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0322 - Das Fratzengesicht

0322 - Das Fratzengesicht

Titel: 0322 - Das Fratzengesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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festgefügt, sie knarrten, wenn sie belastet wurden. Dieses Geräusch kam dem Inder vor wie Seufzen von lebenden Leichen.
    Bis zur Luke ging er vor. Als seine Fußspitzen den Rand berührten, blieb er stehen.
    Aus dem Innern des Schiffes war die unheimliche Gestalt aufgetaucht.
    Begleitet von unheimlichen Nebelschwaden, die ihn wie ein Mantel schützen wollten.
    Dunkel lag der Bauch des Schiffs vor Mandras Augen. Sosehr er sich auch bemühte, erkennen konnte er nichts. Zu seiner Ausrüstung gehörten nicht nur die vier Dolche, er trug auch eine Taschenlampe bei sich, die er loshakte und einschaltete.
    Der Strahl stach eine helle Schneise in die Finsternis, und sein Kegel fiel auf den Boden.
    Mandra glaubte, etwas schimmern zu sehen. Es konnte Wasser sein, das sich dort angesammelt hatte. Eine Bewegung, einen Menschen oder einen Dämon sah er nicht.
    Die Leere des Schiffsbauchs kam ihm schon verdächtig vor.
    Er hätte jetzt kehrtmachen und gehen können. Mandra war kein Typ, der so etwas tat. Er blieb. Was er sich einmal vorgenommen hatte, führte er auch durch. Deshalb wollte er in den Bauch des Schiffs.
    Irgendwie würde er es auch wieder schaffen, an Deck zu klettern.
    Der Inder nahm die Lampe zwischen die Zähne, ging in die Knie und stieß sich ab.
    Für einen Moment hatte er das Gefühl, in die Unendlichkeit zu springen, bis er aufprallte.
    Die Planken dröhnten unter seinem Gewicht. Sie zitterten auch nach.
    Wasser spritzte in die Höhe, und Mandra, der seinen Schwung rasch abfing, huschte sofort zur Seite, um irgendwelchen Gegnern kein Ziel zu bieten.
    Lauernd blieb er in der Finsternis stehen. Die Lukenöffnung über ihm war nur mehr zu ahnen. Ein graues Rechteck, das für Mandra im ersten Augenblick unerreichbar aussah. Durch einen Sprung würde er es nicht schaffen, deshalb wollte er auf seiner Suche auch nach einem Ausweg Ausschau halten, denn es mußte einfach andere Möglichkeiten geben, den Lagerraum zu verlassen.
    Das Fratzengesicht war aus dem Bauch des Schiffs gestiegen. Was hatte es dort gewollt oder zu suchen gehabt?
    Mandra nahm die Lampe und leuchtete.
    Er sah die gebogenen Innenwände der Dschunke. Wie im Bauch eines Riesenfisches gefangen kam er sich vor. Mandra hörte das Klatschen der Wellen gegen die Außenwände, er merkte das leichte Schaukeln des Schiffs und ging weiter.
    Schritt für Schritt tastete er sich vor. In den Rundungen des Schiffsbodens hatte sich Wasser angesammelt. Bei jedem Schritt klatschte es, wenn Mandra hineintrat.
    Gesehen hatte er bisher keinen. Die Begegnung mit dem Fratzengesicht war die einzige geblieben. Er glaubte auch nicht, auf andere Gegner zu treffen. So, wie die Ratten die Dschunke verlassen hatten, hatte sich auch das Fratzengesicht verzogen.
    Man verließ die Stätte des Schreckens…
    Ob das so genau stimmte, wußte Mandra Korab nicht. Er hätte es jedenfalls nicht unterschrieben. Eigentlich rechnete er damit, sich durch einen mit Proviant gefüllten Lagerraum zu bewegen. Dieses Schiff brauchte Nachschub, die Touristen wollten verpflegt werden, und man mußte das Zeug irgendwo unterbringen, doch Mandra sah weder Kisten, Kartons noch kleine Container.
    Und dennoch war etwas auf dem Schiff, das Mandra nicht sah und nicht sehen konnte.
    Geister sind unsichtbar.
    Plötzlich griffen sie ein.
    Mandras Lampe verlöschte!
    Stockdunkel war es. Er selbst hatte nichts zum Verlöschen der Lampe beigetragen. Eine andere Kraft hatte in diesem Fall die Regie übernommen. Er versuchte ein paarmal, die Taschenlampe wieder einzuschalten. Einen Erfolg erreichte er nicht. Die Lampe blieb tot.
    Mandra schüttelte den Kopf. Die Batterie war so gut wie neu. Ein technischer Defekt konnte es nicht sein. Demnach hatten ihm andere Kräfte einen bösen Streich gespielt, der noch nicht beendet war, denn ein Knall ließ ihn zusammenzucken.
    Nach dieser Reaktion stand der Inder wieder still. Er hatte sich leicht geduckt. Selbst er, der einiges hinter sich hatte, konnte nicht vermeiden, daß eine Gänsehaut über seinen Rücken rann. Die offene Luke war sein Ausweg gewesen.
    Man hatte ihm diesen genommen.
    Aber wer?
    Mandra blieb in der Dunkelheit stehen und lauschte. Das plötzliche Verlöschen der Lampe mußte etwas zu bedeuten haben. Hier hatte Magie die Technik überwunden, der Geist des Fratzengesichts hielt sich auch unter Deck.
    Die Ruhe bezeichnete Mandra als die Stille vor dem Sturm. Er hörte jetzt deutlicher das Wasser, das gegen die Bordwand schlug, und er vernahm etwas

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