0311a - Mörderjagd im Helikopter
rechte hatte er in die Hüfte gestemmt. Dann löste er sich aus der Pose, schob die Pfeife zwischen die dünnen Lippen und kam zu Phil und mir herüber. Das kluge Gesicht war von einem schwarzen Bart umrandet. Hinter den Gläsern der Hornbrille glänzten helle, intelligente Augen.
Phil und ich saßen auf einer afrikanischen Negertrommel. Den keulenartigen Trommelstock drehte mein Freund in den Händen herum. Auf einem Glaskasten, in dem bunte Schmetterlinge aufgespießt waren, lag der Dolch, mit dem sich der Mann in Roy Coens Swimming-pool umgebracht hatte.
Dr. Jack Mason setzte sich neben uns auf die große Holztrommel, schlug die Beine übereinander und nahm den schwarzen Kolben von den gewölbten Lippen.
»Die Zeitungen schreiben, daß der ›Adler‹ tot ist«, wandte er sich in seiner lebhaften Art an uns. »Ich glaube nicht daran. Der ›Adler‹ lebt.«
»Und warum lebt er Ihrer Meinung nach noch, Doktor?« fragte ich. Meine Augen wanderten durch den hallenartigen Raum, der das Arbeitszimmer von Dr. Mason im Völkerkunde-Museum war.
Dr. Mason hob den Dolch von der Glasvitrine hoch. »Ich bin gestern abend von einer Vortragsreise durch die Staaten zurückgekommen und erfuhr darum erst heute morgen etwas von den seltsamen Morden, die sich innerhalb von wenigen Tagen hier in der Stadt ereignet haben. Als ich von der Tötungsweise las, wußte ich, daß es hier um etwas ging, was im allgemeinen nicht bei uns in den Staaten vorkommt, sondern mehr in Europa und Afrika. Ich bin ein sehr guter Kenner Afrikas.« Er lächelte gewinnend und erklärte bescheiden: »Bitte, halten Sie mich nicht für überheblich! Es liegt mir nicht, mit meinem Wissen zu protzen. Mir geht es nur um die Sache.«
Er erhob sich von der Trommel und wanderte wieder zu dem Totempfahl zurück, der am Eingang des großen Zimmers stand. »Es ist gut, daß Sie zu mir gekommen sind, um etwas über den Dolch und über das, was mit der Waffe zusammenhängt, zu erfahren. Um meine Behauptung zu untermauern, daß der ›Schwarze Adler‹ noch lebt, muß ich etwas weiter ausholen. Ich habe zuerst auch an das nicht richtig glauben wollen, was mir beim Lesen der Zeitungsberichte heute morgen durch den Kopf ging. Doch Ihre Ausführungen, Gentlemen, haben in mir die letzten Zweifel beseitigt.«
Er machte eine Pause, legte die Pfeife auf den Aschenbecher und stieß die Fingerspitzen aufeinander.
Dann sagte er mit einer Stimme, die den guten Redner und Dozenten auswies: »Ich bin der Meinung, die Morde wurden durch… Fidawi ausgeführt!«
»Fidawi?« murmelte Phil und krauste die Stirn.
»Ja, Mr. Decker«, echote Dr. Mason. »Allein die Art der Verbrechen deutet darauf hin. Der Dolchstoß mit vergifteter Waffe, das geschwärzte Gesicht und… was Sie mir eben berichteten… der Täter stand unter dem Einfluß von Haschisch… das alles sind typische Charakteristika für einen Fidawi-Mord!«
»Vielleicht erklären Sie uns das näher«, schaltete ich mich ein.
»Ich bin sicher, daß es sich um die Fidawi handelt«, fuhr er fort. »Dieser afrikanische Dolch des Selbstmörders hat mich in meiner Meinung bestärkt. Die Fidawi sind ein Geheimbund, dessen Wurzeln bis in die Zeit der Kreuzzüge reichen. Der damalige Fürst Hassan sammelte junge Araber um sich, die für diesen Geheimbund im Haschischrausch töten mußten. Diesen jungen Menschen impfte Hassan ein, daß sie eines Tages für immer ins Paradies eingehen würden, falls sie einen Feind ihres Glaubens töteten. Die Morde geschahen natürlich unter Rauschgifteinwirkung. Die Fidawi töten auch heute noch genauso wie damals. Jeder, der einen Mord verüben soll, wird mit Haschisch gedopt. An den ständigen Rauschgiftgenuß gewöhnt, gerät der Fidawi in die bedingungslose Abhängigkeit zu seinem Boß. Heute wie damals! Das eingeschwärzte Gesicht geht auf den Koran zurück. Dort heißt es, daß die Gerechten am letzten Tag weiße Gesichter haben, die Verdammten aber schwarze!«
»Und für die Fidawi sind die Opfer die Verdammten«, meinte Phil.
»Richtig. Das wird ihnen eingedrillt.«
»Aber wie erklären Sie sich die Tatsache, Doktor«, sprach ich Mason an, »daß hier bei uns in New York plötzlich ein Geheimbund wütet, der in Afrika und Europa heimisch ist?«
Dr. Mason wischte durch seinen Bart. »Ich bin kein Kriminalist, Mr. Cotton, aber ich darf vielleicht doch meine Vermutung aussprechen.«
»Bitte.«
»Die Erpresserbriefe haben mich auf den Gedanken gebracht«, führte Dr. Mason aus. »Und
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