wir bereits telefonisch mit einem Fischer verhandelt, der sein Boot auch für Hafenfahrten vermietete. Wir wollten kein Polizeiboot nehmen, um auf Bedloe-Island kein Aufsehen zu erregen.
Er hieß Per Holgerson und sah auch wie ein Schwede aus. Der große, breitschultrige, nach Fisch und Diesel riechende Mann wusste nicht, wer wir in Wirklichkeit waren und was wir auf der Insel mit der Freiheitsstatue wollten. Er nahm an, wir seien Touristen, die den Hafen und das schwere Girl mit der Steinfackel sehen wollten.
Er ließ den Motor an, löste die Leinen und fuhr auf den East River hinaus. Holgerson stand in dem verglasten Kasten des Kutters. Phil und ich saßen auf einer Bank in der Plicht, in der sonst normalerweise Heringe, Schollen, Krabben und Hummer lagerten.
Die Sonne versank langsam hinter einem dunstigen Schleier. Der Wind frischte auf, als wir in dem kleinen Hafen zu Füßen der riesigen Freiheitsstatue einliefen. Das Denkmal war noch nicht beleuchtet. Wir gingen von Bord und trugen Per Holgerson auf, zu warten, bis wir zurückkommen würden.
Er nickte und stopfte eine Pfeife.
Am Denkmal hielten sich einige Besucher auf. Phil und ich trennten uns von dem Strom ab und gingen eine schmale, mit Backsteinen gepflasterte Straße entlang. Sie lag still und verlassen vor uns.
Wir wanderten am Strand entlang. Er bestand aus einem schmalen sandigen Streifen, der am oberen Rand zur Insel hin mit Quadersteinen befestigt war. Nach etwa 50 Yards erreichten wir eine Reihe Häuser, die sich an der ganzen Inselseite hinzog. Am Rand der Häfen standen Bootsschuppen und Gerätebaracken.
Wir wanderten weiter. Wiederholt blickte ich auf die Uhr.
Noch eine Viertelstunde trennte uns von der Zeit, die in Bud Lavers Rätsel angegeben war.
Zehn Minuten später standen Phil und ich unterhalb des Steindenkmals. Leif Erikson blickte nach Osten.
Phil und ich traten etwas zurück und sahen nach Westen. Dabei blickte ich auf die Uhr.
Weit hinten am Horizont senkte sich eine blässliche Sonne hinter einem leichten Dunstschleier langsam der Erde zu.
Von einem Schatten und einem goldenen Kopf des steinernen Wikingers konnte keine Rede sein.
»Sechs Uhr«, sagte ich. Wir hatten die Uhren vorhin genau eingestellt.
Phil lief zum Denkmal. Ich trat zurück und sah zum Kopf des Wikingers hoch, hinter dem jetzt die Sonne stand.
Dabei geriet ich an einen niedrigen, alten Zaun, der ein verwahrlostes Grundstück von der Denkmalsfläche abtrennte. Ich streckte den Arm aus und deutete so die Richtung, die der Schatten haben musste, falls die Sonne hell geschienen hätte.
Dann drehte ich mich herum, sah über den Zaun hinweg auf das Ödland und hielt einen Punkt fest, auf den der Schatten zulaufen musste. Es war ein Kugelbaum, der über einem Gewirr von Schuppen und Bootshäusern aufragte.
»Fertig«, rief ich Phil zu.
Im gleichen Augenblick setzte sich Phil vom Sockel des Denkmals her in Marsch. Er zählte die Schritte.
Jeder Zuschauer hätte uns beide bestimmt für Verrückte gehalten, aber wir hatten keine Zuschauer. An der uns entgegengesetzten Spitze der Insel flammten die starken Scheinwerfer und Lichter der Freiheitsstatue auf. Auch die Fackel war beleuchtet. Phil hatte zwanzig Yards zurückgelegt, als er bei mir ankam.
»Weiter«, sagte ich.
Wir stiegen über den verrosteten Maschendraht. Phil und ich hatten außer dem notwenigen Rüstzeug auch Sondergenehmigungen bei uns. Gegebenenfalls war es uns mit
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