0325 - Zerberus, der Höllenhund
Er muß unbedingt so rasch wie möglich kommen.«
»Hongkong ist weit«, gab der Pater zu bedenken.
»Macht nichts. John und Suko sollen dort alles liegenlassen.«
»Wenn sie können«, schränkte Sheila ein und verstummte, da es geklingelt hatte. »Ich mache auf.« Sie ging zur Tür. Aus der Diele rief sie: »Es ist tatsächlich die Polizei.«
»Laß sie hochfahren.«
Die Männer kamen mit dem Wagen und parkten ihn vor der großen Doppelgarage. Sie grüßten freundlich, und einer von ihnen schaute Bill prüfend an.
»Was ist denn?« fragte der Reporter.
»Sie habe ich schon mal gesehen.«
»Das ist möglich. Fragt sich nur wo.«
»In einem Zusammenhang mit…«
»Lassen wir das«, erwiderte Bill. »Es hat keinen Sinn. Ich weiß auch nicht, wieso dies passiert ist. Plötzlich stand mein Wagen in Flammen.«
Die Beamten waren skeptisch. »Ohne Grund?«
»Einen Grund wird es gegeben haben. Nur kenne ich ihn nicht«, fügte Bill noch eine Lüge hinzu.
»Selbstentzündung«, murmelte der Pater.
Das nahmen die Polizisten ihm nicht ab. Da Bill Conolly jedoch nicht mit der Wahrheit herausrückte, mußten sie ihm wohl oder übel glauben und zogen schließlich ab, nachdem sie versprochen hatten, auch einen Abschleppwagen zu besorgen.
»Die Hürde haben wir geschafft«, stöhnte Bill.
»Glaube ich nicht«, widersprach seine Frau. »Die kommen wieder, verlaß dich darauf.«
»Mir ist das egal. Sollen sie.«
»Wäre es nicht an der Zeit, sich mit Sir James in Verbindung zu setzen?« schlug Father Ignatius vor.
Bill schaute auf seine Uhr. »Entweder ist er im Club, in seiner Wohnung oder im Büro. Wo soll ich es zuerst versuchen?«
»Im Club«, sagte Sheila.
Dort erwischte Bill den Superintendenten tatsächlich. Erst zeigte sich der Alte wegen der Störung ein wenig grantig. Als er jedoch erfuhr, was geschehen war, änderte sich sein Verhalten, und er war ganz Ohr.
»Deshalb müssen auch John Sinclair und Suko her«, sagte Bill zum Schluß. »Allein werden wir es wohl kaum schaffen.«
»Die beiden sind noch in Hongkong.«
»Können Sie nicht…«
»Es hat dort unerwartete Schwierigkeiten gegeben, wie mir scheint. Ich werde sie auf jeden Fall informieren. Und halten Sie mich ebenfalls auf dem Laufenden.«
»Selbstverständlich, Sir.« Damit war das Gespräch beendet, und Bill legte auf.
»Was hat er gesagt?« fragte Sheila.
»Es wird wohl noch etwas dauern, bis John und Suko hier erscheinen. Solange müssen wir uns allein wehren.«
Sheila nickte. Sie schaute auf ihre Fußspitzen, während sie sagte:
»Wenn ich nur wüßte, was das für ein Hund gewesen ist. Ich komme da überhaupt nicht klar.«
»Ich glaube es zu wissen«, sagte der Pater.
Überrascht schauten die Conolly ihn an. »Und wer ist es, meinen Sie?«
»Der Höllenhund. Zerberus, der Höllenhund. Eine dreiköpfige Bestie, über die oft geschrieben wurde. Zerberus bewacht den Zugang zur Unterwelt oder zur Hölle. So stand es schon in der griechischen Mythologie zu lesen.«
»Zerberus«, murmelte Bill den Namen nach und schaute in sein Whiskyglas, ohne einen Schluck zu trinken. »Sie könnten recht haben, Pater. Er hatte drei Köpfe, und ich sah drei Gesichter des Teufels.« Bill sah wieder hoch. »Das muß er sein!«
»Und was machen wir jetzt?« fragte Sheila.
»Wir werden Nadine suchen«, erklärte Bill. »Ich habe da schlimme Befürchtungen…«
Sheila wurde bleich.
***
Die Wölfin hatte die Gefahr gespürt, von einem Augenblick zum anderen war sie dagewesen. Sie befand sich zwar nicht in der unmittelbaren Nähe, doch ihr Vorhandensein war nicht zu leugnen. Und Nadine merkte, daß sie alles daransetzen mußte, um die Gefahr von dem Haus und dem Jungen fernzuhalten.
Johnny konnte nicht verstehen, daß ihr gemeinsames Spielen so abrupt unterbrochen wurde. Er rief Nadine noch nach, doch die Wölfin verschwand mit mächtigen Sätzen zwischen den Büschen an den Grenzen des Conollyschen Grundstückes.
Zurück blieb ein enttäuschtes Kind.
Nadine begann zu suchen. Obwohl ihre Augen einen menschlichen Ausdruck besaßen, sah sie in der Nacht so gut wie eine Katze.
Die Gefahr war für Nadine wie ein Peilstrahl. Sie brauchte ihm nur zu folgen, um genau an den Punkt zu gelangen, wo sich die teuflische Magie zusammenballte.
Schon bald hatte sie das Grundstück verlassen, hielt sich aber in Deckung der anderen Gärten, weil sie auf keinen Fall zu früh entdeckt werden wollte.
Es sah sie auch niemand. Sie wurde weder von einer menschlichen
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