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032 - Der Opferdolch

032 - Der Opferdolch

Titel: 032 - Der Opferdolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Schreie immer noch. Als sie endlich erstarben, fühlte er sich um hundert Jahre gealtert.
    »Ich bringe euch um!« brüllte er. »Wenn ich hier rauskomme, bringe ich euch alle um!« Dann sank er zu Boden, völlig erledigt, und verbarg das Gesicht in den Händen.
    Eine Woche war vergangen, wie Dorian an den Strichen erkannte, die er an die Wand gemacht hatte. Vavra Nolis Augen lagen tief in Höhlen, ihre Wangen waren eingefallen. Sie hatte einige Pfund abgenommen.
    Dorian und Vavra beschäftigten sich, indem sie das Wasser mit ihren Kleidern auffingen und diese anschließend aussaugten. Dennoch wollte der Durst nicht weichen. Das kalkhaltige Wasser verursachte Schmerzen in den Eingeweiden und Magenkrämpfe.
    Dorian sah nicht besser aus als Vavra. Der große, schlanke und sehnige Mann mit dem schwarzen Haar und den grünen Augen war nur noch ein Schatten seiner selbst. Seine Kleidung war verdreckt, und er stank nach saurem Schweiß und Fäkalien. Er war kurz davor, alle Hoffnung fahren zu lassen.
    Seit Tagen schon hatte der Mbret keinen hypnotischen Angriff mehr versucht. Vielleicht hielt er Dorian Hunter und Vavra Noli für keine würdigen Angriffsobjekte mehr?
    Die Albanierin war schon halb wahnsinnig. Manchmal weinte und lachte sie stundenlang abwechselnd. Dann betete sie wieder oder führte lange Gespräche mit ihrem nicht anwesenden Faik. Manchmal auch sah sie Dorian mit einem Blick an, der ihn zu äußerster Vorsicht gemahnte.
    Eines Morgens, als Dorian erwachte, eilte Vavra wie toll in dem Verlies herum. Vor ihr floh ein quiekendes Bündel aus Fell und Knochen. Eine Ratte, die durch den schmalen Spalt, den die Untoten freigelassen hatten, hereingeschlüpft war! In der Dunkelheit stolperte die Albanierin über Dorian.
    »Gib mir deinen Dolch!« rief sie.
    Aber da hatte die Ratte zu der Öffnung zurückgefunden und flüchtete. Draußen quiekte sie noch einmal schrill. Vavra liefen vor Enttäuschung Tränen übers Gesicht. Sie trommelte mit den Fäusten gegen Dorians Brust. »Du hast sie entkommen lassen! Du elender Narr! Du verdammter Drecksengländer! Du hast die Ratte laufenlassen!«
    Dorian stieß sie unsanft zur Seite. Noch ein, zwei Tage, und der Wahnsinn hatte sie endgültig in ihrer Gewalt.
    Nach diesem Erlebnis dämmerte Dorian eine Zeitlang im Halbschlaf dahin. Am achten Abend – draußen leuchtete wieder das diffuse, vom Mbret erzeugte Licht – vernahm er einen Schrei, den Schrei einer dünnen Männerstimme.
    »Laß mich los, du verrückte Alte! Du zerbrichst mir die Knochen. Bist du denn total verrückt?«
    Dorian erwachte schlagartig aus seiner Lethargie. Die Stimme sprach englisch, und er kannte sie.
    Im ungewissen Dämmerlicht sah er Vavra Noli und das zappelnde, sich windende Ding in ihren Händen. Es war der Puppenmann Donald Chapman. Gerade riß Vavra den Mund auf, um ihm den Kopf abzubeißen.
    Sie hatte Chapmans Hände an dessen Körper gepreßt, damit er nicht von seiner Miniaturpistole Gebrauch machen konnte. Der Hunger und die Verzweiflung verliehen Vavra Kräfte, denen der dreißig Zentimeter große Chapman nichts entgegenzusetzen hatte.
    Mit einem Sprung war Dorian auf den Beinen und bei Vavra Noli. Er schlug zu und traf sie an der Schläfe. Die Albanierin ließ den Puppenmann los. Es gelang Dorian, sie zu beruhigen.
    Chapman rollte über den Boden, setzte sich auf und betastete seine Knochen. »Puh, das war knapp! Ich wollte gerade zu dir und dich wecken, da packte mich die verrückte Alte. Sie hatte sich schlafend gestellt.«
    »So alt ist sie gar nicht«, sagte Dorian. »Nicht älter als ich.«
    »So? Mir erscheint sie wie eine Greisin. Du siehst auch nicht aus wie das blühende Leben. Pfui, das stinkt in diesem Loch hier.«
    »Toiletten mit Wasserspülung haben sie vergessen einzubauen«, sagte Dorian. »Sag mir lieber, wie du hierher kommst. Ist Hilfe in der Nähe?«
    »Nein«, antwortete Chapman. »Ich bin allein.«
    Dorian Hunters jäh aufgeflammte Zuversicht erlosch. Der Puppenmann allein konnte ihm und Vavra wenig nutzen.
    Donald Chapman erzählte, was in London passiert war, seit Dorian nach dem bestandenen Abenteuer mit den Manichäern und dem Dämon Srasham und seinen Anhängern Istanbul verlassen hatte.

    Einige Tage zuvor
     
    Das Schicksal der Inquisitionsabteilung wie auch das von Dorian Hunter und Coco Zamis war nach wie vor ungewiß. Seit Dorian den geheimnisvollen Russen Kiwibin in dessen Londoner Wohnung aufgesucht hatte, galt er als verschollen. Auch von Kiwibin war

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