0311a - Mörderjagd im Helikopter
auch die Tatsache, daß bei dem ersten Bookie eine größere Summe Geld vorhanden war, die der Mörder hat liegenlassen. Nehmen wir an, der ›Schwarze Adler‹ ist ein Führer im Geheimbund! Aus irgendwelchen Motiven, die wir nicht kennen, hat sich dieser Mann entschlossen, seine Heimat zu verlassen. Er ist in die Staaten eingewandert. Auf die Reise hat er einige Fidawi, die ihm hörig sind, mitgenommen. Hier bei uns nutzt er die ständig im Haschischrausch stehenden jungen Männer nicht mehr zu religiösem .Fanatismus, sondern zu verbrecherischen Zwecken aus.«
»Ich verstehe«, unterbrach ihn Phil impulsiv. »Die Fidawi sind nur darauf aus, ihre Opfer umzubringen, ohne sie zu berauben. Darum blieb das Geld in Mort Tennings Pavillon liegen.«
»Richtig, Mr. Decker, das ist auch meine Meinung. Hinzu kommt noch etwas, was wichtig ist. Im allgemeinen hat der Führer der Fidawi die Aufgabe, die Tat vorzubereiten und auch Fluchtwege für den Mörder zu organisieren. Aber wenn es für den Mörder keinen Ausweg mehr gibt, hat er den Befehl, sich selbst zu töten, wie es im letzten Fall geschehen ist, den Sie gestern abend erlebten.«
Ich zeigte ein zweifelndes Gesicht.
»Ja, Mr. Cotton, das klingt für uns unwahrscheinlich. Doch versetzen Sie sich bitte in die Mentalität dieser Orientalen! Sie haben eine andere Auffassung vom Leben und Sterben als wir. Sie gehorchen blindlings. Sie glauben, für einen höheren Zweck zu handeln, und wissen nicht, wie gemein sie von ihrem Führer ausgenutzt werden. Das ist der Mann, auf den es Ihnen vom FBI in erster Linie ankommen sollte. Das ist der Kopf der Verbrecherbande, die bei uns wütet.«
»Ist das Bestreichen der Dolche mit Kobragift auch bei den früheren Fidawi-Morden üblich gewesen?«
»Ja«, antwortete Dr. Mason.
»Das würde also voraussetzen«, meinte Phil, »daß der Führer dieser Fidawi hier in New York über Kobras verfügt.«
»Das ist durchaus möglich«, stimmte ihm Dr. Mason zu.
Ich erinnere mich an den Vorfall im Lagerschuppen Mary F und fragte den Völkerkundler nach der eiptätowierten Kralle auf dem braunen Handrücken.
»Im Orient, in Afrika, wie auch in anderen primitiven Kulturen treten Bemalungen des Körpers oder Tätowierungen häufig auf. Vielleicht ist es der ›Schwarze Adler‹ gewesen, der für seine Bande das Haschisch kaufen wollte.«
***
»Eine gefährliche Sache«, sagte Mr. High. »Süchtige, die vor Mord nicht zurückschrecken, sieh gegebenenfalls sogar das Leben nehmen und so alle Spuren verwischen, die uns vielleicht zum Haupt der Bande führen könnten.« Mr. High war nach unserem Bericht sehr ernst geworden.
Dann griff er zum Telefon und ordnete einen Großeinsatz an. Das Archiv hatte die Namen sämtlicher Afrikaner oder Orientalen herauszusuchen, die bei uns registriert waren. Ein anderes Team wurde damit beauftragt, bei allen Flug- und Schiffahrtslinien Nachfrage zu halten, ob solche Leute in den letzten Monaten in die Staaten transportiert worden waren.
Mr. High telefonierte mit der Zentrale in Washington und fragte an, ob es zu ähnlichen Fidawi-Morden in anderen Staaten gekommen war.
»Sollte sich nochmals ein Opfer des ›Schwarzen Adler‹ an uns wenden«, sagte Mr. High zu uns, »werden wir eine neue Taktik anwenden. Darüber gebe ich Ihnen später Bescheid. Ich möchte Sie jetzt bitten, in Brooklyn die Umgebung der Moschee unter die Lupe zu nehmen.«
Das orientalische Viertel in Brooklyn war eine ebenso berüchtigte Gegend wie Harlem in Manhattan. Phil und ich wanderten in den Basaren, Tee- und Caféhäusern herum und fragten vorsichtig die Braunhäutigen nach dem, was wir wissen wollten. Wir erreichten nichts. Zwei Tage lang ging es so. Der »Schwarze Adler« schwieg in dieser Zeit. Das heißt, wir wußten nicht, ob er noch am Werk war. Die vorausgegangenen Morde hatten vermutlich die Bookies und andere reiche Leute, an die der »Schwarze Adler« vielleicht seine Erpresserbriefe geschrieben hatte, dermaßen eingeschüchtert, daß es keiner mehr wagte, sich den Befehlen zu widersetzen. Sie zahlten vielleicht stillschweigend, um ihr Leben nicht zu gefährden.
Am Mittag des dritten Tages stocherten Phil und ich verdrossen in den grünen Bohnen herum, die es zu dem Hammelkotelett gab, das wir in einer Kneipe in der Bedfort Stuyvesant-Gegend in Brooklyn aßen.
»Der ›Schwarze Adler‹ hat also durch Mord und Terror sein Ziel erreicht«, meinte ich und nippte an einem Glas mit Cola. »Die Erpreßten schweigen und
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