0312 - Mumienfluch
Tut-anch-Amun zu nahe kam. Und wie ich das Weib dort im Sand töten werde. Wenn das Leben aus ihnen gewichen ist, dann trage ich sie zum Nil und werde die Kinder Sobeks mit ihrem Fleisch füttern!«
In seinem Versteck vernahm Michael Ullich zwar nichts von dem, was die Mumie sagte. Doch die Worte des Leonardo vernahm er genau.
»Du wirst die Frau nicht töten. Noch nicht!« sagte der jetzige Fürst der Finsternis mit eigenartiger Schärfe in der Stimme. »Du wirst sie an einen verborgenen Ort bringen, von dem sie nicht entkommen kann.«
»Ich weiß ein Grab, das noch niemand gefunden hat!« sagte Nefru. »Hier ließ sich Imhotep, der geniale Hofmagier und Architekt des Königs Djoser beisetzen. Imhotep wußte genau, daß die Stufenpyramide, die er für seinen Herrn schuf, nicht sicher war. Doch für sich selbst errichteten Geisterwesen eine Grabstätte, die noch niemand gefunden hat! In den Ruinen des alten Memphis ist der geheime Eingang zu finden!«
»Der Weg nach Memphis ist sehr weit!« sagte Leonardo und das hörte Michael Ullich. »Doch ich habe von Imhotep gehört. In den Tagen meines Lebens, als Gottfried von Bouillion beim ersten Kreuzgang Jerusalem eroberte, fiel mir eine Schriftrolle in die Hände, die angeblich von Imhotep stammt. Er war wahrlich ein Zauberer!«
»Ein Zauberer wie jener Zamorra, der am Hofe meines Herrn, des Pharao Ramses erschien!« bekräftigte die Mumie.
»Zamorral« heulte Leonardo de Montagne den ihm verhaßten Namen durch die Nacht. »Ihn will ich. Und du sollst ihn fangen. Deshalb will ich, daß du diese beiden Jungen fängst. Michael Ullich und Carsten Möbius!«
»Möbius… ja, so hieß der Mann, der damals meinen Tod verschuldete. Er stieß mich, als er Zamorra befreien wollte, gegen eine Säule und mein Hinterkopf schlug auf. Das war mein Tod!« sagte die Mumie langsam.
»Dann magst du nun späte Rache üben!« versetzte Leonardo de Montagne. »Alle drei sollen sterben. Doch mindestens einer der beiden Jungen muß so lange leben, bis Zamorra in unserer Gewalt ist. Danach kannst du sie den Krokodilen opfern!«
»Und die Frau?« wollte die Mumie wissen.
»Ich werde mit ihrem Herzen und ihrem Blut deinen toten Körper beleben!« sagte Leonardo de Montagne mit feierlicher Stimme. »Erst dann wirst du wieder Nefru selbst sein. Du wirst wieder fühlen und denken. Durch das Herz und das Blut der Frau wirst du wieder ein echtes Lebewesen. Fang die beiden Jungen und meine Macht wird sie nach Memphis tragen. In zwei Tagen von heute an stehen die Gestirne in der günstigen Position. Dann werde ich das Ritual in der Grabkammer des Imhotep vornehmen!«
Ein kurzes Aufflackern der Flamme -dann war Leonardo de Montagne verschwunden. In der Wüstennacht von Ägypten waren nur noch zwei Menschen.
Gwendolyn Wilson und Michael Ullich.
Und die Mumie des Nefru, von der Kraft des Bösen geleitet.
Michael Ullich wußte, daß er alles auf eine Karte setzen mußte…
***
Professor Zamorra schimpfte wie ein Rohrspatz. Doch der Zollbeamte verzog keine Miene und wandte sich ab. Zwei andere Männer in den Uniformen der italienischen Polizei traten zu dem Meister des Übersinnlichen und ergriffen seine Arme.
»Sie müssen verstehen, Signore!« sagte einer von ihnen. »Wir haben unsere Vorschriften. Sie sind ohne Papiere in unser Land gekommen. Unverständlich, warum die Kollegen in Lyon so nachlässig sind!«
»Die kennen mich ganz genau!« sagte der Meister des Übersinnlichen. »Wenn Sie bitte im Vatikan anrufen würden… !«
»Bei seiner Heiligkeit, dem Papst?« fragte der andere Polizist knurrig.
»Nein, bei Pater Aurelian. Er kann mich identifizieren!« sagte Professor Zamorra. »Seine Rufnummer ist…!«
»Signore! Wir sind Beamte des Staates Italien«, erklärte der Polizei-Sergeant mit kalter Stimme. »Für uns zählen nur Fakten. Wir werden also das französische Konsulat einschalten, daß man Ihnen von dort die nötigen Papiere und Visa ausstellt. Es dauert gewiß nicht lange. Zwei oder drei Tage vielleicht!«
»Und in der Zwischenzeit?« fragte der Meister des Übersinnlichen.
»Sie sind unser Gast!« sagte der Sergeant. »Das Zimmer ist nicht sehr komfortabel und die Gardinen in den Fenstern sind beste, schwedische Importware aus Metall!«
»Schwedische Gardinen also!« brummte Professor Zamorra. Warum, zum Kuckuck, hatte er nicht darauf geachtet, daß er Ausweise und Reisepaß dabei hatte. Die ganze Brieftasche mit den wichtigsten Reiseutensilien lag wohlverwahrt auf
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