0325 - Zerberus, der Höllenhund
der andere?
Ich wischte mir das Wasser aus dem Gesicht, mein Blick klärte sich, und ich schaute nach vorn.
Er war verschwunden.
Dafür trat das ein, womit ich schon lange gerechnet hatte. Es begann zu regnen, und es schüttete dabei wie aus Eimern.
Ich aber machte mich auf den Weg, um einen Mann zu suchen, dessen Namen ich nicht einmal kannte, wobei ich zusätzlich hoffte, auch auf Zerberus, den Höllenhund zu treffen…
***
Für die drei im Boot hockenden Menschen war es grauenhaft. Ihr Kahn trieb steuerlos über das Wasser. Sie waren gezwungen, sich um die gefährlichen Killerhunde zu kümmern, und das andere Boot, dessen Insassen ihnen eventuell hätte Hilfe bringen können, war einfach zu weit entfernt, als daß von ihm Unterstützung zu erwarten gewesen wäre.
Che de Laga wuchs in den nächsten Sekunden über sich selbst hinaus.
Er wußte genau, daß er an dieser Aufgabe auch verzichten konnte, aber es gab keinen anderen Weg für ihn.
»Weg da!« schrie er den beiden Frauen zu. »Aus dem Weg, ich muß schießen, verdammt!«
Die Mädchen taten das einzig richtige, wobei Else die besseren Nerven zeigte. Sie warf sich zu Boden und zog Marion Ross gleich mit. So preßten sie sich auf die nassen Planken, drückten ihre Handflächen gegen das Holz und gaben durch diese Haltung dem Mann am Bug freies Schußfeld.
Das brauchte er auch.
Er schoß.
Es war ein Schnellfeuergewehr, und Che hatte die Waffe auf Dauerfeuer gestellt. Dabei kniete er, hielt das Gewehr hart umklammert.
Sein Gesicht war verzerrt, in seinen Augen leuchtete es, und sein wilder Optimismus bekam im nächsten Augenblick einen Dämpfer, weil das führerlose Boot zu einem Spielball der Wellen wurde.
Sie rollten heran, packten es, schleuderten es zur Seite, es stellte sich hoch, drehte sich noch, und die knatternde Garbe aus der Waffe wischte über die Köpfe der beiden im Boot lauernden Bestien hinweg.
Vor Wut schrie der Mann auf. Damit hatte er nicht gerechnet. Auch die Hunde mußten den Unbillen der Weilen Tribut zollen. Sie schafften es nicht, sich in eine genaue Sprunghaltung zu stellen, denn durch das tanzende Boot wurden sie immer von einer Seite zur anderen geschleudert, so daß sie wie Kegelfiguren über die nassen Planken rutschten.
Che war gegen die Backbordwand gefallen. Dort stützte er sich für einen Moment ab, während eine Welle gegen den Kahn rollte und wie eine Riesendusche Spritzwasser über die Wand jagte.
Wieder schoß er.
Diesmal erzielte er Treffer.
Die Kugeln hieben in das nasse, glänzende Fell eines Hundekörpers.
Sie schüttelten ihn durch, rissen Wunden, aus denen eine dunkle Flüssigkeit rann. Der Hund brach zusammen.
Che lachte wild auf. Von diesem Erfolg beflügelt, drückte er die Mündung der Waffe zur Seite, feuerte abermals und schaffte auch die zweite Bestie.
Bei ihr traf er den Bauch.
Dann mußte er mit Schrecken feststellen, daß die Tiere auf diese Art und Weise nicht umzubringen waren, denn der erste Hund, der von der Garbe erwischt worden war, kam wieder auf die Füße.
Er schüttelte sich, knurrte und schaute aus gelblich schimmernden Augen die beiden auf den Planken liegenden Frauen an.
Che de Laga war klar, was die Bestien wollten. Wie konnte er es verhindern?
Zunächst einmal sorgte eine Welle dafür. Sie rollte so schwer und wuchtig heran, daß sie das Boot fast um die eigene Achse schleuderte und sich diese Kraft auch auf Mensch und Tier übertrug.
Nicht allein Che kippte, die Hunde ebenfalls. Einer hatte sich schon im Sprung befunden und wuchtete gegen die Bordwand. An einer Stelle, die sich zwischen Che und den Frauen befand. Ungefähr in der Mitte.
Der Hund konnte beide mit einem Sprung erreichen.
Marion drehte durch.
Ihre Nerven machten einfach nicht mehr mit, und sie begann gellend zu schreien, denn sie sah auch die Bestien in ihrer Nähe. Dabei schüttelte sie den Kopf, die langen Haare flogen, und im selben Augenblick öffnete der Himmel seine Schleusen.
Es war ein Gewitterregen, wie man ihn sich schlimmer nicht vorstellen konnte. Die Natur schlug voll zurück. Im Nu bildeten See, Himmel und Landschaft eine einzige graue Fläche, in der Konturen nicht mehr auszumachen waren und alles verschwamm.
Die Hunde hatten sich wieder gefangen. Obwohl das Boot schaukelte und schwankte, schafften sie es, sich besser auf ihren vier Beinen zu halten. Das wußte auch Che de Laga.
Er mußte etwas tun.
Es war schon Todesmut, mit dem er sich auf die Hunde stürzte. Dabei wollte er
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