0314 - Elektronische Hölle
gemacht hatten, trafen wir uns zum Mittagessen.
Wir nahmen einen kräftigen Suppeneintopf, der uns allen sehr gut schmeckte.
In der Gaststube hielten sich nur wenige Gäste auf. Als sie von einem jüngeren Mann im langen Jeansmantel betreten wurde, stand Will auf und winkte.
Der Mann kam auf unseren Tisch zu. »Kommissar«, begrüßte er unseren Freund und reichte ihm die Hand.
Will erklärte uns die Funktion des Besuchers. Sein Name war Hasso Braun, und er gehörte zum erweiterten Mitarbeiterstab des BKA.
Zumeist wurde er für Observationen abgestellt.
»Was haben Sie denn herausgefunden, Hasso?« fragte Will.
Braun, der eher wie ein Pop-Musiker aussah, fuhr sich über die Stirn.
»Nicht viel. Es bleibt alles beim alten.«
»Die Party findet also heute abend statt?«
»Ja, Walter Broicher ist schon eingetroffen! Ich sah einen gepanzerten Mercedes.«
»Und die Uhrzeit?«
Braun hob die Schultern. »Wir rechnen mit neunzehn oder zwanzig Uhr.«
Der Kommissar winkte ab. »Das interessiert uns eigentlich nur am Rande. Wie sieht es mit seinem Sohn aus?«
»Über ihn kann ich Ihnen nichts sagen. Michael bekam ich nicht zu Gesicht.«
»Er ist aber im Haus?« fragte ich.
Hasso Braun schaute mich an. »Davon müßten wir ausgehen.«
»Vielleicht kann man mal mit ihm reden«, schlug ich Will vor.
»Telefonisch?«
»Zum Beispiel.«
Will wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie er reagiert, wenn er hört, daß ein Kommissar mit ihm sprechen will. Also da bin ich sehr skeptisch.«
Suko lächelte süffisant. »Er braucht es ja nicht gerade zu erfahren. Wir könnten einen kleinen Bluff starten.«
»Meinst du das so, John?« fragte Will.
»Ja, so ähnlich.«
Will Mallmann räusperte sich. »Das wäre nicht schlecht. Je nach dem wie er reagiert, können wir erfahren, ob er mit der Sache tatsächlich etwas zu tun hat.«
»Das meine ich auch.«
»Wer telefoniert?« Suko dachte schon wieder praktisch.
Ich meldete mich freiwillig. »Zudem könnten wir es direkt von hier erledigen.«
Hasso Braun holte einen Zettel hervor, auf dem er sich die Telefonnummer notiert hatte. Dabei grinste er und sagte: »Es geht eben nichts über eine optimale Vorbereitung.«
Will hatte sich schon gedreht und rief zur Wirtin hinüber, die hinter der Theke aufräumte. »Wo können wir hier telefonieren?«
»Ich kann Ihnen den Apparat bringen.«
»Das wäre noch besser.«
Die Wirtin kam an. Sie war eine stabile Frau und hatte eine weiße Schürze umgebunden. »So, meine Herren, hier können Sie sprechen. Sind Sie zur Kur hier?«
»Sehen wir so aus?« fragte ich.
Sie lachte schallend. »Eigentlich nicht. Es hätte ja sein können. Manchmal wechseln die Kurgäste ihre Hotels sehr schnell.«
»Wir befinden uns nur auf der Durchreise«, log der Kommissar und bedankte sich mit einem Nicken für die Freundlichkeit.
Die Wirtin ging wieder.
Ich hatte inzwischen den Zettel geglättet und ihn neben mich gelegt.
Den Hörer hob ich ab und begann die Nummer zu tippen. Eine Vorwahl brauchte ich dabei nicht.
Dreimal tutete es durch. Suko, Will und Hasso Braun hatten sich gespannt vorgebeugt. Jeder wollte etwas mitbekommen und nur nichts versäumen.
Plötzlich wurde abgehoben. Die weibliche Stimme klang ziemlich lustlos, als sie sagte: »Hier bei Broicher. Sie wünschen?«
»Guten Tag, ich hätte gern mit Michael Broicher gesprochen.«
»Wen darf ich melden?«
Eine gute Frage, dachte ich und entschloß mich blitzschnell zu einer Notlüge. »Es geht um Video, Sie verstehen sicherlich. Herr Broicher hat sich da einen Film reservieren lassen, über den ich mit ihm…«
»Natürlich begreife ich, Herr… ähm …«
Ich sagte meinen Namen so, daß sie ihn nicht richtig verstehen konnte, jedoch einigermaßen beruhigt war, denn sie verband mich endlich weiter. Ich legte eine Hand auf die Sprechmuschel und flüsterte den anderen zu: »Gleich habe ich ihn dran.«
»Und dann?« fragte Will.
»Mal sehen.«
»Ja, hier Michael Broicher«, vernahm ich die Stimme, die relativ jung klang.
»Sie sind der Video-Fan?« fragte ich.
»Was soll das?«
Ich lachte. »War nur eine Frage, mehr nicht.«
»Kommen Sie zur Sache!« fuhr er mich an.
»Natürlich, entschuldigen Sie. Ich habe da ein Problem, bei dem Sie mir unter Umständen helfen können.«
»Ich verkaufe keine Geräte, ich bin auch nicht genau über den technischen Aufbau interessiert«, bekam ich zur Antwort. »Deshalb wüßte ich nicht, womit ich Ihnen…«
»Nun lassen Sie mich bitte
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