031 - Sie kamen aus dem Jenseits
mit Mr. Dunne über diesen Abend gesprochen?«
fragte ich.
»Mehrmals«, sagte Albert. »Er weiß nichts.«
»Oft ist es eine unscheinbare Kleinigkeit, die uns einen großen Schritt weiterbringen kann«, meinte ich. »Vielleicht sollte ich mich mal mit Mr. Dunne unterhalten.«
Albert Montana schüttelte den Kopf. »Das bringt bestimmt nichts, Mr. Ballard.«
»Ich denke, daß es einen Versuch wert ist. Sie brauchen keine Angst zu haben. Mr. Silver bleibt bei Ihnen.«
Ich verlangte Dunnes Adresse. Damit ich den Weg nicht umsonst ging, ließ ich Albert Montana kurz bei Rock Dunne anrufen. Der Mann war zu Hause. Albert kündigte meinen Besuch an und ich machte mich auf die Socken. Zehn Minuten dauerte der Fußmarsch.
Rock Dunne war ein sehr schlanker Mann mit wenig Haaren.
Die Falten an seinem Hals ließen mich vermuten, daß er mal dick gewesen war, und das stimmte. Er erzählte mir, daß er zwanzig Kilogramm abgenommen habe, und daß er nur noch auf Makrobiotik schwöre.
Mit anderen Worten, er ernährte sich von Vogelfutter. Ich will dem Korn seine Kraft nicht absprechen, aber ein saftiges Steak ist für mich allemal verlockender.
Als ich ihm erzählte, was zur Zeit lief, sah er mich entgeistert an. Es fiel ihm sichtlich schwer, mir zu glauben, aber es gab keinen Grund, weshalb ich ihm einen solchen Bären hätte aufbinden sollen.
»Wie war das damals vor sechs Monaten, Mr. Dunne?« fragte ich.
»Ich hatte Schwierigkeiten beim Zusammenbau meines Getriebes, und ich brauchte den Wagen tags darauf dringend, deshalb rief ich Jason an, und bat ihn, mir zu helfen. Er sagte zu, aber er kam nicht. Ich rief mehrmals bei ihm an. Er hob nicht ab. Später meldete sich dann Sybil, seine Frau. Sie erklärte mir, sie wisse nicht, wo Jason wäre. Das beunruhigte mich, denn es war nicht üblich, daß Jason ein Versprechen nicht hielt. Ich zog mich an und begab mich zu den Montanas. Ich hoffte, Jason würde inzwischen wieder zu Hause sein, aber ich traf nur Sybil und Estella an. Beide machten sich Sorgen um Jason.«
»Fiel Ihnen auf dem Weg zu den Montanas irgend etwas auf, Mr. Dunne?« erkundigte ich mich.
»Nein. Ich konnte mir Jasons Verschwinden nicht erklären. Es war mir ein Rätsel. Ich sagte zu Sybil und Estella, daß er sich wohl bald melden und sich alles aufklären würde. Doch er meldete sich nicht. Weder in der Nacht – noch am darauffolgenden Tag.«
»Wann hat die Familie Montana die Polizei eingeschaltet?«
»Vierundzwanzig Stunden nach Jasons Verschwinden. Aber es nützte nichts… Zwei Tage vergingen. Ich hoffte immer noch – genau wie die Montanas –, daß sich Jason von selbst zu Hause wieder einfinden würde. Drei Tage… Vier… Eine Woche. Meine Hoffnung schwand allmählich, aber ich sagte das den Montanas nicht. Vor allem Albert gab die Hoffnung nicht auf, seinen Vater wiederzusehen. Aber diese Chancen wurden meiner Ansicht nach von Woche zu Woche geringer… Nun soll Jason wiederaufgetaucht sein – als Greis. Es ist für mich unfaßbar, Mr. Ballard.«
»Verständlich«, erwiderte ich.
»Ebenso unbegreiflich ist es für mich, daß Jason seinem Sohn nach dem Leben trachtet. Die beiden waren immer ein Herz und eine Seele.«
»Schwarze Magie ließ Jason Montana nicht nur so rapid altern, sie drehte ihn auch um«, sagte ich.
»Dann besteht vielleicht nun für die ganze Familie Gefahr.«
»Das kann ich nicht mit Sicherheit ausschließen.«
»Wenn Sie Hilfe brauchen, Mr. Ballard«, sagte Rock Dunne spontan, »ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung.«
Das was zwar gut gemeint, aber Dunne konnte uns nicht helfen. Er hatte keine Erfahrung im Kampf gegen Geister und Dämonen. Wenn ich sein Angebot angenommen hätte, hätte ich ihn nur unnötig in Gefahr gebracht.
»Mein Freund und ich kommen schon zurecht«, sagte ich und schickte mich an, zu gehen.
Dunne massierte sein Kinn mit Daumen und Zeigefinger.
»Warten Sie, da fällt mir noch etwas ein«, sagte er mit zusammengekniffenen Augen.
Ich blickte ihn gespannt an.
»Drei Monate nach Jasons Verschwinden erfuhr ich von einer Frau, die etwazur gleichen Zeit auf ähnlich mysteriöse Weise verschwand.«
»Wie heißt sie?« fragte ich interessiert.
»Ireen Bean. Sie arbeitete im Jeremy-Jingles-Hallenbad als Kassierin, ging nur mal kurz hinaus zu ihrem Wagen – und niemand sah sie wieder. Jetzt hat ihre Tochter Mara den Job.«
Die Frage drängte sich mir ganz von selbst auf: Holte sich damals Radheera auch Ireen Bean?
***
Damals.
Vor einem
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