0320 - Der Fluch von Babylon
zu lachen.
»Ihren Humor bekomme ich auch noch klein«, regte sich der Kapitän auf. »Ich werde jedenfalls Maßnahmen ergreifen, die…«
»Und welche, Sir?« unterbrach der Erste Offizier seinen Chef.
»Darüber denke ich noch nach und sage Ihnen Bescheid, wenn es soweit ist.«
»Gewiß, Sir!« Winter drehte dem neben ihm angebundenen Suko den Kopf zu und verdrehte die Augen. Er hielt seinen Vorgesetzten für nicht mehr normal denkend. Suko hatte diesen Blick des Ersten durchaus verstanden.
»Wie geht es eigentlich den anderen Männern?« erkundigte sich der Inspektor flüsternd.
»Sie sind einigermaßen auf dem Damm.«
»Und wie nehmen Sie es hin?«
»Ich weiß nicht so recht. Die haben die Zusammenhänge ja gar nicht begriffen.«
Suko lachte leise auf. »Das kann ich mir gut vorstellen.« Weiterhin flüsternd setzte er noch eine Frage nach. »Sagen Sie mal, Winter, wo sind eigentlich unsere Waffen?«
»Fragen Sie mich was Leichteres.«
»Also weg?«
»Klar doch.«
Die Fesseln saßen zwar sehr stramm, dennoch versuchte Suko, sich zu bewegen.
Das klappte auch, und er fühlte, daß man ihm seine Waffen nicht abgenommen hatte. Nach wie vor trug er sie am Körper, nur nutzte ihm das nichts, er kam nicht heran.
»Suko?«
Es war eine Frauenstimme, die die Stille unterbrochen hatte. Claudia Darwood war also wieder erwacht.
»Ich höre Sie.«
»Tut mir leid«, sagte die Frau, »aber ich konnte nichts gegen Okastra ausrichten. Er allein hat uns überwältigt. Er war einfach zu schnell, verstehen Sie?«
»Natürlich.«
»Wird man uns töten?«
Eine klare Frage, die Claudia da gestellt hatte, und sie bekam auch von Suko eine klare Antwort. »Wir können davon ausgehen, daß sie es versuchen. Finden Sie sich damit ab, Claudia, daß wir uns hier an einer Stelle befinden, die einem Götzen geweiht worden ist. Einem Blutgötzen. Um Baal freudig und gnädig zu stimmen, haben die Babylonier dem Dämon das Blut ihrer Feinde geopfert.«
»Hören Sie auf, verdammt!« Einer der Offiziere meldete sich.
»Reicht es nicht, daß wir hier gefesselt stehen. Müssen Sie jetzt noch diese verfluchten Schauergeschichten erzählen?«
»Ich weiß nicht, ob es allein Schauergeschichten sind. Meines Wissens beruhen diese Dinge auf Tatsachen.«
»Man kann uns gar nicht töten«, sagte Winter plötzlich. Er lachte dabei, und es klang seltsam schrill. »Überlegen Sie, Inspektor. Ich kann doch nicht den in der Vergangenheit töten, der in der Zukunft schon existiert hat. Dann hätte es ihn ja gar nicht gegeben.«
»Sehr richtig!« pflichtete Kapitän Glenn dem Ersten bei.
»Im Prinzip haben Sie recht«, erklärte Suko. »Doch es gibt da einige magische Mittel, durch die unsere Zeit manipuliert und auch überwunden werden kann.«
»Und welche sind das?«
»Vielleicht die magische Seelenwanderung, doch da kenne ich mich auch nicht so genau aus. Vielleicht bleiben wir nur in der Vergangenheit verschollen, wer kann das wissen?«
»Sie machen uns Mut«, sagte ein anderer sarkastisch.
»Ich versuchte nur, auf eine mir gestellte Frage die richtige Antwort zu geben. Das ist alles.«
Claudia Darwood hielt sich besser als die gefangenen Offiziere.
»Ist Okastra schon erschienen?« fragte sie.
»Hier noch nicht.«
»Er wird sich mit Baal zusammengetan haben«, sagte Claudia.
»Ich finde es schrecklich…«
Keiner der Gefangenen sprach mehr, denn ein jeder hatte das knirschende Geräusch vernommen. Es hörte sich an, als würde Stein über Stein schaben, und in der Tat geschah etwas Ähnliches.
Ein Tor öffnete sich.
In der hohen Mauer, die sich hinter den Baracken befand, entstand eine Lücke. Ein schwarzes Viereck, das kaum vom Widerschein der Flammen erreicht wurde und deshalb so dunkel blieb.
Die beiden Torhälften waren nach außen hin aufgezogen worden.
Der Grund dafür stellte sich sehr bald heraus.
Zuerst hörten die Gefangenen das Schreien der Männerstimmen.
Sie waren befehlsgewohnt, überlaut und manchmal kreischend.
Wenn sie für einen Moment verstummten, drang ein anderes Geräusch über den Innenhof.
Ein Klirren…
Obwohl es niemand aussprach, wußte ein jeder, worum es sich bei diesem Geräusch handelte. Das waren die Geräusche schwingender Kettenglieder, wenn sie sich gegenseitig berührten. Manchmal wurden diese Geräusche auch von einem harten Klatschen übertönt.
Immer dann, wenn schwere Peitschen aus Bullenleder auf die nackten Rücken der gebeugt gehenden und aneinandergeketteten Gefangenen
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