0325 - Zerberus, der Höllenhund
aufgeben. Jetzt nicht mehr.
Wieder spaltete ein Blitz die gewaltige Wolkenbank. Für eine winzige Zeitspanne zuckte eine fahle Helligkeit über den aufgewühlten See. Che sah die kurzen, heftigen Wellen, er erkannte die Schaumkämme, aber sah auch noch mehr.
Die auf den Wellen tanzenden Köpfe der Hunde!
Und das dicht bei ihrem Boot.
Für einen Moment wollte sein Herzschlag aussetzen. Sein Optimismus zerbrach, und er wußte, daß ihre Fluchtchance weiter sank.
Diese verdammten Bestien konnten schwimmen. Und nicht nur das.
Sie nutzten geschickt das Schlagen der Wellen aus und ließen sich an das Boot herantreiben.
Es war nur mehr eine Frage der Zeit, wenn sie es enterten.
Und das geschah. Plötzlich huschten zwei Körper aus dem Wasser.
Pfoten schlugen gegen die schmale Bordwand. Die Kraft drückte das Boot zur Seite, Wellen liefen über, und Che konnte nicht länger am Ruder bleiben, er mußte herum.
Dabei schnappte er sein Gewehr.
Die Schreie der Frauen warnten ihn. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Che stellte sich den Bestien, während das Boot führerlos über den sturmgepeitschten See trieb…
***
Der Hund hätte mich voll erwischt, wenn es mir nicht gelungen wäre, meine Fäuste vorzustoßen. So traf ich mit beiden Händen die Brust des Tieres und räumte es zur Seite.
Er klatschte auf die Bordwand, bekam Übergewicht und verschwand im kochenden Wasser.
Auch Bill hatte den Vorgang mitbekommen. »Wo einer ist, gibt es bestimmt noch mehr!« schrie er.
Da war ich seiner Meinung.
»Hast du den Blick gesehen, John?«
»Nein.«
»Ich aber.« Bill nickte heftig. »So schauen Zombies, John.«
»Meinst du, daß wir es hier mit Zombie-Hunden zu tun haben?«
»Ich gehe davon aus.«
Wenn Bill das sagte, wollte ich es glauben. Sollte es tatsächlich der Fall sein, mußten wir mit den geweihten Silberkugeln gegen diese Bestien angehen.
»Achtung, John!« Ich hörte Sukos Stimme. »Da ist ein zweites Boot. Es kommt von der Insel.«
»Und die Hunde?«
»Sind auch da. Die greifen dort an!«
Nicht nur das Boot wurde angegriffen, auch wir. Einen hatte ich zurückgestoßen, der nächste Hund folgte. Wieder ließ er sich geschickt von einer Welle hoch zur Bordwand tragen, da schoß Bill.
Ich sah, wie die Silberkugel einschlug. Der Körper des Hundes zuckte.
Das Maul stand offen, ein schauriger Heulton drang hervor. Ich wußte, daß es ein Todesheulen war.
Der Hund fiel wieder ins Wasser, und wir konnten zuschauen, wie er sich auflöste.
Das Fell wurde vom Wasser weggeschwemmt, so daß wir das bleiche Knochengerüst sahen.
Also doch Zombies!
Bill warf mir einen wilden Blick zu und nickte heftig. »Dahinter steckt der Satan« rief er.
Ich widersprach nicht.
»John!« Suko meldete sich wieder. »Wir kommen näher, aber die anderen drei haben Ärger, Wir müssen zu ihnen und versuchen, sie in unser Boot zu nehmen.«
»Einverstanden!«
»Okay, ich versuche es!«
Es war nicht einfach, in dieser kochenden Hölle aus Wasser, Blitz und Donner einen exakten Kurs zu halten. Immer wieder hieben Wellen gegen die Bordwände, schüttelten uns durch und trieben uns ab.
Der kleine Motor kämpfte hart, aber auch er konnte nicht alles schaffen.
So rollten und stampften wir weiter. Einmal in ein Wellental, dann wieder, während wir versuchten, die Wasserfläche abzusuchen und nach unseren Gegnern Ausschau zu halten.
Hin und wieder tauchte ein Hundekopf auf. Zu schnell aber, um ihn mit einer Kugel treffen zu können. Wir waren jetzt so nahe an die Insel herangekommen, daß wir trotz der Düsternis einiges von dem erkennen konnten, was sich auf dem Eiland abspielte.
Der Wind peitschte auch über die Insel hinweg. Er fuhr in das hoch wachsende Sumpfgras und bog es so weit um, daß die Spitzen fast den Boden berührten. Auch die biegsamen Zweige der Buschruten bogen sich und peitschten wieder zurück. Die Wellen rollten ans Ufer, und gleichzeitig überschwemmten sie auch den von der Insel abführenden Steg. An seinem Ende sah ich die Gestalt!
Es war ein hochgewachsener dunkelhaariger Mann, den ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte. Mir kam er vor wie eine Gestalt innerhalb eines Schattenspiels. Immer dann, wenn ein Blitz die Insel in seine unnatürliche Helligkeit tauchte, war er besser zu sehen, um einen Moment später, wenn der Blitz verlöscht war, in die Dunkelheit einzutauchen.
Ich hielt dabei den Atem an, und ich wußte, daß ich dort auf der Insel den Initiator dieses Höllenspiels vor mir
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