0314 - Elektronische Hölle
Ein Bursche, der zumeist mit einem dreieckigen Schädel zu sehen ist und sich als Höllenherrscher feiern läßt. Könnte das möglich sein?«
»Ich gebe keine Antwort mehr.«
»Weshalb wollen Sie sich wegen des Teufels schämen? Er ist doch Ihr Helfer gewesen. Er hat Ihnen einen Einblick in die Hölle gegeben. Oder habe ich da unrecht?«
»Nein, das nicht.« Er blickte mich lauernd an. »Sie wissen verflixt viel.«
»Man muß stets gut informiert sein.«
»Für mich sind Sie zu gut informiert.«
»Na ja«, erwiderte ich. »Wenn mich ein Thema interessiert, dann informiere ich mich darüber.«
»Verstehe ich, wirklich.«
Mike Broicher nickte. Er machte dabei einen irgendwie geistesabwesenden Eindruck. Aber ich ließ mich nicht täuschen. So sprunghaft und hektisch dieser Typ auch war, er wußte genau, was er wollte, und er mußte etwas in dem Haus hinter mir versteckt halten, das auf eine gewisse Art revolutionär war.
Es hing mit Technik, dem Teufel und gleichzeitig einer finsteren Magie zusammen.
Er drehte mir den Rücken und tat endlich das, was er schon von Beginn an hatte tun wollen.
»Nein!«
Sein Schrei klang echt. Ich lief zu ihm, blieb neben dem Gebüsch stehen, dessen Zweige vom Schein der Lampe angeleuchtet wurden und eine Totenfarbe bekamen.
Ein paar Zweige hatte Mike Broicher zur Seite geschoben und schaute zu Boden.
»Was ist geschehen?«
Er schüttelte den Kopf. »Der Tote«, hauchte er. »Verdammt, der Tote ist verschwunden!«
Das war ein Schlag unter die Gürtellinie.
Wie konnten Tote verschwinden, wenn sie nicht jemand fortgeschafft hatte?
Da gab es nur eine Möglichkeit.
Der Tote lebte.
Und zwar als Zombie!
Ich beobachtete Mike Broicher. Er bewegte hektisch seine Finger und ballte die Hände schließlich zu Fäusten. »Ich habe es geahnt«, flüsterte er, »verdammt, ich habe es geahnt. Das war nicht so, wie ich mir es vorgestellt habe… im Lift … die andere Ecke. Ja, er mußte einfach ein Zombie gewesen sein.«
»Wirklich?«
Ich hatte die Frage gestellt und Zweifel in meine Stimme gelegt, um Broicher aus der Reserve zu locken. Das schaffte ich auch, denn er fuhr herum.
»Ja, ein Zombie. Ich habe seinen Tod doch festgestellt. Ich mußte prüfen und nachforschen.«
»Haben Sie ihn auch getötet?«
Er blickte mir lauernd ins Gesicht. »Getötet?« Dann lachte er.
»Irgendwie nicht. Er ist ja nicht tot, dann wäre er nicht verschwunden.«
»Doch, er ist tot.«
»Ich habe zugeschaut«, sagte er mit leiser Stimme, verdrehte dabei die Augen und schaute irgendwo ins Dunkel hinein. »Ja, ich habe zuschauen können, und es war fantastisch gewesen, das will ich Ihnen ehrlich sagen. Es war wirklich fantastisch. Er ist auf eine Art und Weise gestorben, die…« Plötzlich brach er ab und schaute mich wütend an.
»Verdammt, das geht Sie doch nichts an. Weshalb erzähle ich Ihnen das überhaupt?«
»Weiß ich nicht.«
»Nein, das ist meine Sache!«
»Würde ich nicht so sehen«, erwiderte ich. »Soll ich Ihnen nicht lieber helfen, den lebenden Toten zu finden?«
»Ihre Hilfe brauche ich nicht.«
»Sie haben einen anderen?«
»Ja, den habe ich. Einen großen Beschützer. Er steht mir zur Seite, er läßt mich nicht im Stich.«
Ich wußte, wen er meinte und antwortete auch entsprechend.
»Aber der Teufel tut nichts ohne Gegenleistung.«
»Na und?«
»Was ist Ihre Gegenleistung?«
»Lassen Sie mich in Ruhe!« erwiderte Broicher und schüttelte demonstrativ den Kopf. Er ließ mich kurzerhand stehen. Mit einem Satz sprang er über das frisch ausgehobene Grab, bevor er einen Moment später dort zwischen die Büsche tauchte, wo der Tote gelegen haben sollte.
Daß er mit Zombies noch keine Erfahrungen gesammelt hatte, bewies er im nächsten Augenblick, als er den Namen des lebenden Toten rief.
Er wollte ihn locken.
»Harry, wo bist du? Melde dich, Harry Boßbach! Ich will mit dir sprechen. Wir könnten uns vertragen und ein tolles Team bilden…«
Dagegen hatte ich etwas. Zudem glaubte ich nicht, daß ein lebender Toter mit einem normalen Menschen zusammenarbeiten würde. Der Zombie war darauf programmiert, zu töten. Da kannte er kein Pardon, und es galten auch keine Freundschaften aus dem vorherigen Leben.
Zwar stand ich nicht in einer finsteren Gruft und hielt mich auch nicht in den Kellergewölben eines unheimlichen Schlosses auf, dennoch rann mir ein Schauer über den Rücken. Die gesamte Umgebung sowie das aufgeworfene Grab trugen dafür die Verantwortung, und die
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