032 - Seelenträger
irgendwo gesehen haben.
»Jules Verne«, erklärte Kug'or, der sich neben ihm herabsinken ließ. »Einer der wenigen Freunde, die mein Volk an der Oberfläche hatte. Jules hat unser Geheimnis stets für sich bewahrt, obwohl einige seiner Werke mit Hinweisen gespickt sind!«
Matt brachte vor Überraschung kein Wort hervor. Natürlich, daher kannte er das Gesicht! Es war einem zeitgenössischen Stich nachempfunden, der auch in der Ausgabe von 20.000 Meilen unter dem Meer enthalten war, die er als Kind verschlungen hatte. Plötzlich brannten ihm tausend Fragen auf den Lippen, doch der Hydrit mit dem flammroten Flossenkamm, der an den Irokesenschnitt eines Punks erinnerte, deutete auf die Wissenschaftsetage über ihnen.
»Wir werden bereits erwartet«, erinnerte er. »Später ist noch genug Zeit, um Fragen zu beantworten.«
Widerstrebend setzte Matt seine Beine in Bewegung, um durch schnellen Flossenschlag an Höhe zu gewinnen. Es missfiel ihm zwar, dass die Hydriten über jede seiner Bewegungen befanden, doch um Quart'ols Willen musste er sich wohl fügen.
Nachdem er zu den anderen aufgeschlossen hatte, begleiteten sie ihn durch eine Reihe von ineinander übergehenden Laboratorien, in denen mikrobiologische Lebensformen für die verschiedensten Funktionen gezüchtet wurden. Matt passierte transparente Bassins, in denen die phosphorizierenden Einzeller heranwuchsen, die in den Leuchtsteinen Verwendung fanden. Da diese Mikroben von vorbeischwebendem Plankton lebten, konnten sie überall stationär eingesetzt werden. Ähnlich verhielt es sich mit dem Quallenwesen, das er aus der Transportröhre vor der Küste Englands kannte.
Eine Unzahl von wundersamen Eindrücken stürzte auf Matt ein, weit mehr als er im Vorüberschwimmen aufnehmen konnte. Die Laboreinrichtung erinnerte zwar entfernt an Mikroskope, Zentrifugen und ähnliche Apparaturen, wie sie von menschlichen Wissenschaftlern benutzt wurden, doch die bizarren Geräte der Hydriten schienen durchweg aus organischem, zum Teil sogar noch lebenden Material zu bestehen. Schnell wachsende Korallen wurden zu Wänden, Tischen oder Boxen geformt, mit empfindsamen Tentakeln ausgestattete Quallen zeigten durch Farbveränderung chemische Prozesse an oder dienten als Hilfswesen, die durchscheinende Kolben mit Nährlösungen transportierten.
Der Man'tan, auf dem er hergeritten war, hatte vermutlich das Licht der Welt in einem dieser Reagenzgläser erblickt, aber auch das seltsam pulsierende Material, aus dem sein Taucheranzug bestand.
Matt war noch ganz benommen, als sie die hermetisch abgeschirmten Klon-Labore erreichten.
Bel'ar setzte ihre Augen einem tastenden Lichtstrahl aus. Nachdem ihre Identität bestätigt wurde, öffneten sich die muschelförmigen Tore mit einem tiefen Brummen.
Was dahinter lag, ließ alles, was Matt bisher gesehen hatte, bedeutungslos erscheinen.
Sie kamen in eine riesige Halle mit sechsunddreißig Tanks, in denen junge Hydriten, die von einer milchigen Nährstofflösung umhüllt wurden, langsam heranwuchsen.
Wissenschaftler schwammen zwischen den Behältern einher, um die Körperfunktionen der Klone zu überprüfen.
Von Embryonen in typischer Fötushaltung bis zu ausgewachsenen Hydriten war jedes Entwicklungsstadium zu sehen.
Während der hintere Teil der Halle von den übereinander gestapelten Tanks eingenommen wurde, beherbergte der vordere Abschnitt nur einen blauen Korallentisch, auf dem ein nacktes Fischwesen mit lederähnlichen Riemen festgeschnallt war.
Das Alter des Klons ließ sich für Matt schlecht abschätzen, doch es schien ein recht junges Exemplar zu sein. Seine Augenlider waren geschlossen, aber die schuppige Fischbrust hob und senkte sich in gleichmäßigem Takt.
»Das ist Quart'ols neuer Körper«, erklärte Bol'gar. »Wir haben den Klon aus seinen eigenen Körperzellen gezüchtet. Er ist erst zwanzig Rotationen alt. Noch etwas jung, um ihn zum Bewusstsein zu erwecken, aber da Quart'ol bereits verstorben ist, bleibt uns nichts anderes übrig.« Matt schwamm vorsichtig näher.
Obwohl er nicht ernsthaft damit gerechnet hatte, dass die männlichen Geschlechtsmerkmale der Hydriten einem Menschen ähnelten, berührte es ihn auf seltsame Weise, als er den hermaphroditischen Körperbau bemerkte.
Ähnlich den meisten Fischarten waren auch die Hydriten an der entscheidenden Stelle nur mit einer Hautfalte ausgestattet.
Kein falsches Mitleid. Wir haben genauso viel Spaß wie ihr!
Verdammt, er hatte ganz vergessen, das Quart'ol
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