0325 - Zerberus, der Höllenhund
das Böse und gleichzeitig das Gute. Kataya konnte manipuliert werden, es entstand aus Gedanken oder den Abgründen der Seele, und es war der letzte Wunsch des sterbenden Fratzengesichts gewesen, Kataya, diesen jahrtausendealten Zauber, wiederzuerwecken.
Er wurde erweckt, wir kämpften dagegen an und hätten verloren, wenn Shao nicht gewesen wäre, die durch die Kraft der Sonnengöttin in der Lage war, Kataya zu bekämpfen.
Es war ihr gelungen, das Böse wieder zurückzustoßen. Damit war auch unser Job in Hongkong beendet.
London wartete auf uns!
Und wie es wartete, denn ein Telefongespräch mit meinem Chef, Sir James, hatte mir klargemacht, daß die Conollys in Schwierigkeiten steckten und wir dringend erwartet wurden. Worum es im einzelnen ging, wußten wir nicht. Das würden wir nach der Landung erfahren.
Es war ein verflixt langer Flug von Hongkong nach London. Er hatte aber auch einen Vorteil, denn wir konnten den lange entbehrten Schlaf endlich nachholen.
Ich war ebenfalls erschöpft und schlief tatsächlich tief und traumlos ein. Nur zu den Mahlzeiten wurde ich geweckt, und auch bei den Zwischenlandungen.
Dennoch fühlte ich mich nicht völlig ausgeschlafen, als wir unsere Heimat erreichten. Der Zeitunterschied hatte sich doch bemerkbar gemacht und steckte mir in den Knochen.
»Wie geht es euch?« fragte ich meinen Freund.
»Gut.«
Shao strich die langen Haare zurück. »Irgendwie habe ich das Gefühl, als läge hinter mir ein Traum und keine Realität.« Sie hob die Schultern.
»Vielleicht ist es sogar besser, wenn ich das als einen bösen Traum ansehe. Was meint ihr?«
»Da kannst du recht haben«, sagte ich.
Suko war da anderer Meinung. »Nur wird dich der Traum auch weiterhin begleiten.«
»Wieso?«
Erstaunt schaute der Inspektor seine Freundin an. »Glaubst du denn im Ernst, daß die Geschichte mit dem Fratzengesicht schon vorbei ist?«
»Für den Augenblick.«
»Mehr auch nicht.« Suko wandte sich an mich. »Was hast du denn für eine Ansicht, John?«
»Die gleiche.«
Shaos Gedankensprung führte schon weiter. »Ihr glaubt, daß ich bestimmt noch einmal die Kraft der Sonnengöttin brauche.«
»Auf jeden Fall.«
»Wenn es Mandra etwas hilft, immer.« Shao hob die Schulter.
»Obwohl es nicht einfach ist. Eine Beschwörung kostet immer viel Kraft. Dabei gebe ich meine eigene Persönlichkeit auf. Ich weiß anschließend kaum, was geschehen ist. Es liegt alles wie unter einer gewaltigen Nebeldecke. Vielleicht komme ich mal so weit, daß sich der Nebel lichtet.«
Suko berührte mit seinen Fingerspitzen ihre rechte Wange. »Ich hoffe nicht. Dann wärst du nicht mehr die, die du bist und an die ich mich so gewöhnt habe. Ich will keine Sonnengöttin als Freundin, sondern einen Menschen namens Shao.«
»Danke.«
Wir näherten uns bereits dem Flughafen. Der übliche Vorgang lief ab.
Rauchen einstellen, anschnallen, denn die Landung wurde vorbereitet.
Langsam schwebte der große Metallvogel nach unten. Ich war froh dabei, bald wieder Londoner Boden unter den Füßen zu haben. Asien hatte uns lange genug aufgehalten. Zudem stand uns in London noch einiges bevor. Sir James hatte zwar am Telefon nur Andeutungen gemacht, doch ich glaubte fest daran, daß es für uns nicht leicht werden würde.
Meine Gedanken kehrten zu dem »Bild« zurück. Ich würde es in meine Wohnung stellen. Vielleicht war es die letzte Erinnerung an Mandra.
Ein von einem Messer zerkratztes Gesicht. Shao hatte es mit der Klinge malträtiert. Einen Vorwurf konnten wir ihr nicht machen, denn sie hatte fest unter dem Bann des Kataya gestanden.
Glatt verlief die Landung. Wir brauchten auch nicht durch die Kontrollen, es war alles organisiert, und Sir James hatte einen Wagen geschickt, dessen Fahrer uns zum Yard brachte.
Dort wurden wir erwartet.
Sir James stand hinter seinem großen Schreibtisch wie ein Feldherr. Er schaute uns an, wir sahen das feine Lächeln auf seinen Lippen und wußten sofort, daß er froh war, uns wiederzusehen. Mehr Gefühle zeigte er dabei nicht.
Danach begrüßte er uns per Handschlag und fragte nach Einzelheiten.
»Aber bitte, fassen Sie sich trotzdem kurz.«
Das taten Suko und ich bei unserem Bericht. Zum Abschluß legte ich dem Superintendenten den Beweis vor.
Als ich den Deckel des Koffers aufklappte, zitterten meine Hände.
Auch im Hals hatte ich ein trockenes Gefühl bekommen. Es kostete mich Überwindung auf das Gesicht zu schauen, und selbst Sir James wurde blaß. Er geriet ins
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